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Münchner Hoftheater wird mit Mozarts "Idomeneo" wiedereröffnet

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München (ddp-bay). Fast zwei Jahre hat es niemand außer den Arbeitern und Restauratoren mehr gesehen. Es verbarg sich hinter Gerüsten und Abdeckplanen: das weiß-rot-golden schimmernde Hoftheater in der Münchner Residenz, eine Schöpfung des Rokoko, überbordend geschmückt mit mythologischen und allegorischen Darstellungen. Am Samstag wird das nach seinem Erbauer Francois Cuvilliés benannte Theater mit einer Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper «Idomeneo» feierlich wiedereröffnet.


Die Ergebnisse der rund 25 Millionen Euro teuren Generalsanierung - fünf Millionen steuern eine private Initiative und die Ernst-von-Siemens-Kulturstiftung bei, den Rest zahlt der Freistaat - sind nicht sehr augenfällig. Besuchern wird wohl zuallererst die moderne Glaskuppel auffallen, mit denen ein ehemals offener Innenhof im Foyerbereich überwölbt wurde. Außerdem können die Gäste auf 520 neuen Sesseln Platz nehmen. Der Zuschauerraum selbst wurde nur leicht aufpoliert. «Auf eine völlig neue Vergoldung haben wir verzichtet, um die Patina zu erhalten», sagt Mathias Pfeil, Leiter der Bauabteilung der bayerischen Schlösserverwaltung.

Das mit Abstand meiste Geld wurde für die von außen unsichtbare Erneuerung der Bühnen- und Haustechnik und für einen modernen Brandschutz ausgegeben. Eigentlich ist das Theater nämlich eine Schöpfung der 50er Jahre. Damals wurde das von Bomben zerstörte Haus an einem neuen Ort innerhalb der Residenz wiederaufgebaut. Gerettet werden konnten nur die Originalverkleidungen des Zuschauerraums. «Was wir hier gemacht haben, ist eigentlich ein Neubau in alten Mauern», sagt Pfeil. Allein 220 Kilometer Kabel seien neu verlegt worden.

Geschaffen hatte das Kleinod des bayerischen Rokoko der Architekt Francois Cuvilliés der Ältere. Im Auftrag von Kurfürst Max III. Joseph errichtete er von 1751 bis 1753 die neue Hofoper der Wettiner in ihrem Münchner Stammsitz. Einen Großteil der Baukosten, die das damals veranschlagte Budget von 53 000 Gulden bald um das Dreifache überstieg, verschlang die prachtvolle Innenausstattung. 1753 wurde das neu erbaute Residenztheater, das heute nach seinem Schöpfer Cuvilliés-Theater genannt wird, festlich eröffnet.

Auch technisch war das Münchner Haus damals auf dem neuesten Stand. Die neue Hofoper besaß mit ihren sieben «Fahrten», die während eines Aktes vier Verwandlungen erlaubten, einer Unterbühne im Stile von Versailles, die das Versenken bühnenhoher Kulissenteile ermöglichte, und mit einer Bühnentiefe von 26 Metern weltstädtisches Niveau. Von dieser Bühnenmaschinerie, einem Werk des Italieners Giovanni Paolo Gaspari, ist allerdings nichts mehr erhalten.

Am 18. März 1944 nämlich hatten alliierte Bomber den Bau, wie die gesamte Münchner Residenz, in Schutt und Asche gelegt. Glücklicherweise hatte man große Teile der kostbaren Innenverkleidung vorher ausgebaut und ausgelagert. Sie blieben erhalten und wurden 1958 im sogenannten Apothekenstock am Brunnenhof wieder eingebaut. Für immer verloren gingen bei dieser Versetzungsaktion die von Cuvilliés geschickt geformten Nebenräume für den Hof, die Garderoben und Werkstätten für das Theaterpersonal. Schon im 19. Jahrhundert untergegangen waren das Deckenfresko von Johann Baptist Zimmermann und der Theatervorhang.

Auf Letzteren wird das Publikum übrigens noch einige Zeit warten müssen. Der den Farben des Deckenfrescos angepasste blau-silbern schimmernde Vorhang aus der Wiederaufbauzeit entsprach nicht mehr den strengen Vorgaben des Brandschutzes. Einen nicht brennbaren Stoff in der betreffenden Farbkombination zu finden, sei bisher nicht gelungen, sagt Pfeil. «Aber wir werden schon eine Lösung finden.» Vielleicht wird es doch wieder ein roter Vorhang. So jedenfalls soll das Original ausgesehen haben.
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