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9.11. theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Gefällige Erstaufführung der Tristram-Komödie über Henry und Alice +++ Schriftstellerverband zeichnet Jochen Schimmang aus +++ Deutsche und niederländische Theater-Senioren treffen sich +++ Landshuter Literaturtage widmen sich Ludwig Thoma +++ «Welt»-Literaturpreis für Leon de Winter


Gefällige Erstaufführung der Tristram-Komödie über Henry und Alice
Rostock (ddp-nrd). Das Rostocker Theaterpublikum erlebte am Donnerstag eine unterhaltsame deutsche Erstaufführung von «Die geheimen Leben von Henry und Alice». Regie führte Uta Koschel vom Theater Vorpommern Greifswald/Stralsund. Die Inszenierung der Komödie des englischen Autors David Tristram ließ spannenden Bühnenaktionen zwar vermissen. Für solide schauspielerische Leistungen der Hauptakteure Petra Gorr und Marco Bahr gab es dennoch Beifall im nur mäßig gefüllten Theater im Stadthafen.
Henry und Alice sind ein ganz gewöhnliches Paar und nach 15 Jahren Ehe dominiert die Langeweile. Der Putzfimmel der Hausfrau ist krankhaft, sogar eine Banane wird noch entstaubt. Henry revanchiert sich mit unpassenden Geschenken. Streit ist vorprogrammiert, wenn sich zwischen Fisch oder Spaghetti zum Dinner entschieden werden soll. Abwechslung gibt es, wenn die kinderlosen Partner getrennt und doch vereint in Phantasierollen schlüpfen. Tom Musch sorgte für eine exzellente Ausstattung mit Bügeleisen und Goldfisch. Er stattete bereits die in Berlin aufgeführte Oper zu Angela Merkel aus.
Uta Koschel stellte sich mit der Inszenierung erstmals als Regisseurin in Rostock vor. Das Werk gehöre zu den wenigen intelligenten Boulevard-Stücken, hatte die 36-Jährige die Entscheidung für die Erstaufführung begründet. Es sei Platz für die Phantasie. Der 1957 geborene David Tristram hatte die Komödie 1996 veröffentlicht. Mit bisher 16 verfassten Stücken gehört er zu den bekanntesten Komödien-Autoren in Großbritannien.

Schriftstellerverband zeichnet Jochen Schimmang aus
Leer/Goslar (ddp-nrd). Der aus Leer stammende Autor Jochen Schimmang erhält den Literaturpreis «Das neue Buch 2002». Schimmang werde für sein im Wunderhorn-Verlag erschienenes Buch «Die Murnausche Lücke» ausgezeichnet, teilte der Landesvorstand Niedersachsen/Bremen des Verbandes deutscher Schriftsteller am Freitag mit. Der Preis wird am 17. November im Rahmen der 39. Niedersächsischen Literaturtage im Mönchehaus-Museum für moderne Kunst in Goslar überreicht.
Der vom Schriftstellerverband ausgelobte Literaturpreis wird den Angaben zufolge für Autoren ausgeschrieben, die in Niedersachsen oder Bremen geboren wurden oder dort aktuell tätig sind. Der 1948 in Northeim geborene Schimmang lebt im ostfriesischen Leer. Er veröffentlichte unter anderen die Romane «Der schöne Vogel Phönix» und «Ein kurzes Buch über die Liebe» sowie die Erzählbände «Das Vergnügen der Könige» und «Carmen». Im vergangenen Jahr war Schimmang Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
Die Jury mit Barbara Lippertz (Goslar), Bernd Flessner (Erlangen) und Volker Erhardt (Hamburg) hatten neben dem Siegertitel auch Werke von Anne Chaplet, Peter Gerdes, Helge Thielking und Heinrich Thies auf eine Favoritenliste preiswürdiger Veröffentlichungen gesetzt.

Deutsche und niederländische Theater-Senioren treffen sich
Wilhelmshaven (ddp-nrd). Elf Alten-Theatergruppen aus Deutschland und den Niederlanden treffen sich am Sonntag im Wilhelmshavener Stadttheater. «Wir erwarten rund 100 Teilnehmer», sagte die Initiatorin Angelika Heinich am Freitag in Wilhelmshaven. Die Theaterpädagogin hatte die grenzübergreifende Konferenz für Laienschauspieler vor sechs Jahren ins Leben gerufen. Im nächsten Jahr soll das Treffen erstmals in den Niederlanden stattfinden.
Die Teilnehmer stellen Szenen vor und tauschen sich in Workshops über Arbeitstechniken aus. Die älteste Teilnehmerin ist 84 Jahre alt.
Zur öffentlichen Vorführung einer Szene des Wilhelmshavener Altentheaters «Wellenbrecher» aus der Produktion «Alters-Los» und zur Präsentation der einzelnen Gruppen laden die Veranstalter am Sonntag um 10.30 Uhr in den großen Saal der Landesbühne Niedersachsen Nord ein.
(Internet: www.landesbuehne-nord.de)

Landshuter Literaturtage widmen sich Ludwig Thoma
Landshut (ddp-bay). Die Landshuter Literaturtage widmen sich in diesem Jahr Ludwig Thoma. In Lesungen, Vorträgen, Konzerten, Theateraufführungen und einer Ausstellung soll das vielschichtige Leben und Werk des Dichters von Samstag an bis zum 17. November dargestellt werden. Neben dem Thoma-Lustspiel «Theater Konrad» und einer Ausstellung über Ludwig Thoma und das Satiremagazin «Simplicissimus» stehen unter anderem Vorträge des Journalisten und Namensvetters Christoph Thoma sowie des Thoma-Biographen Gerd Thumser auf dem Programm.
Die seit 1996 stattfindende Literaturwoche widmet sich Schriftstellern, die mit Landshut eine besondere Verbindung hatten. In den vergangenen Jahren standen der in der niederbayerischen Hauptstadt geborene Philosoph Ludwig Feuerbach, Bettina von Arnim, Lena Christ oder Heimito von Doderer im Mittelpunkt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen im Rathausfoyer und im Salzstadel ist frei.
Der in Oberammergau geborene Förstersohn Thoma kam 1885 nach Landshut, um dort Abitur zu machen. Zuvor war er wegen einer harmlosen Liebesgeschichte vom Münchner Wilhelmsgymnasium geflogen.
(Weitere Infos unter www.landshut.de)

«Welt»-Literaturpreis für Leon de Winter
Berlin (ddp). Der niederländische Erzähler Leon de Winter ist mit dem Literaturpreis der Tageszeitung «Die Welt» ausgezeichnet worden. Der Autor sollte die Ehrung am Freitagabend in Berlin entgegen nehmen. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Zu der Preisverleihung im Axel Springer Verlag wurden rund 300 Gäste aus Kultur, Medien, Wirtschaft und Politik erwartet, unter ihnen Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) und der diesjährige Literaturnobelpreisträger Imre Kertész, der im Jahr 2000 den «Welt»-Literaturpreis bekam. Die Laudatio sollte der Autor und Journalist Henryk M. Broder halten.
Die Jury ehre de Winter für sein Gesamtwerk, das aus ebenso komplex wie spannend angelegten Romanen bestehe. «Hochkomisch und dabei äußerst einfühlsam erzählen sie vom Getriebensein des modernen Menschen», heißt es. Der Autor wurde 1954 als Sohn niederländischer Juden in s\'Hertogenbosch geboren. Seit 1976 ist er als freier Schriftsteller und Filmemacher tätig. Zu seinen bekanntesten Titeln zählen die Romane «Hoffmanns Hunger», «SuperTex», «Sokolows Universum» und «Leo Kaplan».
Der «Welt»-Literaturpreis wurde dieses Jahr zum vierten Mal vergeben. Er erinnert an Willy Haas, der 1925 die «Literarische Welt» gründete. Der Preis zeichnet ein einzelnes Buch oder das Gesamtwerk eines Autors aus, «das durch literarische Meisterschaft oder zeitgeschichtliche Brisanz überzeugt». Die bisherigen Preisträger sind Bernhard Schlink, Imre Kertész und Pat Barker.