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Halbszenische Aufführung der „Minioper“ Serenata a tre von Antonio Vivaldi in der Hochschule für Musik und Theater Leipzig +++ Solisten und Barockorchester der Fachrichtung Alte Musik sowie Studierende der Hochschulen Vicenza, Cosenza (Italien), Berlin, Dresden und Weimar
Leitung: Susanne Scholz (HMT Leipzig)Montag, 16.4.2007, 19.30 Uhr, Grassistraße 8, Großer Saal
Serenata a tre von Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Halbszenische Aufführung
Karten zu 7,50 € (ermäßigt 5,50 €)
Handlung
Die schöne Nymphe Eurilla (Anastasia Peretyahina) versucht bislang vergeblich, den lebensfrohen Hirten Alcindo (Joszef Gal) mit ihren Reizen zu betören. Wird sie es mit Hilfe ihrer Freundin Nice (Heidi Maria Taubert) am Ende schaffen, Alcindo von den Schönheiten und Vorzügen der Liebe zu überzeugen oder wird gar Alcindo am Ende der Verlierer sein?
Zum Werk
Die „Serenata a tre“ ist eine von drei, in Musik erhaltenen serenate von Antonio Vivaldi, einer Art Minioper, die fernab der Opernbühne (also ohne Bühnenbild und Maschinen) aufgeführt wurden. Der Widmungsträger, Monsieur de Mar. du Toureil, ist eine nicht aufzufindende Figur, kein Adelstitel dieses Namens ist je vergeben worden. Auch das Entstehungsdatum ist nicht klar und nur zwei von Vivaldi in einem anderen Werk wieder verwendete Arien weisen auf das Jahr 1719 hin.
In diesem Jahr starb in Rom in den Händen der Inquisition ein aus Frankreich ausgewiesener Priester mit Namen Toureil, der der verfolgten Gruppe der Janseniten angehörte. Eine Theorie über den Anlass und die Auslegung des Librettos der „Serenata a tre“ verfolgt diesen Gedanken und lässt den freiheitsliebenden und in manchen seiner Schriften fast revolutionären Vivaldi seine serenata dem zu Tode gequälten Priester widmen und stellt so eine allegorische Verbindung der 3 Figuren der serenata mit dem Drama des Priesters Toureil her. Demnach verkörperten Eurilla die Kirche, Nice die Inqisition und Alcindo den jansenitischen Priester selbst.
Ob man dieser Theorie Glauben schenkt oder nicht, bei der „Serenata a tre“ handelt es sich auf alle Fälle nicht um ein liebliches Schäferspiel mit um Liebe buhlenden Nymphen und Hirten, die sich am Ende glücklich in den Armen liegen und damit den Idealen des Barock des 18. Jahrhunderts entsprechen, die die Unschuld der Natur der Dekadenz des höfischen Lebens vorziehen. Die Handlung der „Serenata a tre“ findet kein „lieto fine“ („happy end“), ein absolutes Muss in dieser Zeit. Sondern der Held wird für seine Freiheitsliebe bestraft und die Wortwahl ist sehr kräftig: „Bestraft ihn, zerreißt und tötet ihn ...“ – die Sprache der Nymphen klingt sonst anders ...
Zur Aufführung
In Vorbereitung der Aufführung fanden mehrere Seminare statt:
Sharon Weller (Basel) hielt eine hochschulöffentliche Einführung in die Kunst der barocken Gestik und studierte mit den Sängern die Gestik ein.
Alessandro Ciccolini (Italien) stand bei einer Probenphase als Spezialist für den Kompositionsstil und das Werk Antonio Vivaldis zur Verfügung.
Claudia Nauheim (Leipzig), in der Fachrichtung Alte Musik für das Fach Notationskunde verantwortlich, hielt Kurse für die Instrumentalisten, die aus der autographen Partitur ihre Stimme abzukopieren hatten.
Wir freuen uns, dass auch dieses Jahr zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland bei dem Opernprojekt der Fachrichtung Alte Musik mitwirken, so Studierende aus den Hochschulen von Cosenza und Vicenza (Italien), Berlin, Dresden und Weimar.
Weitere Aufführung:
22. Juni 2007, 19.30 Uhr, Zimeliensaal des Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig
Quelle: HfMT Leipzig