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Tagung: Operette unterm Hakenkreuz

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Die Staatsoperette Dresden beschäftigt sich vom 29. April 2005 bis 1. Mai in einer Tagung mit der leichten Muse im Dritten Reich.

Die „Operette“ der 1920er Jahre, die sich von Berlin und Wien aus die Welt eroberte und in einem Atemzug mit dem Broadway und Hollywood genannt wurde, erlebt seit kurzem ein erstaunliches Revival. Erstmals wird sie als essentieller Bestandteil der Kultur der Weimarer Republik gesehen und von Wissenschaftlern erforscht, als Teil jenes politisch und kulturell explosiven Zeitraums von 1918 bis 1932. Teil der Forschung ist die Frage: Wie konnte die aktuelle, intelligente, aus jüdischem Geist entstandene Kunstform Operette nach 1933 spurlos verschwinden?

Und wie verhält sich das, was nach 1933 als „Operette“ galt, zu dem, was vorher war? Dieser Frage will sich die Staatsoperette Dresden mit der Tagung „Operette unterm Hakenkreuz“ vom 29. April bis 1. Mai stellen. Als einzigem reinen Operettentheater Deutschlands fällt der Staatsoperette eine besondere Verantwortung im Umgang mit dem Genre zu. Ausgehend von zwei Neuinszenierungen, Emmerich Kálmáns jazziger, als „entartete Operette“ gebrandtmarkter „Herzogin von Chicago“ und Paul Ábraháms im Original-Sound neu instrumentierter „Viktoria und ihr Husar“, hat sich ein besonderes Interesse und Sensorium für das Schicksal des Genres „Operette“ vor, nach und während des Dritten Reiches entwickelt. In Form von Vorträgen, Lesungen, Diskussionsrunden mit modernen Operettenregisseuren und Gesprächskonzerten mit Zeitzeugen soll das Problem „Operette vor und nach 1933“ umrissen werden. Mit Vorführungen von historischen Operettenfilmen sowie der Präsentation von Tondokumenten soll auch einem breiteren Publikum anschaulich demonstriert werden, was mit der „Operette unterm Hakenkreuz“ geschah und wie die Nationalsozialisten sie für ihre Zwecke instrumentalisierten. Aber auch: welch reiche Kultur sie zerstörten.


29. April 2005: Eine entartete Gattung
Die „Silberne Operette“ der späten 1920er Jahre

BLOCK 1

9.30 Uhr Begrüßung
durch Ingolf Roßberg, Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt Dresden

9.45 Uhr „Von Heute auf Übermorgen“ Operette und künstlerische Avantgarde
(Reiner Zimmermann, Dresden)

10.20 Uhr „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ – Operettenstars der 1920er Jahre
(Robert Dachs, Wien)

11.20 Uhr „Emmerich Kalman und die transatlantische Operette“
(Kevin Clarke, Amsterdam)

12.15 Uhr Film: GOLDEN DAWN, (USA 1930),
Regie: Ray Enright, Musik: Emmerich Kálmán, mit Walter Woolf King, Vivienne Segal, Noah Beery

BLOCK 2
14.00 Uhr „Paul Abraham: Höhepunkt und tiefer Fall der ‚entarteten‘ Operette“, (Sara Tramputz, Wien / Daniel Hirschel, Leipzig), Filmausschnitte, Texte, UA-Kritiken, etc. zu Ábraháms Operetten, (gelesen von Rita Schaller, Thomas Stecher)

15.30 Uhr ROXY UND IHR WUNDERTEAM, (Ungarn 1937), Regie: Johannes von Vásáry, Musik: Paul Ábrahám, mit Rosi Barsony, Oszkár Dénes

BLOCK 3
17.00 Uhr „Das gibt‘s nur einmal, das kommt nicht wieder“ – Heymann und die Tonfilmoperette 1930-32
Diskussionsrunde: Elisabeth Heymann (Tochter des Komponisten), Wolfgang Trautwein (Verwalter des Heymann-Nachlasses, AdK Berlin), Hubert Ortkemper (Hrsg. der Heymann-Biografie), Moderation: Jens Uwe Völmecke

19.30 Uhr HERZOGIN VON CHIGAGO
Operette von Emmerich Kálmán, Aufführung in der Staatsoperette Dresden


30. April 2005: Die „arisierte“ Operette 1933 – 45
Zwischen Wunschkonzert und Konzentrationslager

BLOCK 1

9.30 Uhr „Jenseits der ‚unterhaltenden Welt‘“ – Ralph Benatzkys Tagebücher aus der Exilzeit, (Werner Grünzweig, AdK Berlin)
Lesung der Tagebücher durch G. Benatzky-Harten

10.30 Uhr „Die arisierte Operette“ – Neue Werke als Ersatz für ausgemerzte jüdische Operetten,
(Volker Klotz, Stuttgart)

11.20 Uhr Film: GASPARONE, (Deutschland 1937), Regie: Georg Jacobi, Musik: Peter Kreuder unter Verwendung der Melodien von Carl Millöcker, mit Johannes Heesters, Marika Rökk, Leo Slezak, Rudolf Platte

BLOCK 2
13.00 Uhr „Hitlers Lieblingskomponist: Lehár und das NS-Regime“,
(Stefan Frey, München)

14.00 Uhr „Musikverlage im Dritten Reich“
(Sophie Fetthauer, Hamburg)

BLOCK 3
15.00 Uhr „Das NS-Wunschkonzert: Operette als Narkotikum“
(Hans-Jörg Koch, Worms)

15.30 Uhr Lesung: Briefe von Alfred Grünwald aus dem Exil: über den Nationalsozialismus, die Operette und die Österreicher
(gelesen von Thomas Stecher, Dresden)

16.15 Uhr „Fritz Löhner-Beda: Vom Land des Lächelns nach Buchenwald“
(Barbara Denscher, Wien)

17.00 Uhr LESEBÜHNE: Charles Lewinsky, „Freunde, das Leben ist lebenswert“

19.00 Uhr CARNEVAL IN ROM
Operette von Johann Strauss,
Aufführung in der Staatsoperette Dresden


1. Mai 2005: Das Erbe des Nationalsozialismus
Die Operette im Sog des deutschen Heimatfilms nach 1945


BLOCK 1
10.30 Uhr „Aspekte der Aufführungspraxis: Alte Operettenaufnahmen im Vergleich mit Einspielungen der 50er – 90er Jahre“,
(Kevin Clarke, Amsterdam)

11.30 Uhr „Die Silberne Operette auf Zelluloid gebannt, vor und nach 1933 – ein Vergleich“,
(Richard Traubner, New York)

12.15 Uhr „Mehr als ein Leben: Konstruktion und Funktion der Robert-Stolz-Legende“, (Eugen Semrau, Venedig)

13.00 Uhr „Wiederentdeckung NS-verfolgter Operettenkomponisten, Erfahrungen eines Musikwissenschaftlers“,
(Albrecht Dümling, Berlin)

13.45 Uhr Film: IM WEISSEN RÖSSL, (Deutschland 1952), Regie: Willy Forst, Musik: Ralph Benatzky; mit Johanna Matz, Johannes Heesters, Walter Müller, Rudolf Forster

BLOCK 2
15.30 Uhr „Operette heute: Regisseure diskutieren“, (N.N.)

16.30/17.00 Uhr Film: IM WEISSEN RÖSSL, (Deutschland 1994),
Regie: Ursli Pfister, Musik: Ralph Benatzky, mit Meret Becker, Max Raabe, Otto Sander, Walter Schmidinger, Geschwister Pfister, Gerd Wameling


BESONDERER HINWEIS!
Am Anreisetag Donnerstag, 28. April 2005,
19.30 Uhr VIKTORIA UND IHR HUSAR
Operette von Paul Ábrahám, Aufführung in der Staatsoperette Dresden
Musikgenre