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Theaterpädagogik im Theater Altenburg/Gera

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Von Bühnenflöhen, einem Kontakthof und viel Engagement - Theater Altenburg-Gera hat junge Zuschauer im Blick

Altenburg/Gera (ddp-lth). «Bühnenflöhe» erobern das Theater Altenburg-Gera. Doch dahinter verbirgt sich keine Plage einer bislang unbekannten Ungeziefer-Spezies. Vielmehr sind es Mädchen und Jungen ab sieben Jahre, die ihre ersten Schritte auf den Brettern tun, die manchem die Welt bedeuten. Zaghaft und neugierig zugleich versuchen sie unter der Ägide erfahrener Theaterpädagogen, über Puppentheater und Märcheninszenierungen hinaus Theater in seiner ganzen Vielfalt kennen zu lernen. Sie setzen sich ihrem Alter gemäß mit Stücken auseinander, lernen die Arbeit von Bühnen- und Kostümbildern, Musikern und Tänzern kennen, proben selbst kleine Szenen, die irgendwann vielleicht in ein eigenes Stück münden, wie Chefdramaturgin Dagmar Kunze sagt.

Die «Bühnenflöhe», die unter dem Dach der Theater(pädagogischen)Fabrik hüpfen, sind eines der jüngsten Projekte des Altenburg-Geraer Hauses in seinem Bemühen um das junge Publikum. Mit einem anderen macht derzeit das Musiktheater von sich reden. Die Sänger und Musiker haben sich für die Inszenierung der «Hochzeit des Figaro» die Klassenzimmer der sechsten Klasse einer Altenburger Regelschule als zeitweilige Probenräume auserkoren. In den nächsten Wochen sollen sich die Mädchen und Jungen bei Projekttagen selbst in dem Metier versuchen. Außerdem steht die Kooperation mit einer weiteren Regelschule bevor. Vergleichbares plant die Ballett Company für Gera und ihre Inszenierung von Shakespeares «Sommernachtstraum».

Die Schauspieler indes gehen ab Januar auf den «Kontakthof». Er gibt ihnen Gelegenheit geben - jenseits solcher Reaktionen wie Applaus und Bonbonpapier-Knistern - die jungen Zuschauer kennen zu lernen, indem sie mit ihnen direkt nach der Vorstellung ins Gespräch kommen. Dabei werde es nicht nur um das jeweilige Stück gehen, sondern auch um Beweggründe und Weltanschauungen und nicht zuletzt um den Sinn von Theater, macht Chefdramaturgin Dagmar Kunze das Anliegen deutlich.

Diese und noch etliche andere, teilweise bereits seit Jahren laufende Projekte reihen sich konsequent ein in das Bemühen der Ostthüringer Theaterleute, junge Leute für das Theater zu begeistern. Vor allem jedoch setzen sie auf ihre Inszenierungen. Ein Mehrspartentheater habe die Pflicht, sich um die Kinder und Jugendlichen der Region zu kümmern, betont Dagmar Kunze. Bei allen Schwierigkeiten, von denen Theater heute heimgesucht würden, müsse man einen altersgerechten Spielplan vorweisen können. Der dürfe sich nicht auf das obligatorische Märchen zur Weihnachtszeit und Puppentheater beschränken, sondern «muss quer durch alle Sparten gehen». Wichtig sei zudem, über die Produktionen im Großen Haus auch mit solchen in den kleinen Spielstätten aufzuwarten. Naturgemäß dominiere im Kinder- und Jugendbereich das Schauspiel, räumte die Chefdramaturgin ein und lobt «das große Engagement aller Kollegen in allen Sparten».

Hervorragend aufgegangen sei das Konzept der Klassiker. «Nathan der Weise», seit vier Jahren im Spielplan, «Faust I» und «Minna von Barnhelm» werden «uns förmlich aus der Hand gerissen» und - obwohl teils bis zu dreieinhalb Stunden lang - «mit großer Disziplin angeschaut». Doch auch Tanz- und Musiktheater gehören zu den Offerten für das junge Publikum. Als Beispiel nannte Kunze den Ballettabend «Beziehungskisten», die «Kleine Zauberflöte» und die geplante Marionetten-Fassung des «Freischütz». Eine frappierende Resonanz erfahren auch die nicht selten ausverkauften Schülerkonzerte. Eigens für die Schüler der Altenburger Musikschule wurde jetzt ein Spezial-Abonnement aufgelegt, mit dem sie fünf Philharmonische Konzerte für jeweils drei Euro Eintritt erleben können.

Uschi Lenk

http://www.theater.altenburg.gera.de