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Schulmusiker werfen Zöllner «Unkenntnis der schulischen Realität» vor

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Front gegen Fusion - Schulmusiker werfen Zöllner «Unkenntnis der schulischen Realität» vor - Podiumsdiskussion im Staatstheater


Mainz/Esslingen (ddp-swe). Im Streit um die geplante Orchesterfusion in Rheinland-Pfalz verhärten sich die Fronten. Der Verband Deutscher Schulmusiker (vds) warf dem rheinland-pfälzischen Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) am Montag Verantwortungslosigkeit gegenüber dem schulischen Musikunterricht vor. Auch der Intendant des Mainzer Staatstheaters, Georges Delnon, bekräftigte erneut, für das Mainzer Orchester kämpfen zu wollen. Kritisch zu Wort meldete sich zudem der Mainzer Domkapellmeister Mathias Breitschaft.

Zöllner hatte in seinem Reformvorschlag eine Fusion des Orchesters des Mainzer Staatstheaters mit der Staatsphilharmonie in Ludwigshafen ins Gespräch gebracht. Im Zuge der Fusion würden 40 Orchesterstellen wegfallen. Zudem sollen bei der Rheinischen Philharmonie in Koblenz noch einmal 20 Stellen aus Spargründen gestrichen werden.

Der vds protestierte in einem am Montag veröffentlichten Schreiben an den Minister vor allem gegen Zöllners Idee, die entlassenen Musiker in den Schuldienst zu schicken. Diese «Rechnung» sei «offensichtlich in Unkenntnis der schulischen Realität und ohne pädagogische Sensibilität» gemacht worden, kritisierte der vds-Bundesvorsitzende Hans Bäßler in dem Schreiben.

Musiklehrer hätten sich durch ein langjähriges musikpädagogisches Fachstudium samt Referendariat «für den Berufszweig Schule qualifiziert» und damit «vollkommen andere Kompetenzen als ein Orchestermusiker», heißt es in dem Brief. Mit einer «künstlerischen Hochqualifizierung allein auf dem Instrument» könne keine «verantwortliche Ausübung des immer anspruchsvolleren Lehrberufes erfolgen». Musikunterricht sei heute «mehr als eine Stunde singen und das Konzert zum Schulfest», unterstrich Bäßler. Der vds will deshalb zum bundesweiten Protest gegen die Pläne aufrufen.

Intendant Delnon kündigte für kommenden Freitag eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Minister Zöllner im Mainzer Staatstheater an. Weiterer Gesprächspartner wird unter anderem der neue Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins und Intendant der Stuttgarter Staatsoper, Klaus Zehelein, sein.

Delnon unterstrich außerdem, dass er sich «mit aller Kraft» für den Orchesterstandort Mainz einsetzen werde. «Die Zukunftsfähigkeit der Institution, deren Verantwortung mir übertragen wurde, muss gesichert sein», betonte der Intendant. Nach Angaben des Staatstheaters haben bereits 15 000 Menschen den Aufruf «Mainz braucht sein Orchester» unterschrieben.

Kritik an Zöllners Plänen äußerte auch der Mainzer Domkapellmeister Mathias Breitschaft. «Wir appellieren mit Nachdruck an die Politiker, von diesen Plänen Abstand zu nehmen», sagte Breitschaft am Sonntagabend vor einer Aufführung des Oratoriums «Elias» im Mainzer Dom, an der auch die Rheinische Philharmonie Koblenz mitwirkte. Beide Orchester in Mainz und Koblenz leisteten «Basisarbeit auf hohem Niveau», denen die Existenzgrundlage nicht entzogen werden dürfe, mahnte Breitschaft. Durch die Pläne seien die Operninszenierungen in Mainz und die Verpflichtungen des Koblenzer Orchesters gefährdet.