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«Staat-sex-amen» zurückgepfiffen - Änderungsvorschläge des Rechtschreibrates

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Berlin (ddp). Der Rat für die deutsche Rechtschreibung hat am Montag in Berlin der Kultusministerkonferenz (KMK) seine Empfehlungen zur Korrektur der Rechtschreibreform vorgelegt. Die Nachrichtenagentur ddp dokumentiert die Änderungsvorschläge, die der Rat nach rund einjähriger Arbeit vorgestellt hat:

Die Korrekturanregungen betreffen Bereiche der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und der Worttrennung am Zeilenende.

Bei der Zusammenschreibung wird als wichtigstes Kriterium das so genannte Akzentmuster benannt. Wird ein Partikel als Adverb benutzt, so schreibt man ihn getrennt vom folgenden Verb: «aufeinander achten», «quer liegen», «rückwärts einparken». Liegt ein «einheitlicher Wortakzent» vor, so wird wie bei «abhandenkommen», «abwärtsfahren» oder «anheimfallen» zusammengeschrieben. Die Regel, nach der Elemente wie zum Beispiel «aufeinander» und «abwärts» immer getrennt von einem folgenden Verb geschrieben werden, fällt weg.

Ebenfalls gestrichen wird die Vorgabe, nach der Adjektive auf «-ig», «-isch» und «-lich» stets vom folgenden Verb zu trennen sind: Adjektiv und Verb werden bei einer «neuen, idiomatisierten Gesamtbedeutung» zusammengeschrieben. So heißt es den Empfehlungen zufolge «müßiggehen», «(sich) näherkommen» oder etwa «seligpreisen». Bei den so genannten Resultativa (das sind Verbindungen, bei denen das Adjektiv eine Eigenschaft des Objekts bezeichnet) ist Zusammen- und Getrenntschreibung möglich: «blau streichen/blaustreichen», «klein schneiden/kleinschneiden», «warm machen/warmmachen».

Wenn Substantive ihre Eigenschaft als Hauptwort weitgehend verloren haben, sollen diese mit einem Verb verschmelzen. So hieße es «eislaufen», «kopfstehen» oder «nottun». In vier Übergangsfällen sind laut der Empfehlung Doppelschreibungen zulässig: «achtgeben/Acht geben», «achthaben/Acht haben», «haltmachen/Halt machen» und «maßhalten/Maß halten». Ansonsten werden Substantiv und Verb wie bei «Rad fahren» voneinander getrennt.

Die Schreibung mehrgliedriger Anglizismen soll ebenfalls an das Akzentmuster gekoppelt werden. Wenn die Betonung auf dem «adjektivistischen Bestandteil» liegt, wird die Zusammenschreibung wie im Falle von «Freestyle» , «Hightech» oder etwa «Shootingstar» nahe gelegt. Getrenntschreibung soll erfolgen, wenn auf beiden Bestandteilen eine Betonung liegt: «Golden Goal», «Private Banking», «Round Table».

Die Änderungsvorschläge im Bereich der Groß- und Kleinschreibung werden laut Rat «auf das systematisch Nötige» zurecht gestutzt: Liegt ein «substantivischer Gebrauch» vor, so wird beispielsweise «Er ist mein Feind» geschrieben. Hingegen heißt es: «Er ist ihm feind». Andere Beispiele sind: «zu eigen machen» versus «sein Eigen nennen» und «bankrottgehen» versus «in den Bankrott gehen».

Wenn Verbindungen von Adjektiv und Substantiv eine Gesamtbedeutung haben, soll wie bei »der Blaue Brief«, »der Runde Tisch« oder »die Große Koalition« die Großschreibung des Adjektives möglich sein. Die »Höflichkeits«-Großschreibung beim Pronomen »Du« und den dazugehörigen Fällen wird ebenfalls empfohlen.

Der Rat hält zudem Neuregelungen bei der Setzung von Kommata für ein »besseres Textverständnis« für sinnvoll. Unter anderem mit »und« oder »oder« eingeleitete Sätze werden nur noch durch ein Komma abgetrennt, wenn sie »selbstständig« sind. So ist das Komma nach »besuchte« in dem folgenden Satz nicht mehr zulässig: »Es war nicht selten, dass er sie besuchte, und dass sie bis spät in die Nacht zusammensaßen, wenn sie in guter Stimmung war«.

Bei der Silbentrennung schlägt der Rat vor, auf die Abtrennung von einzelnen Vokalbuchstaben, wie in «E-sel», «Feiera-bend» oder «Bi-omüll» zu verzichten. Sinnentstellende Trennungen wie «Spargel-der», «Staat-sex-amen» oder «Urin-stinkt» sollen rückgängig gemacht werden.