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«Barbarisch» - Protestaufruf gegen geplanten Handschriften-Verkauf

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Berlin/Stuttgart/Karlsruhe (ddp). Der Protest gegen den geplanten Verkauf von wertvollen Handschriften der Badischen Landesbibliothek durch die baden-württembergische Landesregierung wird schärfer. Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) sprach am Montag in Berlin von einer «barbarischen Verschleuderung unseres nationalen und europäischen Kulturerbes».

Der Bundesvorstand forderte die Besucher der Frankfurter Buchmesse auf, mit ihrer Unterschrift gegen den «Ausverkauf mittelalterlicher Handschriften» zu protestieren und damit «die frühen Zeugnisse der europäischen Dichter, Denker und Chronisten zu retten».
Auch der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) äußerte sich empört. Die mit öffentlichen Mitteln erschlossenen Handschriften gehörten zum kulturellen Erbe Deutschlands und des christlichen Abendlandes, betonte der Verband in Stuttgart. Ihr Verkauf an private Sammler hätte zur Konsequenz, dass sie der Forschung und der Öffentlichkeit für immer entzogen würden.
Der Bibliotheksverband forderte das Land Baden-Württemberg nachdrücklich auf, «von den nur wenig durchdachten, eines Kulturstaates absolut unwürdigen Verkaufsplänen Abstand zu nehmen».
Das Land solle sich mit dem Haus Baden auf einem rechtlich einwandfreien Weg anderweitig einigen. Die Landesregierung müsse den gesamten Handschriftenbestand der Badischen Landesbibliothek als kulturelles Erbe des Landes Baden-Württemberg anerkennen.
Das Land will im Rahmen eines Vergleichs mit dem Markgrafenhaus Baden über ungeklärte Eigentumsverhältnisse Handschriften im Wert von rund 70 Millionen Euro veräußern. Mit dem Erlös soll der Adelsfamilie der Erhalt und die Sanierung von Schloss Salem am Bodensee ermöglicht werden. Das Vorhaben hat im In- und Ausland Empörung ausgelöst.