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Der Komponist Steffen Reinhold hat mit zwölf Schülern des Leipziger Klinger-Gymnasiums eine Komposition erarbeitet, die im Januar erfolgreich vom Mendelssohn-Kammerorchester im Gewandhaus und in der Stadtbibliothek uraufgeführt wurde.
Das Projekt erstreckte sich über eineinhalb Jahre und umfasste neben der Komposition auch die Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik, verschiedenen Kompositionsmethoden und Improvisation. Ziel war es, das "Publikum von morgen" über verschieden Wege an zeitgenössische Musik heranzuführen. Die Musiker des Mendelssohn-Kammerorchesters setzten sich mit dem Stück auseinander und gaben bereits im Vorfeld wesentliche Anregungen. Das Projekt nach Angaben Reinholds fortgesetzt werden
Werkstatt-Projekt: Schüler komponieren
aquavicula
für Kammerorchester
komponiert von Schülerinnen und Schülern des Max-Klinger-Gymnasiums Leipzig
2005
Komposition:
I und V - Maik Klotzsch, Sabine Krüger, Ina Zinke
II - Ursula Brückner, Sabine Gorny, Christian Kempiak
III - Ines Baumeister, Susanne Friedrich, Susanne Hoffmann
IV - Judith Scharf, Maria Schubert, Peter Seifferth
betreut durch Michael Haffner und Steffen Reinhold
aus dem Programmheft:
Im Frühjahr 2004 wurde vom Mendelssohn-Kammerorchester und seinem künstlerischen und organisatorischen Leiter Gregor Novak ein langfristiges Projekt ins Leben gerufen: eine Gruppe von Schülern sollte die Möglichkeit erhalten, sich intensiv mit zeitgenössischer Musik auseinander zu setzen und schließlich ein Stück zu komponieren, das vom dem Orchester aufgeführt werden sollte. Schnell fand sich als Partner und Träger der Sächsische Musikbund e. V. mit seinem Vorsitzenden Andreas Ebert, der sich einerseits um Fördermittel bemühte und andererseits ein Mitglied des Verbandes, den Komponisten Steffen Reinhold, mit der Betreuung des Projektes beauftragte. Über das Regionalschulamt Leipzig wurde schließlich ein Leistungskurs Musik des Max-Klinger-Gymnasiums ausgewählt, um mit den 12 Schülerinnen und Schülern und ihrem Musiklehrer Michael Haffner das Projekt durchzuführen.
Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den Prozess so:
"Als wir im September 2004 das Kompositionsprojekt gemeinsam mit Steffen Reinhold in Angriff nahmen, wussten wir noch nicht, auf welchen steinigen, aber auch interessanten und schönen Weg wir uns einlassen würden. Jetzt, im Januar 2006, haben wir eine Vorstellung von den Schwierigkeiten des Komponierens bekommen und gleichzeitig eine Menge gelernt.
Zunächst mussten wir uns selbst einen Überblick über zeitgenössische Musik und deren Kompositionstechniken verschaffen. In Gesprächen versuchten wir uns an Musikauffassungen heran zu tasten, die jenseits moderner, populärer Musik, aber auch jenseits der Klassik liegen. Vor allem Improvisationen mit Stimme und Instrumenten eröffneten uns neue Horizonte und machte uns die Bandbreite dessen klar, was man unter Musik fassen kann.
Ein weiteres Problem war für uns das Finden einer Grundstruktur und darin eingeschlossener Formabläufe. Hier ließen wir uns durch improvisatorisches Malen und Zeichnen inspirieren. Dann erst konnte das beginnen, was man eigentlich als Komponieren bezeichnet. Aber auch hier merkten wir bald, dass es nicht so einfach ist, ein leeres Notenblatt zu füllen. So mancher geniale Einfall hatte bei genauem Hinsehen zu wenig Substanz. Klänge und spieltechnische Möglichkeiten von Instrumenten mussten ergründet werden, nicht zu sprechen vom Versuch, den Gesamtklang im Voraus zu hören und bewusst zu gestalten. Zuletzt musste ein Titel gefunden werden, der unsere Intentionen widerspiegelt und auch für Außenstehende verständlich ist. Allmählich begriffen wir, dass man sich eine Komposition hart erarbeiten muss. Trotzdem entstand nach und nach aus mehreren kleinen Kristallisationskeimen ein Musikstück, vor dem wir heute selbst etwas staunend stehen.
Unser Dank gilt Herrn Steffen Reinhold, dem Mendelssohn Kammerorchester
Leipzig e.V., namentlich Herrn Gregor Nowak und unserem Musiklehrer
Herrn Michael Haffner, ohne deren Geduld, Mühe und Nachsicht dieses
Projekt nicht gediehen wäre. Wir sehen der Aufführung mit großer Freude
und Spannung entgegen."