Body
Zur Buchmesse in Frankfurt/Main erschien im Oktober das Handbuch "Traumberuf Künstler" von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz. Die Autoren beschreiben alle künstlerischen Berufsfelder von Musik über Tanz, Schauspiel und Bildende Kunst bis hin zur Literatur. Hier eine Rezension:
Berlin (ddp). Auf dem Kunstmarkt sind Preise für aktuelle Werke in Schwindel erregender Höhe eher die Ausnahme. Nur große Namen wie Gerhard Richter und Georg Baselitz erzielen beim Verkauf ihrer Gemälde beeindruckende Gewinne. Der «normale Künstler» hingegen muss sich - auch mit Hochschuldiplom - nach der Decke strecken. Ein durchschnittliches Einkommen von 11 704 Euro - pro Jahr, nicht pro Monat - legt den Schluss auf die «brotlose Kunst» nahe.Dass Künstler dennoch ein erstrebenswerter, ja ein Traumberuf ist, meinen Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz vom Deutschen Kulturrat. Sie haben einen Ratgeber erarbeitet («Traumberuf Künstler», BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, 14,80 Euro), der potenziellen Interessenten beim Berufseinstieg helfen will. Zwar warnen die Autoren vor überzogenen Erwartungen, aber sie ermutigen andererseits dazu, «Kreativität zu leben», wie Zimmermann sagt.
Wer seine berufliche Zukunft in der bildenden Kunst, als Sängerin, Autor, Schauspieler oder Tänzerin sieht, sollte sich zunächst gründlich informieren, empfehlen die Experten. Sie listen notwendige Voraussetzungen und mögliche Ausbildungsstätten auf und geben Auskunft über Karrierechancen. Beispiel Tanz: Hier beginnt die Ausbildung an der Ballettstange im frühen Kindesalter.
Zimmermann rät interessierten Eltern, sich mit ihren Fragen an den Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik zu wenden, um sich qualifizierte, die Gesundheit der Kinder nicht gefährdende Lehrstätten empfehlen zu lassen. Beschrieben werden dann sowohl der Weg zum Profitänzer an den unterschiedlichen Schulen und Universitäten als auch Alternativen zum Tanzberuf, etwa als Krankengymnast und Bewegungstherapeut. Da der Beruf des Tänzers meist mit 35 bis 40 Jahren aufgegeben werden muss, raten die Autoren zu einer breit gefächerten Ausbildung, die eine Weiterarbeit ermöglicht.
Ganz praktisch an die Hand nehmen Zimmermann und Schulz, die selbst Professionalisierungsseminare für Künstler und Publizisten halten, auch künftige Künstler anderer Sparten. Wer sich beispielsweise zum Komponisten berufen fühlt, sollte zunächst den Kontakt zu einem der derzeit 1350 zeitgenössischen Komponisten suchen, raten die Autoren. Das Spektrum reicht von Blasmusik über Jazz, Rock und Musical bis zu Volks- und Werbemusik.
Vor zu hoch gesteckten Erwartungen warnen die Experten im Berufsfeld Schauspiel. Frühzeitiges Beginnen, etwa in einer Schultheatergruppe, sei ebenso notwendig wie umfassende Vorinformation über den Bühnenalltag. Und wer auf amüsante Weise erfahren will, worauf er sich beim harten Wettkampf um einen der begehrten Ausbildungsplätze an den Theaterhochschulen einlässt, der solle sich Sönke Wortmanns Film «Kleine Haie» ansehen, rät
Zimmermann.
Auch auf die Frage «Künstler werden, aber wie?» geben die Autoren Antwort: von der Gestaltung einer ansprechenden Mappe mit eigenen Arbeiten über den Besuch von Informationsveranstaltungen an den Kunsthochschulen bis zum unumgänglichen Pflichtbesuch in Museen und Galerien und Praktika in Designeragenturen. Wie für alle Bereiche werden auch hier Adressen und Ansprechpartner aufgelistet. Wer Unsicherheit nur schlecht aushält, sollte sich die Bewerbung um einen Studienplatz an einer Kunsthochschule genau überlegen, meint Zimmermann und führt als mögliche Alternative einen Job als Kunsttherapeut an.
Für Bausteine des Erfolgs halten die beiden Experten neben der künstlerischen Qualität vor allem viel Ausdauer, eine weit reichende Strategie, die richtigen Geschäftspartner sowie eine gehörige Portion Glück. Und sehr treffend, meint Zimmermann, sei die Situation von freiberuflichen Künstlern mit einem Berlinischen Sprichwort umschrieben: «Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.»
Cornelia Krüger
s.auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=3217