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Berlin (ddp). Die endgültige Fassung der Rechtschreibreform kann jetzt von den Ländern an den Schulen umgesetzt werden. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer segneten auf ihrer Konferenz in Berlin die Schreibregeln ab, wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) am Donnerstag sagte.
Es sei an der Zeit, die Reform in Kraft zu setzen. Die Änderungen seien eine «erhebliche Verbesserung», betonte er. Damit wird es erstmals seit der Reform von 1996 wieder eine deutschlandweit einheitliche Rechtschreibung geben. Damit die Änderungen am 1. August in Kraft treten können, müssen die Länder noch entsprechende Verordnungen erlassen.
Rüttgers und sein niedersächsischer Amtskollege Christian Wulff
(CDU) betonten, es sei zu hoffen, dass über künftige Änderungen der Rechtschreibung nicht mehr die Politik entscheiden müsse. Wulff nannte die gesamte Diskussion um die Rechtschreibreform «ein Fiasko».
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte Anfang März den Änderungsvorschlägen des Rates für deutsche Rechtschreibung zugestimmt. Die Empfehlungen, darunter vor allem Regelungen zur Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Silbentrennung und Zeichensetzung, hatte der Rat unter Vorsitz des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU) in einem Zeitraum von rund einem Jahr ausgearbeitet.
Nach Ansicht von Wulff sollte die Politik die Kompetenz für die Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung künftig beim Rat für Rechtschreibung belassen. «Es ist viel Chaos angerichtet und bisher keines der Ziele der ursprünglichen Absichten erreicht worden», sagte er. Die Rechtschreibung sei nicht klarer und einfacher geworden, es gebe nicht weniger, sondern mehr Fehler. «Jetzt haben wir einen Kompromiss, bei dem zumindest die Richtung stimmt, um die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung annäherungsweise zu erhalten", fügte Wulff hinzu.
Die »orthographische Krise« ist nach Wulffs Ansicht damit aber nicht überwunden, der Rechtschreibfrieden noch nicht hergestellt. »Letztlich können wir nur hoffen, dass sich in den nächsten Jahren in der Arbeit des Rates für Rechtschreibung häufig die seit Jahrzehnten bewährte Rechtschreibung wieder durchsetzten wird«, sagte Wulff.
Die Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche betonte, die ursprüngliche Rechtschreibreform sei »ein großer Fehler« und habe bisher in den Schulen und bei der Bevölkerung nur zu Verwirrung und Unsicherheit geführt. Zwar kranke auch die jetzige Reform an Ungereimtheiten, es sei aber richtig, die Korrekturempfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu beschließen, um den Zickzack-Kurs zu beenden.
Angelika Rausch