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Petition für Theater Vorpommern gestartet. Foto: Hufner
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Neuer Ruhrfestspiel-Intendant Olaf Kröck spricht Sprache des Ruhrgebiets

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Recklinghausen - Wenn Olaf Kröck redet, redet er schnell. Er hat viele Ideen und will die Zuhörer überzeugen, sie mitnehmen auf eine Reise. Denn der 45-Jährige übernimmt im Sommer 2018 eine besondere Aufgabe: Die Leitung der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Ein Theaterfestival mit Tradition und Auftrag.

Der Anfang der Ruhrfestspiele liegt im Hungerwinter 1946/47. Die Hamburger Theatermacher hatten keine Kohlen und ihre Schauspielhäuser standen vor dem Aus. Die Bergleute in Recklinghausen halfen, Kohle an den Besatzungsmächten vorbei in die Theater zu schmuggeln. Die Vorstellungen konnten weitergehen. Zum Dank spielten die Schauspieler später in Recklinghausen. Die Geburtsstunde des Arbeiterfestivals.

Die Intendanz der Ruhrfestspiele ist daher keine leichte Aufgabe. Alle sollen ins Festspielhaus strömen, dort diskutieren, Gesehenes mit in den Alltag nehmen. «Wir haben einen großen Namen», erklärte Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche, der auch stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des Theaterfestivals ist. Es sei eine «Herzensangelegenheit» gewesen, die künstlerische Leitung in gute Hände zu legen.

Gesucht wurde jemand, der die Sprache des Ruhrgebiets spricht, auf Bewährtes aufbaut und Neues präsentiert. Die Bewerbung des gebürtigen Vierseners Kröck passte. Seit 2010 lebt er in Bochum, hat gerade die einjährige Interims-Intendanz am dortigen Schauspielhaus übernommen. Eigentlich ist Kröck Dramaturg, hat schon am Stadttheater Hildesheim, am Luzerner Theater und am Schauspielhaus Essen gearbeitet.

Kröck, der am 1. August den langjährigen Intendanten Frank Hoffmann ablöst, möchte ein «Festival der Vielfalt» verankern. Ein «poetisches und politisches Fest» ins Leben rufen, das zum «größten Fest der Stadt» werden soll, sagt der Theatermacher bei seiner Vorstellung am Freitag. «Es sollen Festspiele für alle werden.»

Zugleich wolle er auch das Selbstverständnis der Menschen erforschen, auf die Bühne bringen und verändern, sagt Kröck. Der Transformationsprozess, der mit dem Ende des Bergbaus 2018 deutlich werde, ändere auch das Selbstverständnis. Die Menschen hätten sich über die «Maloche» identifiziert, auch wenn im Bergbau seit Jahren immer weniger Menschen schufteten. «Die Festspiele müssen über diesen Wandlungsprozess nachdenken», sagt der 45-Jährige.

Kröck will Probleme wie Armut, Ausgrenzung und Benachteiligung aufgreifen, damit Themen setzen und Impulse geben. Aber er will auch die schönen Seiten zeigen, die ganze Stadt zum Orchester-Picknick in den Park einladen. «Auf Decken und mit Kaffee der Musik zuhören», auch so stellt sich Kröck das Festival der Zukunft vor. Mit dem Ruhrgebiet fühlt er sich seit Jahren verbunden. Kröck lebt mit seiner Familie in Bochum. Umziehen nach Recklinghausen möchte er nicht, aber mit dem Rad auf den «grünen Hügel» strampeln. Und ab und zu auch mit dem Auto im Stau stehen - wie das im Ruhrgebiet halt so sei.