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Prekäre Berufssituation für Lehrbeauftragte in Baden Württemberg

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Die Lehrbeauftragten baden-württembergischer Musikhochschulen befinden sich in einer schwierigen Situation und wollen mit einem Konzert darauf aufmerksam machen. Bereits zwanzig Jahre dauert der Prozess der Verhandlungen um die Position der Lehrbeauftragten.


"Vexations" - Konzert zur Situation der Lehrbeauftragten der baden-württembergischen Musikhochschulen

Lehrbeauftragte baden-württembergischer Musikhochschulen führen von Montag 25. Juni 2007, 19 Uhr bis Dienstag, 26. Juni 2007 nachmittags mit Unterstützung von Professoren und Studierenden Eric Saties monumentales Klavierwerk "Vexations" im Velte-Saal in Schloss Gottesaue auf. Der Eintritt ist frei, die Hochschule ist während der gesamten Zeit für Zuhörer geöffnet. Das Konzert wird auch im Internet per Live-Stream unter www.hfm-karlsruhe.de übertragen.

Mit der Aufführung der "Vexations" (dt. Quälereien) möchten die Lehrbeauftragten der baden-württembergischen Musikhochschulen – insbesondere der Hochschule für Musik Karlsruhe – auf ihre äußerst schwierige Berufssituation und die seit langem herrschenden Missstände in der Beschäftigung aufmerksam machen. Die Dauer der Aufführung (ca. 20 Stunden) steht symbolisch für den langwierigen Prozess der Verhandlungen um die Position der Lehrbeauftragten.

Seit 20 Jahren sind die Bezüge der Lehrbeauftragten, die einen wesentlichen Teil, ca. 40-50 Prozent des Lehrkörpers an Musikhochschulen stellen, nicht erhöht worden. Die Stundensätze liegen teilweise unter denen der Musikschullehrer, hochqualifizierte Pädagogen und Musiker kehren inzwischen den Musikhochschulen aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen den Rücken. Die Hochschulen können, da sie vom Ministerium keine zusätzlichen Mittel für die Lehre erhalten, die bereits seit über 10 Jahren zugesagte Erhöhung der Bezüge von 30 Prozent nicht durchführen.

Die Vertragssituation der Lehrbeauftragten ist prekär: obwohl sie Aufgaben von Professoren und Angehörigen des Mittelbaus (Dozenten) übernehmen, an Aufnahme- und Abschlussprüfungen teilnehmen und in den Gremien der Hochschulen mitarbeiten, erhalten sie nur zum Semesterende die Vergütung für das ganze Semester und keinerlei Sozialleistungen wie Renten- oder Krankenversicherungsbeiträge. Die Verträge werden lediglich semesterweise vergeben, obwohl sie ihre Studierenden in der Regel vom ersten bis zum letzen Semester begleiten. Im Jahr 2003 wurde zudem die Obergrenze der Wochenstunden von 9,5 auf 8 gekürzt.

Einen kleinen Lichtblick in dieser schwierigen Situation haben die Hochschulen den Lehrbeauftragten, Kanzlern und Rektoren zu verdanken, die erreicht haben, dass bestimmte Verwaltungsvorschriften aufgehoben wurden. Die Hochschulen erhalten zwar nicht mehr Mittel von den Ministerien, können aber frei und flexibel über die vorhandenen Gelder entscheiden.

Ohne die Lehrbeauftragten wären die Musikhochschulen nicht in der Lage, ihren Unterrichtsbetrieb aufrecht zu erhalten. Die Lehrbeauftragten möchten dennoch nicht streiken, da die Lehre und ihre Studierenden ihnen wichtig sind. Mit den „Vexations“ werden sie ein Zeichen setzen und mit einem "musikalischen Streik" die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren. Sie rufen die Ministerien nochmals dazu auf, in dieser Angelegenheit Farbe zu bekennen.

Quelle: Hochschule für Musik Karlsruhe