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Uraufführung: «Starry Messenger» in Bielefeld

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Blick zu den Sternen - Am Stadttheater Bielefeld wird am Samstag das Musical «Starry Messenger» über Leben und Werk von Galileo Galilei uraufgeführt

Bielefeld (ddp-nrw). Am Stadttheater Bielefeld wünscht man in diesen Tagen am besten «Toi, Toi, Toi». Denn dem Theater steht eine ungewöhnliche Uraufführung ins Haus. Mit viel Engagement stellten über 100 Akteure ein neues Musical auf die Bühne, das sich um das Leben und Werk des italienischen Physikers und Mathematikers Galileo Galilei (1564 bis 1642) dreht. «Starry Messenger» (Sternenbote) heißt das Singspiel, das am Samstagabend (19.30 Uhr) zum ersten Mal über die Bühne geht.

Dramaturg Martin Essinger verspricht einen «großen und aufregenden Theaterabend». Das auf dem ersten Blick vielleicht sperrige Thema berge zwischen Spannung und Liebe die wichtigsten Zutaten für ein großes Musicalerlebnis. Die Idee und die Musik dazu stammen von einem Bielefelder Theatermann: Kapellmeister William Ward Murta, der seit 20 Jahren die musikalischen Geschicke des Theaters leitet, ließ sich vom bewegten Leben Galileis inspirieren und zeigt einen großen Bilderbogen wichtiger Lebensstationen des Physikers - angefangen von seinen ersten Schritten in der Welt der Wissenschaft bis hin zum Widerruf seiner Lehren vor der Inquisition der Katholischen Kirche.

Seit dem 1. Dezember laufen die Proben für das Musical. Zu Beginn dieser Woche haben die Endproben begonnen, am Freitag war Generalprobe - der letzte Schliff an der mit Spannung erwarteten Inszenierung steht. Ein «riesengroßes Projekt» hatte sich das Theater nach Angaben von Essinger vorgenommen. Und ein außergewöhnliches dazu. Denn dass ein Stadttheater eine solche Uraufführung stemme, sei in Deutschland eher selten.

«Starry Messenger», benannt nach einem Werk Galileis, ist bereits Murtas zweites Musical nach «M .. wie Marilyn», das 1987 in Bielefeld uraufgeführt wurde. Das Libretto schrieb der gebürtige US-Amerikaner gemeinsam mit dem Autoren und Theaterpädagogen Pit Holzwarth, der auch die Inszenierung übernahm. Dramaturg Essinger lobt das Stück, das ein «hohes Niveau» in der Sprache habe und dessen Musik «sehr sinfonisch» sei. Murta habe sich für «Starry Messenger» stark von der amerikanischen Filmmusik mit «großem Orchestersound» beeinflussen lassen. Beteiligt an der Aufführung ist nicht nur das komplette Orchester mit 60 Mann, sondern auch der Chor mit 30 Personen sowie rund 10 Ensemblemitglieder, darunter die «besten Solisten» des Hauses.

In dem rund dreistündigen Musical steht nicht allein der Wissenschaftler Galilei im Mittelpunkt - vielmehr zeigen Murta und Holzwarth ein umfassendes Porträt des Gelehrten und seiner Zeit, des Menschen mit seiner Beziehung zu seinen Freunden und Gönnern und seinen Feinden. Neben Galilei treten beispielsweise sein Widersacher Kardinal Lorini auf sowie seine Tochter Virginia.

Galilei war wegen seines Bekenntnisses zum so genannten heliozentrischen Weltbildes, also der Behauptung, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, in Konflikt mit der Kirche geraten und 1616 zum Schweigen verurteilt worden. Wegen Ungehorsams und Ketzerei angeklagt, schwor er in Rom vor dem Inquisitionsgericht ab, widerrief aber angeblich mit «Eppur si muove - Und sie bewegt sich doch» und blieb daher bis zu seinem Tod Gefangener der Inquisition.

Die Hauptrolle des Galileo Galilei übernahm der Bielefelder Tenor und Publikumsliebling Alexander Marco Buhrmester. Da dieser aber ab Mai in Bayreuth für den «Parsifal» probt und alle Rollen den Protagonisten «auf den Leib geschneidert wurden», sind zunächst elf weitere Vorstellungen von «Starry Messenger» geplant - Fortsetzung bei Erfolg aber nicht ausgeschlossen.

Wibke Busch

(Weitere Aufführungen 3., 11., 13., 17. und 30. März, 10., 12., 18. und 23. April sowie 6. und 15. Mai)
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