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Nachrichten aus dem KIZ. Foto: Hufner
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«Bud hätte sich gefreut»: Chor singt (fast) nur Spencer-Musik

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München - «Vier Fäuste für ein Halleluja», «Zwei wie Pech und Schwefel» und ein Schwimmbad: Bud Spencer hatte schon zu Lebzeiten Kultstatus. Ein Chor in München widmet sich ganz der Musik seiner Filme. Diese Spezialität macht sich bei Chorproben und der Mitgliedersuche bemerkbar.

In der ersten Reihe des Chors steht ein Mann, der genauso gut auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken headbangen könnte. Ein paar Plätze weiter wippt eine junge Frau zu den Gitarrenklängen - mit einer Flasche Bier in der Hand. Dass hier kein klassischer Kirchenchor probt, wird auf den ersten Blick deutlich. Der Text: «Lalalala-La-La, Lalalala-La-La, Lalalala-Laa-La-Laa-Lalala-La-La».

Es ist das Stück des Feuerwehrchors aus dem Film «Zwei wie Pech und Schwefel», bei dem Bud Spencer höchstpersönlich mitträllert. Mehrere Dutzend Sänger und Sängerinnen in München haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Repertoire ausschließlich aus Filmen von Spencer und seinem Kompagnon Terence Hill - oder mit einem von beiden - zu bestücken. Der Bud-Spenzer-Heart-Chor ist längst kein kleiner Kneipenchor mehr, auch wenn er sich meistens in einer Kneipe zur Probe trifft. Inzwischen gilt ein Aufnahmestopp für neue Mitglieder - Chorleiter Dominik Schauer muss bei den Anfragen sogar aussieben.

Dass im Chornamen Spencer mit Z geschrieben wird, hat laut Schauer vor allem mit Abgrenzung zu tun. Mit Spencers Manager habe er wegen markenrechtlicher Bedenken gesprochen: «Der hat gesagt, Bud hätte sich sicher gefreut, dass es so einen Chor gibt.»

Das ungleiche Schauspieler-Paar Spencer/Hill prägte über Jahrzehnte mit Filmen wie «Vier Fäuste für ein Halleluja» das Genre des Italo-Westerns: Ohrfeigen ersetzten Revolverschüsse, richtig brutal und blutig wurde es aber nie. Während Terence Hill mit 79 Jahren nach wie vor durch die Weltgeschichte tourt, zuletzt diesen Sommer in seiner deutschen Heimat, starb Spencer 2016 im Alter von 86 Jahren.

Dass der schon zu Lebzeiten Kultstatus erreicht hatte, bezeugt nicht nur ein nach ihm benanntes Freibad in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg). Spencer habe in Deutschland etwa vier Millionen Fans, schätzt Michael Maaß von der Spencerhill Event GmbH, die alljährlich ein offizielles Fantreffen organisiert. «Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland die größte und treueste Fangemeinde.»

Los ging es mit dem Chor, als ein befreundetes Ehepaar Hill seinen Sohn Terence Anfang 2017 taufen lassen wollte. «Da hab' ich meinen Erstkontakt gehabt», sagt Schauer. Die eingefleischten Fans der Spencer-Filme hätten den Namen für ihr Kind absichtlich so gewählt und sich zur Taufe musikalisch die Klassiker gewünscht. Der Musikpädagoge und Konzertpianist Schauer erzählte davon im Freundeskreis - und weckte prompt Interesse an einem Chor, der sich voll und ganz auf Musik eben jener Spielfilme konzentriert.

Die Möglichkeiten sind dabei gar nicht so begrenzt, wie man meinen mag. Rund 30 Stücke hat der Chor schon drauf. Und Schauer sagt, er kenne selbst noch nicht alle. «Die Lieder eint eine unverblümte und sehr charmante Schlagerhaftigkeit», findet er. «Wer den Song hört, weiß, wie die Geschichte geht.» In der Regel machen die Stücke gute Laune, das merkt man der Probe an. Wichtig sei ihm aber bei allem Erfolg, dass der Chor locker und geerdet bleibe.

Dennoch fordert er die Musiker bei der Probe wie ein strenger Lehrer, bricht bei Fehlern ab, mahnt Lautstärke an, verlangt ein Lächeln, legt Wert auf genaue Aussprache, gibt Atemtipps und lässt mehrmals den Abgang von der Bühne üben. Bei Auftritten begleitet die Sänger eine Band mit Kontrabass, Gitarren und Cajón. «Wir halten uns ans Original-Arrangement», sagt Schauer. Die spezielle Ausrichtung des Chors machte sich zudem bei der Mitgliedersuche bemerkbar: «Anderen Chors fehlen oft Männerstimmen. Das Problem haben wir nicht.»

Es ist die Generalprobe für den wohl größten Ritterschlag eines Chors rund um Bud Spencer: Guido und Maurizio De Angelis alias Oliver Onions, die die Musik für zig Spencer-Hill-Filme geschrieben haben, haben die Münchner für Freitag (5. Oktober) zu einem Konzert nach Berlin eingeladen. Dann sollen sie mit ihren «Legenden» auf der Bühne in der Columbiahalle stehen - und natürlich den Feuerwehrchor singen.

 

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