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Markus Hinterhäuser. © Salzburger Festspiele / Franz Neumayr
Markus Hinterhäuser. Foto: SF, Neumayr
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Salzburger Festspielchef: Münchner Gergijew-Rauswurf war scheinheilig

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Wien/München - Der Salzburger Festspielintendant Markus Hinterhäuser hat die Absetzung von Waleri Gergijew als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker als scheinheilig kritisiert. Der dafür verantwortliche Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) habe um Gergijews Nähe zu Putin gewusst; trotzdem sei der Vertrag des Maestro vor einigen Jahren verlängert worden.

«Er hat überhaupt keine Haltung bewiesen», sagte Hinterhäuser über Reiter im österreichischen Sender ORF. Haltung hätte der Oberbürgermeister hingegen gezeigt, wenn er sein bisheriges Eintreten für Gergijew als Fehler eingestanden hätte und selbst zurückgetreten wäre.

Russische Künstlerinnen und Künstler sollten aus Sicht des Salzburger Intendanten im Westen unterstützt statt geächtet werden. Es sei zwar legitim, dass Kulturinstitutionen prüften, wie prominente russische Künstler zur russischen Invasion in die Ukraine stünden. Wegen der politischen Repression in Russland sei es aber falsch, allen Menschen mit russischem Pass Stellungnahmen abzuverlangen, die sie kaum geben könnten. «Das hat nichts mit einer Art von Putin-Hörigkeit zu tun. Das kann auch die nackte Überlebensangst sein», sagte Hinterhäuser Montagnacht.

Russische Künstler dürften nicht im Stich gelassen werden, sagte der Intendant. Ihr weiteres Engagement im Westen unterstütze die Zivilgesellschaft in Russland. Jüngst haben sich verschiedene Kulturinstitutionen von russischen Künstlern wie Gergijew, der Sängerin Anna Netrebko oder dem Pianisten Denis Masujew wegen fehlender oder unklarer Äußerungen zur Invasion distanziert.

Der Direktor der Wiener Staatsoper, Bogdan Roscic, sagte im ORF, dass man nicht die Haltung von Künstlern vor dem Ukraine-Krieg bewerten sollte. Immerhin habe es auch in der heimischen Politik und Wirtschaft viele Kontakte mit Moskau gegeben. «Die gesamte österreichische Elite ist mit Herrn Putin aufgetreten in den vergangenen Jahren», sagte er.

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