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Jan Martens / GRIP & Dance On Ensemble (Belgien). Foto: Tom Dachs, Presse euro-scene, gemeinfrei
Jan Martens / GRIP & Dance On Ensemble (Belgien). Foto: Tom Dachs, Presse euro-scene, gemeinfrei
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Tanz- und Theaterfestival euro-scene präsentiert 32. Ausgabe [update 14.10.2022]

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Leipzig - Ab Dienstag stehen wieder Tanz und Theater im Mittelpunkt der 32. Ausgabe des Leipziger Festival euro-scene. Dabei wollen die Veranstalter einen neuen Blick auf den europäischen Kontinent werfen und aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen, teilten diese vor Beginn des Festivals mit.

Von 8. bis 13. November seien insgesamt 32 Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten der Stadt geplant. Neben verschiedensten Produktionen, unter anderen von dem chilenisch-spanischen Regieduo AzkonaToloza und dem Choreografen Panaibra Gabriel Canda aus Mosambik, seien auch Beiträge von Expertinnen und Experten sowie Kurzfilme Teil des Programms. Nach der pandemiebedingten Absage des 30. Festivaljubiläums 2020 standen im vergangenen Jahr die Themen Klimawandel, Zeitgeschichte sowie Barrierefreiheit im Mittelpunkt der Aufführungen.

[update 14.10.2022]

PRESSEMITTEILUNG | 14. NOVEMBER 2022

32. euro-scene Leipzig zieht positive Bilanz

Große Begeisterung über neue thematische Schwerpunkte, mehr junges und diverses Publikum sowie weitgehend ausverkaufte Veranstaltungen

Das Tanz- und Theaterfestival euro-scene Leipzig blickt auf eine erfolgreiche Festivalausgabe 2022 zurück. Bei der 32. euro-scene Leipzig hat Festivalleiter Christian Watty wie im letzten Jahr vor allem auf Künstler:innen gesetzt, die bisher noch nicht bei der euro-scene Leipzig gastiert haben. Das Publikum hat dies sehr positiv aufgenommen. Mit 18 komplett ausverkauften Veranstaltungen und mehr als 5.800 Besucher:innen (plus 850 Besucher:innen beim Festivalabschluss in der Oper Leipzig) kann die euro-scene Leipzig eine erfreuliche Bilanz ziehen. Vom 8. bis 13. November wurden an acht Spielorten 12 Produktionen, darunter sechs internationale Koproduktionen und drei Uraufführungen in insgesamt 21 Bühnenvorstellungen und 7 weiteren kostenfreien Veranstaltungen sowie 4 Aufführungen exklusiv für Schulklassen mit knapp 200 Künstler:innen präsentiert. Eine Neuerung und programmatische Weiterentwicklung in der zweiten Ausgabe unter Christian Watty war ein Fokus auf postkoloniale und außereuropäische Perspektiven. In den Produktionen THE GHOSTS ARE RETURNING (GROUP50:50), MENTIRAS APLAUDIDAS (Panaibra Gabriel Canda) und TEATRO AMAZONAS (AzkonaToloza) verhandelten die Künstler:innen alte und neue koloniale Narrative und setzen sich mit Rassismus, Diskriminierung und Ausbeutung von Mensch und Natur auseinander.

Das Programm zeichnete sich durch eine hochaktuelle und gesellschaftspolitische Ausrichtung aus: Sorour Darabi aus dem Iran verarbeitete in SAVUŠUN Fragen der eigenen Identität und Genderdiskriminierung; DER VORGANG behandelte in fünf Vorstellungen in Schulklassen das Thema Schwangerschaftsabbruch und die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen an Frauen und ihren Körper; in MISERICORDIA reagierten drei Frauen auf die Gewalt in ihrer Umgebung mit Wärme und Solidarität und in dem neuen Wettbewerb UBUNTU CONNECTION entwarf Raphael Moussa Hillebrand mit den 16 Teilnehmer:innen eine neue Art des miteinander Umgehens in der Gesellschaft.

Christian Watty, Festivalleiter der euro-scene Leipzig: „Wir müssen die Welt und das Zusammenleben von bald 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten neu denken. Und dafür brauchen wir neue und mehr Narrative der Solidarität, Empathie und Kooperation. Für mich hat sich bei allen eingeladenen Künstler:innen und Denker:innen im Programm der euro-scene Leipzig dieses Jahr gezeigt, dass sie ein wichtiger Teil in einem Transformationsprozess sind, den wir gerade erleben. Und bei allen Vorstellungen habe ich gespürt, dass dieser Aufbruch auch beim Leipziger Publikum dankbar angenommen wird. Das macht mich persönlich sehr glücklich, aber darum geht es nicht. Viel wichtiger ist, dass wir gemeinsam optimistisch nach vorne blicken und aus der vermeintlichen Ausweglosigkeit herauskommen. Neue Erzählungen und Antwortenauf drängende Fragen kommen aus dem Theater, woher sonst?“.

Weitere Höhepunkte im Programm waren fünf komplett ausverkaufte und vom Publikum mit Standing Ovations gefeierte Vorstellungen im großen Saal des Schauspiel Leipzig: Neben der Festivaleröffnung ANY ATTEMPT WILL END IN CRUSHED BODIES AND SHATTERED BONES von Jan Martens aus Flandern gab es zwei Aufführungen von SOUL CHAIN (tanzmainz / Sharon Eyal) und zweimal MY LAND von Bence Vági mit sieben Zirkusakrobat:innen aus der Ukraine. Eine 2021 von der euro-scene Leipzig gestartete Unterstützung, Einbindung und internationale Vernetzung der lokalen und regionalen Szene wurde dieses Mal weiter ausgebaut: Die Leipziger FORWARD DANCE COMPANY, Associate Artists der euro-scene Leipzig 2021/2022, brachte im zweiten Jahr der Kooperation bei ausverkauftem Haus ihr neues Stück SULLE SPONDE DEL LAGO – AM UFER DES SEES des Choreografen Alessandro Schiattarellas erfolgreich zur deutschen Erstaufführung, nachdem die Premiere bei einem weiteren Koproduzenten in der Schweiz stattgefunden hatte. Mit der 2. PLATTFORM STUDIOTRADE sowie einem Workshop- und Profitrainingsangebot wurde auch die Kooperation mit der 4fT Tanzplattform Leipzig fortgeführt; erstmals hat die euro-scene Leipzig durch eine Sonderförderung der deutschen Bundesregierung im Rahmen von NEUSTART KULTUR die Teilnahme von Sächsischen Künstler:innen durch die Finanzierung von Reise- und Hotelkosten unterstützt.

Durch eine erstmalige Kooperation der euro-scene Leipzig mit dem Leipziger Ballett hatte zum Festivalabschluss am gestrigen Sonntag der Doppelabend MARIN/SCHRÖDER (mit zwei Stücken der Ikone des Tanztheaters in Frankreich Maguy Marin und einem neuen Stück des Leipziger Ballettchefs Mario Schröder) im Opernhaus seine Uraufführung.

Kostenlos waren u.a. zwei Filme in den Passage Kinos sowie zwei international und hochklassig besetzte Diskursformate: In THE TIME FOR DENIAL IS OVER hat die Group50:50 mit Fachleuten und mehreren Studierendengruppen neue Impulse gesetzt in der Debatte um die Rückführung von Kulturschätzen und menschlichen Überresten, die in der Kolonialzeit gestohlen wurden. In DANCING IN TIMES OF WAR konnte der Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung Kyiv mit zwei bekannten ukrainischen Künstler:innen (Viktor Ruban und Marina Schubarth) Einblicke in die aktuelle Situation von Kunstschaffenden im Kriegsgebiet in der Ukraine geben.

Besonders auffällig war bei allen Veranstaltungen eine deutlich größere Diversität des Publikums, explizit bei Formaten wie dem neuen Wettbewerb UBUNTU CONNECTION sowie den anderen Programmpunkten, die eine eurozentrische Weltsicht reflektierten. Nicht zu übersehen war darüber hinaus eine zunehmende Verjüngung des Publikums, unter anderem befördert durch neue Kooperationen mit vier Universitäten (Theaterwissenschaften der Uni Leipzig, Hochschule für Musik und Theater Leipzig, ENSATT Lyon sowie Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig).

Ausblick euro-scene Leipzig 2023

Die 33. euro-scene Leipzig findet vom 7. bis 12. November 2023 statt.

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