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22.5.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Berlin: Staatsoper Unter den Linden soll modernen Zuschauerraum bekommen +++ Hamburg: Junges Musiktheater zeigt den RING in 90 Minuten +++ Erfurt: Montavon inszeniert Oper «Phädra» als Deutsche Erstaufführung

Berlin: Staatsoper Unter den Linden soll modernen Zuschauerraum bekommen
Berlin (ddp). Der Zuschauerraum der Berliner Staatsoper Unter den Linden soll modernisiert werden. Die Berliner Opernstiftung präsentierte am Donnerstag den Gewinnerentwurf eines Architektenwettbewerbs. Das prämierte Modell von Klaus Roth sei ein «mutiger Entwurf, einen Saal des 21. Jahrhunderts zu schaffen», sagte der Juryvorsitzende Peter Kulka. Vorgabe sei gewesen, das Raumvolumen zu erhöhen, um die Akustik und die Sichtverhältnisse zu verbessern, ohne äußere städtebauliche Veränderungen vorzunehmen. Im Sommer 2010 soll die dringend erforderliche Sanierung des Hauses beginnen.

Der Jury sei schnell klargeworden, dass die von der Denkmalpflege geforderte weitgehende Erhaltung der historischen Raumgestaltung von Richard Paulick sehr schwer zu schaffen sei, fügte Kulka hinzu. Die endgültige Entscheidung müsse nun im Senat in Abstimmung mit dem Bund und einem privaten Geldgeber in den nächsten Wochen fallen, sagte Generaldirektor Stefan Rosinski. Sollten alle Entwürfe abgelehnt werden, sei der Baubeginn im Jahre 2010 nicht mehr zu halten.

Den Großteil der Sanierungskosten für die Staatsoper von geschätzten 265 Millionen Euro finanziert mit 200 Millionen Euro der Bund. 30 Millionen Euro will ein privater Verein aus Spenden aufbringen. Den Rest zahlt das Land Berlin. Während der auf dreieinhalb Jahre veranschlagten Bauzeit zieht die Oper ins Schiller-Theater.

Das von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) erbaute Opernhaus wurde 1742 von Friedrich dem Großen als «Königliche Hofoper» gegründet. Das Haus wurde mehrfach durch Brände und Bomben beschädigt. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte durch Richard Paulick (1903-1979). Die letzte Sanierung erfolgte in den 1980er Jahren. Wasserschäden und technische Mängel erschweren den Opernbetrieb seit langem.



Hamburg: Junges Musiktheater zeigt den RING in 90 Minuten
Richard Wagners Oper "Der Ring des Nibelungen" dauert 16 Stunden - verteilt über vier Tage. Das Junge Musiktheater Hamburg schafft "Das Rheingold", "Die Walküre", "Siegfried" und die "Götterdämmerung" in nur 90 Minuten. Das Ensemble konzentriert sich auf die spannende Geschichte, in der Alberich den Rheintöchtern das Rheingold klaut und daraus den Ring des Nibelungen schmiedet, der seinem Besitzer unendliche Zauberkraft verleiht und erzählt, wie Siegfried, Sohn des Geschwisterpaares Siegmund und Sieglinde, mit seinem Schwert Nothung den Drachen Fafner tötet und so den Ring bekommt. Wie Siegfried die Walküre Brünnhilde aus dem Feuerkreis rettet, von Hagen ermordet wird und am Ende die gesamte Personage des "Rings" untergeht.
Das alles erzählt das Ensembe in einer eigenen Fassung - als "OperaBreve", Oper "in kurz".
Vier junge Frauen übernehmen sämtliche Rollen. Sie spielen nicht nur die Rheintöchter, Brünnhilde und die Walküren, sondern auch gleich noch Siegfried und dessen Gegenspieler Hagen. Die "OperaBreve" ist nicht nur erheblich kürzer als das Original, sondern auch eindeutig amüsanter.

Regie: Inken Rahardt, Musikalische Leitung: Markus Bruker, Ausstattung: Claudia Weinhart, Dramaturgie: Susann Oberacker
Besetzung: Veronika Fried, Simone Umland, Claudia Goldbach, Daniela Pech

„Der Ring des Nibelungen“ -
OperaBreve nach Richard Wagner
am Freitag, 30.Mai 2008, um 21 Uhr und

„Der kleine Ring“ für Kinder ab 7 am
Sonntag, den 01.06.2008 um 15 Uhr.



Erfurt: Montavon inszeniert Oper «Phädra» als Deutsche Erstaufführung
Erfurt (ddp). Guy Montavon greift am Regiepult zum Mikrofon und unterbricht die Probe. «Bitte normal laufen und nicht so sexy», weist er die Schauspieler an. Auf der großen Bühne des Theaters Erfurt hat am Samstag die Oper «Phädra» von Ildebrando Pizzetti (1880-1968) ihre Deutsche Erstaufführung. Konzentriert verfolgt der Generalintendant die Proben zu der in Deutschland weitgehend unbekannten Oper, mit der die als Italienische Spielzeit betitelte Saison 2007/08 an seinem Haus endet.

Die Italienische Spielzeit bezeichnet Montavon als einen «absoluten Volltreffer» beim Publikum und in der medialen Resonanz. Die vorangegangene Premiere, Verdis «Maskenball» in der Regie von Johann Kresnik, war nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien oder Amerika rezensiert und diskutiert worden. Auch für seine Inszenierung der «Phädra» wünscht sich Montavon ein neugieriges und aufgeschlossenes Publikum, das sich von der zeitgenössischen Interpretation des antiken Stoffes berühren lässt.

Die 1915 in Mailand uraufgeführte Oper «Phädra» stehe für die Musik der italienischen Moderne, sagt der Regisseur. Montavon verlegt die Handlung um den Thebanischen Krieg in eine moderne Loft-Wohnung in Amerika. Phädra, die Frau von Theseus, ist hier eine Universitätsprofessorin für griechische Mythologie. Sie liebt ihren Stiefsohn Hippolytos, wird von ihm zurückgewiesen. Sie beschuldigt ihn der Vergewaltigung, Hippolytus muss deshalb sterben. Phädra vergiftet sich und bekennt die Verleumdung. Assoziationen beim Publikum zu aktuellen Familientragödien in Österreich oder Deutschland will Montavon nicht ausschließen.

Montavon, 1961 in Genf geborenen, hat ein Diplom als Fagottist, studierte in Hamburg Musiktheaterregie in der Klasse von Götz Friedrich, assistierte bei Giancarlo del Monaco, mit dem er weltweit an großen Opernhäusern gastierte. Nach Engagements an den Theatern Bremen, Bonn und Gießen leitet er seit 2002 das Theater Erfurt, das seit 2003 im modernsten Theaterneubau Deutschlands beheimatet ist.

Er sei ein spontaner Typ und sehr offen für Anregungen aller Art, sagt Chefdramaturg Arne Langer über den Generalintendanten. Seit sechs Jahren arbeiten beide erfolgreich zusammen. Langer schätzt Montavons künstlerische Ausgrabungen, ob «Phädra» oder in der nächsten Spielzeit die Oper «Das Käthchen von Heilbronn» des Erfurter Komponisten Carl Reinthaler.

Unter Montavons Führung hat das Theater Erfurt in den vergangenen Jahren ein künstlerisches Profil als deutschlandweit und international wahrgenommenes Opernhaus gefunden. Die Uraufführung von Philip Glass\' Oper «Waiting for the Barbarians» 2005 in Erfurt bezeichnet Montavon als bisher größten persönlichen Erfolg. Nach Gastspielen in Amsterdam, Austin/Texas und an der New York City Opera gibt es am 12. Juni in der Londoner Barbican Hall eine konzertante Aufführung des Werkes.

Weitere internationale Kooperationen und Gastspiele, unter anderem mit Opernhäusern in Frankreich, Italien und Lettland, seien fest vereinbart, berichtet Montavon. Daneben reist er demnächst als Jurymitglied zu einem internationalen Sängerwettbewerb nach Spanien, um Talente an sein Haus in Erfurt zu engagieren, und er lehrt in Kanada und Japan Opernregie.

Man mag sich fragen, warum Montavon, der vier Sprachen perfekt beherrscht, in Erfurt bleibt, obwohl ihm die Opernwelt offen zu stehen scheint. «Weil ich hier eine Aufgabe zu erfüllen habe", sagt er. Er fühle sich den Künstlern und Mitarbeitern seines Hauses ebenso wie dem Publikum verpflichtet. Der Generalintendant möchte das Theater künstlerisch weiterentwickeln und eine Ballettsparte aufbauen. Kulturpolitisch strebt er eine Anerkennung seines Hauses als Thüringer Staatsoper an. Beide Forderungen will er im Wahljahr 2009 öffentlich diskutieren.

Michael Plote
Musikgenre