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Berlin spart: Aus fürs Berliner Podewil

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Sparmaßnahmen des Berliner Kultursenators
Zuschußkürzungen für die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH bedeuten das künstlerische Aus für PODEWIL und SCHAUBUDE

Im Ergebnis der Sparklausur des Senats vom 19.3.2002 wurden im sogenannten konsumtiven Bereich des Kulturhaushalts diverse Maßnahmen beschlossen, um im Ergebnis rund 5 Mio. Euro zu sparen. Die Zuschüsse für die landeseigene Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH, Trägergesellschaft des PODEWIL und des Puppentheaters SCHAUBUDE, sollen um 715.000 €, das entspricht 1/3 des Gesamtetats, gekürzt werden. Der Beschluß des Senators bedeutet, daß der künstlerische Programmbetrieb in beiden Einrichtungen (PODEWIL und SCHAUBUDE) eingestellt werden muß. Diese existenzvernichtenden Kürzungen treffen die Gesellschaft völlig unvorbereitet.

In das Gebäude in der Klosterstraße 68, Sitz des PODEWIL, soll statt dessen der Museumspädagogische Dienst, eine Einrichtung der Senatskulturverwaltung, einziehen. Mit dem nach der Kürzung verbleibenden Etat der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH soll das Verwaltungspersonal und die Betriebskosten der Häuser finanziert werden. Keine Schließung heißt: Das Haus bleibt lediglich für Verwaltungsaufgaben geöffnet, wird jedoch seines künstlerischen Inhalts beraubt!

Das PODEWIL - Zentrum für aktuelle Künste ist eine der international bekanntesten Institutionen der jungen Berliner Kulturszene, eine wichtige Adresse für die junge avancierte nationale und internationale Kunst in der Hauptstadt, für Neue und elektronische Musik, innovative Performance, Theater, Tanz- und Medienproduktionen. Viele international bekannte junge Künstler sind dem Haus verbunden, haben hier ihre Produktions- und Aufführungsstätte.
Programme wie das Internationale Tanzfest Berlin -Tanz im August, das internationale Medienkunstfestival transmediale, das Theater/Performance-Festival reich & berühmt, die Tanzreihe Körperstimmen, innovative Musikreihen und -festivals, wie z.B. die ICMC/Off-ICMC (International Computer Music Conference), x-tract Chicago und die MontagsMusik Klangkrieg wurden hier konzipiert, weiterentwickelt oder in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Koproduzenten veranstaltet.

Während des ereignisreichen Jahrzehnts seit seiner Eröffnung brachte das PODEWIL mit seinem international und interdisziplinär ausgerichteten Programm neue Impulse in die Stadt, die in der Nachfolge von anderen Veranstaltungsorten aufgegriffen wurden. So spielte das PODEWIL eine Vorreiterrolle in der Bekanntmachung der Live-Art-Bewegung in der darstellenden Kunst und der vernetzten elektronischen Musik in Berlin. Junge ausländische Choreographen wie Meg Stuart (B), Nigel Charnock (GB), Musiker wie Arik Hayut (IL), Sam Auinger und Rupert Huber (A) und die Performancegruppen Gob Squad (GB) und Forced Entertainment (GB), Regisseure wie Stefan Pucher und René Pollesch haben Berlin und Deutschland vom PODEWIL aus erobert. Zahlreiche junge Künstler, unter ihnen die Choreographin Sasha Waltz, der Tänzer-Choreograph Xavier Le Roy oder das Neue-Musik-Ensemble zeitkratzer unter der Leitung von Reinhold Friedl, haben ihre künstlerische Handschrift im PODEWIL entwickelt und sind heute gefragte Künstlergäste auf internationalen Festivals in Europa und Übersee. Ohne diese kontinuierliche Programmarbeit wären Ereignisse wie das Konzert von zeitkratzer mit Lou Reed im Rahmen der MaerzMusik letzten Sonntag (17.3.02) undenkbar.

Daß mit den Kunstwerken in der Auguststraße, dem Künstlerhaus Bethanien und dem PODEWIL den avanciertesten Kultureinrichtungen für aktuelle interdisziplinäre Kunst die Existenzgrundlage entzogen wird, ist unerklärlich.
Was wird aus den Freiräumen für die Entstehung neuartiger, zeitgemäßer künstlerischer Produktionen in der Kulturmetropole Berlin?

Quelle: http://www.podewil.de
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