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21.2.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Dortmund: Opern-Uraufführung nach Grass’ «Das Treffen in Telgte» +++ Leipzig: Hector Berlioz’ Erfolgsoper „Die Trojaner“ +++ München: Oper im Äther - 80 Jahre Rundfunkübertragung aus dem Nationaltheater


Dortmund: Opern-Uraufführung nach Grass’ «Das Treffen in Telgte»
Dresden/Dortmund (ddp-lsc). Im Dortmunder Opernhaus hebt sich am 6. März zum ersten Mal der Vorhang für Eckehard Mayers Oper «Das Treffen in Telgte». Dass die Uraufführung in Westfalen stattfindet, ist für den Dresdner Komponisten ein «glücklicher Umstand». Geht es doch vordergründig um ein historisches Treffen erlauchter Barockdichter 1647 in Telgte, einer Kleinstadt auf halbem Wege zwischen Münster und Osnabrück. Während die Unterhändler der Fürsten über den Westfälischen Frieden verhandeln, wollen die Literaten einen eigenen Friedensplan vorlegen, diskutieren über Gott und die Welt, lesen einander ihre dichterischen Werke vor und geraten schließlich so heftig in Streit, dass das Gasthaus abbrennt.
Vorlage für das Libretto von Wolfgang Willaschek ist die gleichnamige Erzählung von Günter Grass. Diesem ging es auch um eigene Erfahrungen bei den Treffen der Gruppe 47, zu deren Mitbegründern der Literaturnobelpreisträger zählte. Willaschek, der zuletzt häufig mit dem Film- und Bühnenregisseur Johannes Schaaf zusammenarbeitete, straffte die Vorlage. Was bei Grass mehrere Wochen dauert, schrumpft in der Oper auf zwei Tage und eine Nacht zusammen. Von 25 Dichtern bleiben 12 übrig.
Wichtigste Figuren sind der Liederdichter Simon Dach als Spiritus rector des Treffens, der schlesische Lyriker und Dramatiker Andreas Gryphius, der Nürnberger Prinzenerzieher und Poet Sigmund Birken und ein hessischer Haudegen, der später als Grimmelshausen literarischen Weltruhm erlangte. Hinzu kommt der Dresdner Komponist Heinrich Schütz in einer Sprechrolle. Aufgewertet werden die Frauen, im Mittelpunkt Libuschka, die Mutter Courage bei Grimmelshausen und Brecht.
Immerhin müssen in Mayers «szenischem und gestischem Musiktheater» zwölf männliche und fünf weibliche Gesangsrollen besetzt werden. Das Werk verlange die szenische Umsetzung, betont der Komponist, der sich gegen eine konzertante Uraufführung wehrte. Auf einen Chor wird verzichtet, dafür gibt es zwei Orchester, ein Solistenorchester mit zwölf Musikern und ein weiteres Orchester für Streicher, Blechbläser und Schlagzeug.
Musikalisch übernimmt Meyer barocke Musikformen wie Ballade, Madrigal, Lied und Psalm, will diese aber als «Zitate» verstanden wissen. Ansonsten orientiert er sich eher an der klassischen Moderne, sieht in Hans Werner Henze, Aribert Reimann, Igor Strawinsky und Krzysztof Penderecki seine Vorbilder. Er bleibt weitgehend im «tonalen Bereich», legt aber Wert darauf, «zeitgemäß zu komponieren». Die musikalische Leitung hat Arthur Fagen.
Die Inszenierung hat Dortmunds Opernchefin Christine Mielitz übernommen. Als Bühnenfläche (Ausstattung: Christian Floeren) wird auch der überdachte Orchestergraben genutzt. Die beiden Orchester agieren dabei auf der Bühne und sind in die Handlung eingebunden. Mielitz will dabei alle drei Ebenen der Handlung einbeziehen: das Dichtertreffen von 1647, die Treffen der Gruppe 47 und schließlich die unmittelbare Nachkriegszeit in Westdeutschland mit den Vorboten des späteren Wirtschaftswunders.
«Das Treffen in Telgte» sollte ursprünglich zu den Dresdner Musikfestspielen 2000 uraufgeführt und dann von Chemnitz übernommen werden. Christine Mielitz, mit der Mayer schon 1980 in Dresden eine Märchenoper herausbrachte, holte das Werk schließlich nach Dortmund. In Dresden ist die Oper erstmals als Gastspiel am 20. Mai im Alten Schlachthof zu sehen. Mayer, der seit vielen Jahren musikalischer Leiter des Staatsschauspiels Dresden ist, arbeitet derzeit an einem neuen Opernprojekt: einer Kammeroper nach einer literarischen Vorlage von Christoph Hein, die 2006 an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul uraufgeführt werden soll.

Leipzig: Hector Berlioz’ Erfolgsoper „Die Trojaner“
Es war der Renner in der vergangenen Spielzeit: Zum 200. Geburtstag von Hector Berlioz traute sich die Oper Leipzig an das Monumentalwerk des französischen Komponisten - mit Erfolg. Zu den wenigen Vorstellungen pilgerten Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet. Da nicht jeder Kartenwunsch erfüllt und nicht jeder Opernfan die „Trojaner“ sehen konnte, versprach Intendant Henri Maier: dieses Werk kommt zurück. Am 18. März löst er sein Versprechen ein, insgesamt dreimal ist das Musikereignis um den Mythos von Troja und Karthago diese Saison zu sehen.
Bei der Neuauflage der Inszenierung von Regisseur Guy Joosten, im Bühnenbild von Johannes Leiacker und mit Kostümen von Jorge Jara, hat Peter Hirsch erstmalig die musikalische Leitung des Gewandhausorchesters. Hirsch hat sich insbesondere als Vertreter der Moderne einen Namen gemacht. Er dirigierte die Uraufführungen von Nonos „Prometeo” an der Mailänder Scala und dessen „Risonanze Erranti” in Köln, sowie Zenders „Stephen Climax” in Frankfurt. Er arbeitete u.a bei den Salzburger Festspielen, im Programm der Expo 2000 in Hannover sowie an der English und Welsh National Opera, der Scottish und der Nederlandse Opera, wo er die Urfassung von Berlioz’ „Benvenuto Cellini” dirigierte.
Als Cassandre konnte Sue Patchell gewonnen werden. Die amerikanische Sopranistin ist regelmäßiger Gast an der Metropolitan Opera in New York, wo sie unter James Levine auch bereits die Rolle der Cassandre übernahm. Zu den meistgesungen Partien der renommierte Wagner- und Strauss-Interpretin gehören Chrysothemis, Isolde und Senta. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper, in Hamburg, Tel Aviv, Brüssel, Kopenhagen, Dortmund, Barcelona, Rotterdam und Rom.
Ceri Willimas debütiert als Anna; diese Rolle sang die Waliserin auch bei der „Trojaner“-Inszenierung am Nationaltheater Mannheim, wo sie seit zwei Jahren fest engagiert ist. In weiteren Hauptpartien sind - wie auch zur Premiere - Cornelia Helfricht als Didon, Robert Chafin als Enée sowie James Moellenhoff als Narbal zu hören. Die neuen Ensemblemitglieder der Oper Leipzig, Metodie Bujor und Hermann Wallén, debütieren als Panthée und Chorèbe.
„Le Troyens“– Aufführungen am 18. März um 18 Uhr in der Oper Leipzig 2005; weitere Aufführungen am 2. April sowie 5. Mai 2005
Besucherservice: Tel. 0341. 1261 261, Internet: http://www.oper-leipzig.de, e-mail: service [at] oper-leipzig.de (service[at]oper-leipzig[dot]de)

München: Oper im Äther - 80 Jahre Rundfunkübertragung aus dem Nationaltheater
München (ddp-bay). Mit einer Ausstellung in der bayerischen Staatsoper erinnert das Historische Archiv des Bayerischen Rundfunks (BR) ab heute an die erste Live-Opernübertragung aus dem Nationaltheater vor 80 Jahren. Am 21. Februar 1925 wurde die Wagner-Oper «Lohengrin» von der «Deutschen Stunde in Bayern», Vorläufergesellschaft des BR, erstmals direkt im Radio übertragen.
Die Zuhörer konnten das Ereignis an ihren häuslichen Radiogeräten oder in so genannten öffentlichen «Hörstuben» verfolgen. Das Publikum war so begeistert von dem «märchenhaften Erlebnis», dass fortan wöchentlich Opern im Radio gesendet wurden. Während damals nur etwa 70 000 Rundfunkteilnehmer und -teilnehmerinnen die Opernübertragungen am Radio mitverfolgen konnten, erreicht der BR heute mit seinen Direktübertragungen aus dem Nationaltheater ein Millionenpublikum.
Für die Ausstellung, die nur regulären Opernbesuchern zugänglich ist, wurde in den ionischen Sälen des Nationaltheaters eine «Radio- und Opern-Hörstube» nachgestaltt. Dort können die Besucher Tonbeispiele bekannter Sängerinnen und Sänger aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hören. Zu sehen sind ferner Dokumente und Karikaturen sowie ein alter «Detektorempfänger».


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