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Mit dem Thema «Musik und kulturelle Identität» setzt sich der XIII. Internationale Kongress der Gesellschaft für Musikforschung auseinander. Dazu werden rund 800 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern aller Kontinente vom 16. bis 21. September in Weimar erwartet.
Weimar (ddp-lth). Der Kongress verstehe sich als eine Bestandsaufnahme des Spektrums der gesamten Musikkultur einschließlich Rock, Pop und Jazz, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Musikforschung und wissenschaftliche Leiter der Tagung, Detlef Altenburg, am Donnerstag in Weimar. Die Wissenschaftler befassten sich im interdisziplinären und im Dialog mit einer breiten Öffentlichkeit mit den historischen, systematischen und aktuellen kulturpolitischen Aspekten.Beispielsweise wollen sie der Frage nachgehen, ob unter anderem im Zuge der EU-Osterweiterung in Europa historisch gewachsene Traditionen verwischen und ein «kultureller Einheitsbrei» zu erwarten sei. Darüber hinaus sollen grundsätzliche Fragen, etwa zu Kontinuität und Wandel in der Musik, sowie konkrete Themen, beispielsweise zum Starkult in der Musik, zum Missbrauch der Musik in totalitären Staaten und das politisch heikle Thema der Rolle der Musik in amerikanischen Fernsehsendungen zum Irak-Krieg diskutiert werden.
Weimar sei ganz bewusst als Veranstaltungsort gewählt worden. Dort hätten beispielsweise Johann Gottfried Herder mit seinen «Stimmen der Völker» und Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Begriff der «Weltliteratur» sowie Franz Liszt mit seiner darauf aufbauenden Konzeption einer «Weltmusik» Wegmarken gesetzt für die Beschäftigung mit der kulturellen Identität des Anderen. Weimar stehe jedoch auch für die «furchtbare Erfahrung einer Identitätsbewahrung durch Musik in der auf die psychische und physische Identitätsvernichtung ausgerichtete Wirklichkeit des Konzentrationslagers Buchenwald».
Der von der in Kassel ansässigen Gesellschaft für Musikforschung gemeinsam mit der Weimarer Hochschule für Musik veranstaltete Kongress setzt zugleich den Schlusspunkt unter das diesjährige Weimarer Kunstfest. Er wartet im Rahmenprogramm mit seltenen musikalischen Genüssen auf. Dazu gehört «ausgegrabene» und eigens für Weimar übertragene Osmanische Kunstmusik aus Istanbuler Musikhandschriften der Goethezeit ebenso wie eine Oper aus China.
Pressemeldung im Original:
Unter der Schirmherrschaft des Thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus lädt die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar zum XIII. Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung (GfM) vom 16. bis 21. September 2004 nach Weimar ein. Der Kongress mit dem Thema "Musik und kulturelle Identität" wendet sich neben Musikwissenschaftlern u. a. auch an Musikpädagogen, Kulturwissenschaftler, Historiker, Politologen, Psychologen und Soziologen. Rund 800 Teilnehmer werden erwartet, darunter 380 Referenten aus mehr als 30 Ländern, die sich im interdisziplinären Dialog mit den historischen, systematischen und aktuellen kulturpolitischen Aspekten dieses Themas auseinandersetzen.
Das breite Spektrum des Kongresses reicht von grundsätzlichen Fragestellungen wie "Kontinuität und Wandel in der Musik" über spezielle Themen wie die "Mitteldeutsche Residenzkultur", des Starkultes in der Musik, des Missbrauchs der "Musik in totalitären Staaten" bis hin zur "Musik im kalten Krieg". Auch politisch heikle Themen die wie Instrumentalisierung der Musik in amerikanischen Fernsehsendungen zum Irak-Krieg werden nicht ausgespart. Ein Schwerpunkt liegt auf den musikalischen Jugendkulturen der Gegenwart sowie den konkreten Konsequenzen der Globalisierung für die Musikkultur. Zudem gewinnt im Zeichen des zusammenwachsenden Europas der Regionen die Frage nach der Bedeutung der Musik für die kulturelle Identität eine neue Aktualität.
Als Podiumsdiskussionen konzipierte zentrale Roundtables, dazu Referate und Diskussionen in den insgesamt 24 Symposien sowie Freie Referate und Forschungsberichte befassen sich mit den unterschiedlichen Thematiken. Für die drei öffentlichen Vorträge konnten die Wissenschaftler Peter Gülke, Bassam Tibi und Klaus Manger gewonnen werden. Ganz bewusst wurde für diesen Kongress Weimar als Veranstaltungsort ausgewählt, wo mit Herders "Stimmen der Völker" und Goethes Begriff der "Weltliteratur" Wegmarken für die Beschäftigung mit der kulturellen Identität des Anderen gesetzt wurden.
Die den XIII. Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung flankierenden Konzerte sind weit mehr als ein bloßes Rahmenprogramm. Es erklingt u. a. Osmanische Kunstmusik der Goethezeit mit dem Ensemble Ayangil aus Istanbul, die in Istanbuler Archiven entdeckt und eigens für die Weimarer Aufführung aus den Originalquellen übertragen wurde. Ein weiterer musikalischer Höhepunkt sind originale Kostproben chinesischer Opernkunst: Die Beifang-Kunqu-Truppe aus Peking führt vier Kunqu-Einakter auf, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Das Eröffnungskonzert des Kongresses am 16. September um 20:00 Uhr in der Weimarhalle unter der Leitung von Peter Gülke ist eine Koproduktion mit dem Kunstfest Weimar, das auch in weiteren Konzerten mit dem Kongress kooperiert.
Nähere Informationen zu Inhalten und Anmeldungsregularien erhalten Sie über:
Kongressbüro Weimar: Tel. 03643 - 555 197, Fax 03643 - 555 233
E-Mail: org-kongress [at] hfm-weimar.de (org-kongress[at]hfm-weimar[dot]de)
Internet: www.hfm-weimar.de/gfmkongress2004