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Achtung ECHO im falschen Fahrwasser. Foto: Hufner
Geigendieb muss ins Gefängnis - Meisterinstrument bleibt verschollen. Foto: Hufner
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Geigendieb muss ins Gefängnis - Meisterinstrument bleibt verschollen

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Berlin - Eine rund 250 Jahre alte Geige im Wert von 275 000 Euro verschwand an einem Nachmittag aus einer Musikhochschule in Berlin-Mitte. Mehr als ein Jahr nach dem Diebstahl ist mit einem 41-Jährigen einer der Täter zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Ein unersetzbares Instrument habe der 41-Jährige entwendet und für vermutlich 200 Euro verkauft, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, begründete das Amtsgericht Tiergarten am Donnerstag. Bis heute ist die im Jahr 1769 von Nicolo Gagliano in Neapel gefertigte Geige verschwunden.

Am 11. März 2019 hätten der Angeklagte und sein Mittäter auf der Suche nach Beute die Hochschule für Musik betreten, hieß es weiter im Urteil. Zuvor hätten sie vergeblich versucht, ein Fahrrad zu entwenden. «Durch einen unglücklichen Zufall war die Tür in der dritten Etage offen.»

Das wertvolle Streichinstrument ist Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Die Deutsche Stiftung Musikleben hatte die Gagliano-Geige damals einem Stipendiaten zur Verfügung gestellt.

Zunächst hätten die Täter in dem Raum eine Tasche entdeckt und Geld gesucht, so die Richterin. «Dann fanden sie die Geige.» Mit dem Instrument unter der Jacke habe der Angeklagte das Gebäude verlassen. Das Gericht sprach den 41-Jährigen des Diebstahls in einem besonders schweren Fall schuldig. Es ordnete zudem die gesamtschuldnerische Einziehung von Wertersatz in Höhe 275 000 Euro an. In das Urteil wurde eine frühere Strafe wegen Diebstahls einbezogen.

Der vielfach und einschlägig vorbestrafte Deutsche hatte zu Beginn des Prozesses gestanden und erklärt, er und sein Komplize hätten «irgendetwas» stehlen wollen. Nachdem sie erfolglos versucht hätten, ein Fahrrad zu entwenden, hätten sie die Hochschule betreten. «Ich brauchte Geld für Kokain. Hätte ich Geld gefunden, hätte ich die Geige liegen gelassen», so der Angeklagte. Ihnen sei der Wert der Beute nicht bewusst gewesen. Für 200 Euro habe er das Instrument kurz nach dem Diebstahl an einen ihm namentlich nicht bekannten Mann verkauft. Die Hälfte des Geldes habe er dem Mittäter gegeben.

Auf die Spur der vorbestraften Geigendiebe kamen die Ermittler unter anderem durch Aufzeichnungen von Überwachungskameras. Rund sechs Wochen nach dem Verschwinden der Geige war ein damals 39-Jähriger festgenommen worden. Im Juni 2019 stand er vor dem Amtsgericht Tiergarten, gestand und erhielt eine Strafe von einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis.

Nach dem 41-Jährigen war längere Zeit gefahndet worden. Wegen seiner Drogensucht ging das Amtsgericht nun von einer verminderten Schuldfähigkeit aus. Im jetzigen Prozess musste er sich zudem für einen Einbruch in ein Büro im April 2019 verantworten. Für diese Tat erhielt er weitere neun Monaten Gefängnis. Mit dem Urteil folgte das Gericht im Wesentlichen dem Antrag der Staatsanwältin. Auf eine mildere Strafe hatte die Verteidigerin plädiert. Der Richterspruch ist noch nicht rechtskräftig.

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