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Bühnenzauber mit technischen Weltneuheiten für Richard Wagner in Wels

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Bei den Richard Wagner Festspielen in Wels ist nicht zu sehen, womit sich Regisseur und Bühnenbildner zu profilieren gedenken.
Aber der Meister hat ja ausgesprochen, was ihn bewegte. Und machte seinem Ärger an Ort und Stelle Luft, wenn er bei den Proben aufgrund technischer Unzulänglichkeiten nicht erreichte, was ihm vorschwebte.

Wagner erfand Mechanismen und Effekte, aber die filmischen Bilder, die seine Phantasie ihm zeigte, konnte er nicht umsetzen. "Zum Raum wird hier die Zeit", sind seine Worte in "Parsifal" zu einem auskomponierten Ortswechsel.
Im Theater im Greif wird am 15. und 18. Juni 2006 (und als Wiederaufnahme auch 2007) eine Neuinszenierung von Richard Wagners Oper "Der fliegende Holländer" gezeigt. Für die Szene ist mit Herbert Adler (Regie, Licht) und Dietmar Solt (Bühnenbild, Kostüme, Licht) ein jahrelang bewährtes, perfekt aufeinander eingespieltes Team am Werk. Ralf Weikert wird das Mozarteum Orchester Salzburg dirigieren, und auch die vokale Besetzung ist mit Hans Sotin (Daland), Hartmut Welker (Holländer), Susan Anthony (Senta), Arnold Bezuyen (Erik), Svetlana Serdar (Mary) und dem Philharmonischen Chor Brünn von gewohnter Opulenz.
Adler und Solt arbeiten für diese Produktion seit Monaten an einem völlig neuen Licht- und Videokonzept. Nach ihren Vorstellungen lassen sie 18.000 Bilder von 18 Computern so berechnen, dass für den Zuschauer ein einprägsames, bewegliches Bild entsteht. "Es ist ein Spagat zwischen herkömmlicher Technik und innovativer Projektions- und Videotechnik", erklärt Solt. "Das sind nicht nur Fotografien, die auf die Bühne projiziert werden, wir setzen die Optik mit einem genauen Zeit- und sogar Taktplan um."
"Der fliegende Holländer" ist videomäßig in einer Länge durchkomponiert, die so bisher nicht möglich war, da die gängigen Animationen nach acht Minuten abbrechen. Dadurch wird eine regelrechte optische Komposition möglich, die Adler erläutert: "Unsere Videoanimation ist genau auf das Notenbild der Partitur abgestimmt: Zur Musik das richtige Bild. Der Dirigent agiert und die Computer reagieren, von einem Spezialisten teilweise handgesteuert. Wird die Musik schneller, intensiver, und dann langsamer, werden es auch die Bilder. Der Sturm etwa schwillt an, mit ihm, genau auf die Musik festgelegt, das optische Geschehen. Ebbt der Sturm ab, beruhigen sich die Bilder. Aber es ist kein Film, der da läuft. Die als Meeressymphonie komponierte Ouvertüre setzen wir zur Gänze als nicht ganz reale Animation um."
Aufwendig auch die Kostümabteilung: Abgesehen von der Einkleidung der Solisten werden von drei Schneiderinnen für die 50 Choristen und Choristinnen über 100 Kostüme maßgeschneidert. Dies geschieht teils in Wels, teils in Wien, wo eine neue Werkstatt mit Depot eingerichtet worden ist.
Vom Sturm der Musik gepeitscht, jagen Wolken über den Himmel. Ein Gewitter tobt über dem Meer, Naturschauspiel und klangliches Elementarereignis. Mit großem Tempo bricht das Schiff des gespenstischen Holländers aus der Nebelwand und steht unvermittelt realistisch auf der Bühne.
Herbert Adler und Dietmar Solt setzen aber nicht nur dekorativen Bühnenzauber um. Sie sind mit ihren technischen Bühnenneuerungen einem Traum auf der Spur Wagners Traum vom Gesamtkunstwerk.
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