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7.1.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert (2)

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Aus für Berliner Meistersaal +++ Chefdirigent des Jeunesses Musicales Weltorchesters niederländisches Orchester +++ Festival «transonic» mit experimenteller Musik aus China und Japan +++ Von Berlioz zu Ligeti - Jubiläen prägen das Musikjahr 2003

Aus für Berliner Meistersaal
Berlin (ddp-bln). Der Berliner Meistersaal in der Köthener Straße ist seit Wochenbeginn geschlossen. Er habe den Betrieb aus finanziellen Gründen einstellen müssen, sagte am Dienstag der Schauspieler und Regisseur Kurt Lutz, der seit 1994 den Konzert-, Vortrags- und Theatersaal leitet. Er hatte keine Unterstützung aus dem Berliner Haushalt erhalten. Der Meisel-Verlag als Eigentümer des Hauses, in dem der Meistersaal vor 90 Jahren eröffnet worden war, will die traditionsreiche Musikstätte jetzt einem anderen Pächter übertragen.

Chefdirigent des Jeunesses Musicales Weltorchesters niederländisches Orchester
Berlin (ddp). Yakov Kreizberg wird in diesem Jahr Chefdirigent des Netherland Philharmonic Orchestra und des Netherland Chamber Orchestra. Das wurde am Montagabend am Rande des diesjährigen Jahresauftaktkonzertes mit dem Weltorchester der Jeunesses Musicales in der Berliner Philharmonie bekannt. Kreizberg (41) war von 1994 bis 2001 Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin.
Der unter anderem bei Leonid Bernstein und Seji Ozawa ausgebildete Dirigent, der aus St. Petersburg stammt, hatte zwischen 1995 und 2000 auch das Bournemouth Symphony Orchestra geleitet.
Seit 2000 ist er - nach mehrjähriger Berater-Tätigkeit - Chefdirigent des Jeunesses Musicales Weltorchesters, das seit 1987 in Berlin seinen Sitz hat und hier seine alljährlichen Probenphasen an der Schwelle zum neuen Jahr absolviert. Diesmal kamen 81 Musiker aus 39 Ländern. Vom 10. Juli bis 20. August geht Kreizberg mit den jungen Instrumentalisten auf Tour.
Im Auftaktkonzert gab der 24-jährige kanadische Meisterpianist Steward Goodyear sein Berlin-Debüt. Er begeisterte mit einer vituosen Wiedergabe von Sergej Rachmaninows 2. Klavierkonzert. Das Publikum dankte Solist, Dirigent und Orchester mit Ovationen. Weiter standen Kompositionen von Karol Szymanowski und Antonin Dvorák auf dem Programm. Ihr nächstes Konzert geben die jungen Musiker am Freitag in Potsdam - dann mit Musik aus Filmen wie «Batman», «Der englische Patient», «Schindlers Liste» und «Gladiator».

Festival «transonic» mit experimenteller Musik aus China und Japan
Berlin (ddp). Musiker aus Asien, Europa und den USA treffen sich beim neuen Festival «transonic - New Sound Experience I» in Berlin. Kurator Gene Coleman präsentiert vom 10. bis 30. Januar vor allem Projekte chinesischer und japanischer Musiker, wie die Veranstalter am Dienstag mitteilten. Darunter sind die Sängerin und Komponistin Liu Sola, eine Grenzgängerin zwischen Blues, New York-Jazz und klassischer chinesischer Musik, und Otomo Yoshihide, Star der experimentellen Szene Tokios.
Bei einer Konferenz mit Musikern und Wissenschaftlern geht es um die Folgen der Globalisierung für die Neue Musik und die traditionelle außereuropäische Musik. Präsentiert werden Vorträge, Diskussionen und musikalische Live-Aufführungen.
«transonic» versteht sich als internationale Plattform des musikalischen Experiments und offenes Produktionsforum. Das Festival im Haus der Kulturen der Welt will aktuellen internationalen Musikentwicklungen «jenseits alter Kategorien» wie Neue Musik, Jazz oder Weltmusik einen neuen Raum bieten.
www.hkw.de/transonic/index.html

Von Berlioz zu Ligeti - Jubiläen prägen das Musikjahr 2003
Berlin (ddp). Am 11. Dezember jährt sich der Geburtstag des französischen Komponisten Hector Berlioz (1803-1869) zum 200. Mal. Dieses Jubiläum ist eines der herausragenden Ereignisse, das Musikfreunde 2003 feiern. Berlioz gilt als Schöpfer der so genannten Programm-Musik, die den Hörer mit einem thematischen «Leitfaden» an die Hand nimmt. Er hat die Musik des 19. Jahrhunderts entscheidend geprägt.
Bereits am ersten Tag des neuen Jahres stimmte das Berliner Sinfonie-Orchester unter seinem Chef Eliahu Inbal auf den Berlioz-Geburtstag ein. Es brachte im Berliner Konzerthaus die populäre «Phantastische Sinfonie» und als Rarität das «Lelio»-Vokalwerk des Komponisten zu Gehör. Am 19. Januar folgen die Berliner Symphoniker unter Alois Koch mit der «Messe solenelle» mit einem erlesenen Vokalsolisten-Quartett und Schweizer Gästen: dem Collegium Musicum Luzern und der Schola Cantorum Wettingensis.
Die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle gratulieren mit dem Rundfunkchor Berlin am 17., 18. und 19. Januar - sie führen die «Roméo et Juliette»-Oper mit namhaften Gesangssolisten konzertant auf. Berlioz\' Requiem, unlängst in Braunschweig zu hören, wird auch beim Weimarer Kunstfest zu erleben sein.
Konzertante Wiedergaben der wichtigsten Berlioz-Oper, den «Trojanern» von 1863, sind an unterschiedlichen Orten in Vorbereitung. Das Werk hatte 1890 in Karlsruhe seine deutsche Erstaufführung erlebt. Noch zögern die großen Häuser Deutschlands, das Werk zu inszenieren. An der Berliner Staatsoper Unter den Linden war eine Premiere mehrfach verschoben worden, bis das Projekt schließlich ganz aufgegeben wurde.
Weiter jährt sich in diesem Jahr der Geburtstag von Arcangelo Corelli (1653-1713) zum 350. Mal. Der Komponist und Violonist wird als italienischer Meister des Concerto grossi gefeiert. Zwei wichtige Opernkomponisten des 20. Jahrhunderts wären schon Anfang des Jahres 100 Jahre alt geworden: Boris Blacher (19. Januar) und Berthold Goldschmidt (18. Januar).
Blacher (1903-1975) komponierte viel für die Deutsche Oper Berlin, unter anderem das «Preußische Märchen» und Ballette. Inzwischen ist es um das Werk des Komponisten ziemlich still geworden. Immerhin kam 2002 in Berlin an einer Off-Bühne «Die Flut» von 1947 heraus. Goldschmidt (1903-1997), der in Berlin gewirkt hatte, wurde von den Nazis in die Emigration getrieben. Kurz vor seinem Tode erschienen CD-Aufnahmen seiner Opern «Beatrice Cenci» von 1951 und «Der gewaltige Hahnrei». Dieses Werk, 1932 in Mannheim uraufgeführt, war über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. Zu einem Ereignis wurde 1994 die szenische Aufführung des «Hahnrei» an der Komischen Oper Berlin in Anwesenheit Goldschmidts.
Zu den zeitgenössischen Komponisten, die in diesem Jahr Geburtstag feiern und mit Aufführungen ihrer Werke geehrt werden, gehören Györgi Ligeti und Udo Zimmermann. Ligeti, Schöpfer des «Le grand Macabre» und von Instrumental- und Vokalmusik, wird am 28. Mai 80. Zimmermann, dessen Opern «Die Weiße Rose», «Levins Mühle» und «Die wundersame Schustersfrau» zum Besten in der deutschen Musik der vergangenen Jahrzehnte gehören, vollendet am 6. Oktober sein sechstes Lebensjahrzehnt. Er nennt übrigens Ligeti als eine der ihn prägenden Musiker-Persönlichkeiten.
Bereits in vollem Gange sind die Ehrungen für einen Großen der leichten Muse. Theo Mackeben, am 10. Januar vor 50 Jahren gestorben, hat mit seinen Tonfilm- und Bühnenschlagern Musikgeschichte geschrieben, etwa mit «Nur nicht aus Liebe weinen» mit Zarah Leander, «Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da» mit Gustaf Gründgens und «Komm auf die Schaukel, Luise» mit Hans Albers. Mackeben hat aber auch 1928 die Uraufführung von Weill/Brechts «Dreigroschenoper» dirigiert und 1946-48 als Musikalischer Leiter das Berliner Metropol-Theater wieder mit aufgebaut.
Dort war nach ihm in den 70er Jahren Gerd Natschinski Intendant. Er wird am 23. August 75 Jahre alt. Der wohl produktivste Schlager-, Musical- und Filmkomponist der DDR steht bis heute ab und zu am Pult des Kölner WDR-Rundfunkorchesters. Von Zeit zu Zeit kommen auch seine Bühnenwerke, so «Messeschlager Gisela», wieder heraus.
Klaus Klingbeil
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