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Kulturarena Jena zum 15. Mal

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Mit einem Konzert von Klaus Doldingers Passport startet die 15. Jenaer Kulturarena am Mittwoch in ihren musikalischen Part. 30 Konzerte werden bis zum 20. August geboten.


Kult - das ist das richtige Wort für die Jenaer Kulturarena. Schließlich gilt sie wegen ihrer einzigartigen Mischung aus Musik aller Couleur, Theater, Film und Offerten für Kinder als Solitär in der deutschen Festivallandschaft. Ein Ruf, den sich die Jenaer peu a peu erworben haben. Kult auch wegen ihres außergewöhnlich sachkundigen und bunt gemischten Publikums. Denn wenn sich der imaginäre Vorhang im Arena-Rund mitten im Zentrum der Saalestadt hebt, sitzen und stehen vor der eigens an das Theaterhaus angebauten Außenbühne Einheimische neben Zugereisten, Insider neben «Otto Normalverbraucher», Studenten neben Pensionären. Immer mittendrin quirlige Kinder - nicht etwa böse beäugt, weil sie das Erlebnis Musik stören, sondern liebevoll von jedermann umsorgt.

Von einem solchen Flair wagte niemand zu träumen, als das Open-Air-Festival 1992 aus der Taufe gehoben wurde und dafür erst einmal der Theaterplatz von Schutt des Jahre zuvor abgerissenen Zuschauerhauses und Wildwuchs befreit werden musste. Doch ein «Kulturspektakel, das wegweisend für die neuen Bundesländer sein könnte», hatten die Organisatoren nach den Worten von Norbert Reif schon damals im Auge. Der inzwischen verstorbene Jenaer Kulturamtsleiter brachte die Idee aus Kassel mit, wo schon fünf Jahre zuvor das Kulturzelt ins Leben gerufen worden war. Dessen geistiger Kopf, Lutz Engelhardt, zeichnet bis heute auch für das Programm des Jenaer Pendants verantwortlich. «Mit einem solchen Erfolg haben wir nicht gerechnet», bekennt er freimütig.

Anfangs sei man auf Vorbehalte und Unverständnis getroffen, aber schon im ersten Jahr habe sich gezeigt, dass ein solches Musikfestival «wie die Faust aufs Auge nach Jena passt». Aus dem Stand heraus gab es damals rund 20 000 Besucher bei den 21 Konzerten. Eine Zahl, die angesichts von heute jährlich mehr als 70 000 Zuschauern - allerdings bei insgesamt über 50 Veranstaltungen – eher belächelt wird. Das hat natürlich mit den überaus moderaten Eintrittspreisen zu tun, denn wo sonst kann man Weltstars Goran Bregovic, Gianna Nannini, Marceo Parker, Nigel Kennedy, Candy Dulfer, Herbie Hancock, Marla Glen und Sinead O\'Connor für unter 20 Euro erleben? Mit den so genannten Jokerkarten, einem vorteilhaften Sechserpack für Konzerte und Filme, habe es da noch «einen Quantensprung» gegeben.

Die Kulturarena war immer für Überraschungen gut. Schon im Jahr nach ihrer Gründung wartete sie mit nächtlichen Filmvorstellungen und Programmen für Kinder am Sonntagvormittag auf. Inzwischen gehören solche Projekte wie Konzerte und Ausstellungen in einer «Offenen Kirche», aber auch eine «Arena-Ouvertüre« vor dem eigentlichen Festival in der Plattenbausiedlung Lobeda dazu. Nicht zu vergessen das Theaterspektakel - Ergebnis einer Liaison mit dem Theaterhaus Jena, das seit 1997 jährlich den Auftakt markiert.

Mit Musik begann die Geschichte der Kulturarena einst. Sie steht nach wie vor im Mittelpunkt, auch bei der Mittwoch beginnenden 15. Auflage. Die Liebe der Macher zur Musik vermutet Lutz Engelhardt als das Geheimnis des Erfolgs der Kulturarena. Das sei zwar sehr subjektiv, aber es würden nur Künstler engagiert, »von deren Qualitäten wir überzeugt sind«. Über 300 aus zwölf Ländern aller Kontinente werden sich bis Mitte August wieder in Jena die sprichwörtliche Klinke in die Hand geben.

Dabei können sich die Besucher nach Engelhardts Worten auf eine »abenteuerliche Begegnung der Kulturen« freuen. Das musikalische Spektrum reicht quer über alle Genre-Grenzen hinweg von Blues und Swing, über Weltmusik und Chanson bis hin zur Klassik. Einen musikalischen Schwerpunkt setzt dabei das deutsch-französische Jahr, das der Arena mehrere französische Abend mit verschiedenen Bands beschert, aber erneut auch Rene Aubry nach Jena führt. Renommierte Namen aus deutschen Landen sind unter anderem Klaus Doldinger, Nina Hagen, Element of Crime und Tocotronic. Doch auch solche »Größen» wie der langjährige Wunschkandidat Michael Nyman, Grammy-Preisträger Toumani Diabete aus Mali und Omara Portuondo mit ihrem Streich-Orchester-Projekt können sich des Zuspruchs der Fans sicher sein.

http://www.kulturarena.de


Die Konzerte der 15. Jenaer Kulturarena auf einen Blick=
12. Juli: Klaus Doldingers Passport to Morroco (Deutschland)

13. Juli: Rene Aubry (Frankreich)

14. Juli: «Französische Nacht» mit der Jenaer Philharmonie &
Francois-Joel Thiollier

15. Juli: Lizz Wright (USA)

16. Juli: Anoushka Shankar (Indien)

19. Juli: The Bad Plus (USA)

20. Juli: Music Maker (USA)

21. Juli: Michael Nyman (Großbritannien)

22. Juli: Nina Hagen & The Capital Dance Orchestra (Deutschland)

22. Juli: kassablanca: Jaune Toujours (Belgien), 22 Uhr

26. Juli: The Cat Empire (Australien)

27. Juli: Bettye LaVette (USA)

28. Juli: Nouvelle Vague (Frankreich)

29. Juli: Julien Jacob & Hadouk Trio (Frankreich)



1. August: Omara Portuondo und Neue Philharmonie Frankfurt
(Cuba/Deutschland)

2. August: Richard Galliano & Tangaria Quartet (Frankreich)

3. August: Yerba Buena (USA)

4. August: Kari Bremnes (Norwegen)

5. August: Matthew Herbert (Großbritannien)

5. August: kassablanca: Double U & Jazzanova DJ
(Frankreich/Deutschland), 22 Uhr.

9. August: Taj Mahal Trio (USA)

10. August: Toumani Diabates Symmetric Orchestra (Mali)

11. August: Element of Crime (Deutschland), 19.30 Uhr

12. August: Tom Gäbel & Band (Deutschland)

16. August: Rigmor Gustafsson und Magnus Lindgren (Schweden)

17. August: Think of One (Belgien)

18. August: Tocotronic (Deutschland)

18. August: kassablanca: Schneider TM (Deutschland), 22 Uhr

19. August: Kitty Hoff und Foret-Noire & Nylon (Deutschland)

20. August: La Vela Puerca (Uruguay)


Bis auf die separat angegebenen beginnen alle Konzerte 20.00 Uhr vor dem Theaterhaus Jena.


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