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Früherer Staatsopern-Intendant Pischner 102jährig gestorben. Foto: Hufner
Einen Tag nach «Walküre»-Premiere: Baßbariton Gerd Grochowski tot. Foto: Hufner
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«Wir verneigen uns» - Abschied von Kurt Masur in Leipzig

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Leipzig - Drei schlichte Blumenstelen mit weißen und rosa Rosen stehen in der Leipziger Thomaskirche, dazwischen ein großformatiges Foto von Kurt Masur (1927-2015) und eine silberne Urne. Betont feierlich und ohne Pomp nehmen Familie, Freunde und Wegbegleiter mit einem Trauergottesdienst am Donnerstag Abschied von dem Star-Dirigenten.

Masurs Familie hat sich nach Angaben der Stadt eine christliche Zeremonie gewünscht - in jener Kirche, die Masur selbst «immer wieder zu Momenten des Gebets und der Einkehr» aufgesucht hat, wie Pfarrer Martin Hundertmark in seiner Predigt sagt.

In der ersten Reihe, gegenüber der Kanzel, nimmt Masurs Witwe Tomoko Platz. 450 der 1400 Plätze in der Thomaskirche sind für Angehörige und Freunde des Maestros reserviert. Auch Geigerin Anne-Sophie Mutter, Schauspieler Armin Mueller-Stahl und Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf sind gekommen, um Masur die letzte Ehre zu erweisen. Im Anschluss an den Trauergottesdienst sollte der Dirigent im engsten Familienkreis beigesetzt werden. Masur war am 19. Dezember 2015 im Alter von 88 Jahren in den USA gestorben.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) spricht Gedenkworte für den Ehrenbürger der Stadt, der 27 Jahre lang - von 1970 bis 1997 - das weltberühmte Gewandhausorchester geleitet hat. «Vielleicht hat Kurt Masur wesentlich den Mythos des Gewandhaus-Sounds geprägt», sagt Jung. Zudem hat Masur der Stadt ein steinernes Denkmal hinterlassen: Auf sein beharrliches Drängen hin wurde das neue Leipziger Gewandhaus gebaut - der einzige Konzerthaus-Neubau in der DDR.

Jung erinnert ebenso wie Pfarrer Hundertmark an den unbeirrbaren Humanismus Masurs. Beide heben seine Rolle am 9. Oktober 1989 hervor - als Masur mit dem «Aufruf der Leipziger 6» wesentlich dazu beitrug, dass die große Montagsdemonstration gegen das SED-Regime gewaltfrei blieb. Auf seinem Dirigentenpult hätten an diesem Abend für das Konzert im Gewandhaus auch die Noten von Beethovens Trauermarsch gelegen - für den Fall, dass es Schüsse oder Tote gegeben hätte, sagt Jung.

Musikalisch wird der Trauergottesdienst gestaltet vom Leipziger Thomanerchor - und natürlich von Musikern des Gewandhausorchesters. Sie lassen Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach erklingen. Seine letzte Ruhe sollte Masur auf dem Künstlerfeld des Leipziger Südfriedhofs finden, unweit des Grabes des Gewandhausarchitekten Rudolf Skoda. Am 16. April werde es in Leipzig ein Ehrenkonzert für Masur geben, sagt Jung. «Wir werden ihn ehren, sein Vermächtnis fortführen und verneigen uns vor diesem großen Weltbürger.»

 

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