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Ein Hit, bitte! Hamburger Songwriter Camp produziert Ohrwürmern von morgen

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Noch bis zum 22. September geht das dritte Songwriter Camp anlässlich des Reeperbahn Festivals in Hamburg mit 17 Songschreibern aus fünf Ländern über die Bühne. Das Camp wurde von den Hamburger Musikverlagen Peermusic Germany und AMV Talpa initiiert.

Zwischen Stapeln von Verstärkern, Aschenbechern, Laptops und einigen stillgelegten Instrumenten klingt der Versuch einer Melodie an. Die Songwriter und Musiker Mark Frisch, Sebastian Feurer und Danile Esposito treiben ihre Gitarrenakkorde höher und höher. Dazu erklingt Leadgesang , noch ohne Text. Im Hamburger Songwriter Camp sollen in diesen Tagen die Hits von morgen entstehen.

Autoren und Komponisten aus fünf Ländern sind ins Zwischengeschoss Studio nahe der Reeperbahn gekommen, um Ohrwürmer zu produzieren. Einige der 16 Künstler haben schon Weltstars mit Songs versorgt: Der Schwede Henrik Janson etwa hat für Britney Spears, Take That und Ace of Base geschrieben.

Beim Songwriter Camp arbeiten die Künstler auf Bestellung: Bands und Vertreter von Plattenfirmen kommen vorbei, um den Schreibern ihre Wünsche zu schildern. Dann beginnt die Teamarbeit. Viele kleine Geistesblitze sollen am Ende zu Dauerbrennern werden. "In der kreativen Umgebung hier fließt natürlich alles viel besser", sagt Franziska Knapp vom Verlag Peermusic Germany, der das Camp gemeinsam mit dem Verlag AMV Talpa zum dritten Mal veranstaltet. Das Ergebnis des viertägigen Workshops wollen die Künstler am Samstagabend ab 20.00 Uhr im Arcotel Onyx auf der Reeperbahn der Öffentlichkeit präsentieren. Der Eintritt zur Werkschau ist frei.

Sebastian Feurer, Mark Frisch und Danile Esposito sollen den nächsten großen Hit für "The Baseballs" schreiben - die Band wünscht sich für ihr neues Album eigene Songs, zusätzlich zu ihren Rockabilly-Coverversionen. Frisch studiert den Wunschzettel der Plattenfirma Warner Music. "Sie wollen es witzig und clever", murmelt der Südafrikaner auf Englisch. Die Akkorde nehmen Form an, Daniele und Sebastian fallen in den Rhythmus ein, treiben ihn weiter. "Lasst uns die Gitarren mal eben vergessen", schlägt Frisch vor. "Wenn wir zu sehr an diesem Groove hängen bleiben, finden wir keine gute Melodie." Er singt ein paar Töne, dichtet Textfragmente dazu, findet ein Motiv, schnippt den Rhythmus mit den Fingern. "Yeah! Yeah!" rufen die anderen zwei.

Die Plattenfirma will es "cool" und "clever"
Philipp Arendt von Warner Music ist gekommen, um die Wünsche der Plattenfirma zu konkretisieren. Einfach ist das nicht. "Was genau meint ihr mit clever?", wollen die Komponisten wissen. "So etwas wie subtil? Und was ist mit cool gemeint?" "Hmm", sagt Philipp Arendt. "Schwer zu sagen... Wir fangen gerade erst mit dem neuen Album an, deshalb sind wir für alles offen." Männlich soll es sein, aber nicht sexistisch, und vor allem kein Slapstick. Eingängige Melodien, die sich gut im typischen Retrostil der "Baseballs" produzieren lassen. Wie viele Originalsongs es geben soll, steht noch nicht fest. Das hänge davon ab, wie gut die neuen Stücke werden, sagt Arendt. "Also geben wir unser Bestes", verspricht Feurer.

"Es geht darum, den Hit zu schreiben, der später im Radio läuft", erklärt Mark Frisch. Viel Geld lasse sich mit der Schreiberei nicht verdienen, und Anerkennung als Künstler holen sich die drei auch eher dann, wenn sie selbst als Musiker auf der Bühne stehen - die wenigsten Songwriter könnten auf den Kitzel des Applaus' verzichten. Doch beim Komponieren und Dichten zähle die Zusammenarbeit mehr als der Erfolg des Einzelnen. "Popsongs werden heutzutage im Team geschrieben", sagt Frisch.

Was macht einen Hit aus? Faustregeln haben auch die drei Schreiber nicht. Auch die besten Songwriter könnten oft nicht erklären, wie sie einen Ohrwurm hinbekommen haben. "Es soll eingängig sein und wiedererkennbar, jeder sollte ihn verstehen und mitsingen können", sagt Mark Frisch. "Am besten ist, wenn der Song schon beim ersten Hören vertraut klingt." Die Songwriter müssen an vieles gleichzeitig denken: Ist der Refrain so gemacht, dass ihn auch ein großes Publikum beim Konzert mitsingen kann? Kommt der Sinn des Textes gut rüber? Schafft der Leadsänger die Tonlage? All das ist eine Frage des Gefühls, ein Patentrezept gibt es nicht. "Und wenn es das gäbe", sagt Sebastian Feurer, "dann würden wir es nicht verraten."

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