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Prominente Schriftsteller und Politiker haben die Rechtschreibreform scharf kritisiert und gefordert, zur alten Schreibweise zurückzukehren.
Hamburg (ddp). Der Schweizer Autor Adolf Muschg («Im Sommer des Hasen») sagte der «Bild»-Zeitung (Freitagausgabe): «Die Rechtschreibreform sollte sofort gestoppt werden. Sie ist unnötig wie ein Kropf und hat keine Verbesserung gebracht, sondern nur mehr Unsicherheit geschaffen.»Auch Martin Walser («Ehen in Philippsburg») würde «sich freuen», wenn die Reform zurückgenommen würde. Er beklagt: «Die Idee dieser Reform wurde aus bürokratischem Müßiggang geboren.» Walser hat die neuen Regeln wie viele andere Autoren boykottiert, erklärt: «Ich schreibe weiter, wie ich will.» Der Schriftsteller Georg Klein («Barbar Rosa») bemängelt in der Zeitung: «Die so genannte Rechtschreibreform war weniger als halbherzig.» Es sei keine Schande, etwas Missratenes aus der Welt zurückzurufen.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) lehnt Korrekturen an der umstrittenen Rechtschreibreform ab. Das in den 90er Jahren beschlossene Regelwerk müsse vollständig außer Kraft gesetzt werden, sagte Wulff dem «Münchner Merkur» (Freitagausgabe). Er fügte hinzu: «Die Rechtschreibreform war abwegig. Sie ist gescheitert. Wiederbelebungs- oder Rettungsversuche sind aussichtslos. Wir sollten darum jetzt die Reset-Taste drücken und an den Anfang zurückkehren.» Mit leichten Korrekturen sei es nicht getan. Die Sprache müsse «aus den Fesseln der Reform befreit werden».
Wulff zeigte sich zuversichtlich, dass in der Ministerpräsidenten-Konferenz im Herbst über eine Rücknahme der Reform verhandelt werden könne. Sein Ziel sei eine parteiübergreifende Initiative. Bedenken von Lehrerverbänden, eine Rücknahme der Reform würde zu einem Chaos an den Schulen führen, wies Wulff zurück: «Ich bin mir sicher und mit vielen Experten absolut einig, dass das Chaos jetzt tobt und erst ein Ende findet, wenn diese Reform abgewendet ist.»
Außerdem forderte er die Bundesregierung auf, sich mit der Ziel der Rücknahme der Rechtschreibreform mit den Regierungen von Österreich und der Schweiz abzustimmen. «Dann ließe sich die Sache schnell beenden», sagte der CDU-Politiker der in Dresden erscheinenden «Sächsischen Zeitung» (Freitagausgabe).
Auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), spricht sich für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung aus. Böhmer sagte MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt, er habe die Rechtschreibreform von Beginn an für einen Irrweg gehalten. «Wenn ich versucht habe, sie anzuwenden, hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dachte, das kann ja nur falsch sein», sagte er. Für ihn wäre eine Abkehr von der neuen Schreibweise deshalb kein Problem.