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ZeitSehnen – Musik und Szene zur Todesstunde Robert Schumanns

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Am 29. Juli 1856 starb Robert Schumann um 16.00 Uhr in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich. Genau 150 Jahre danach will blaumilchkanal e.V. in Zusammenarbeit mit dem Robert-und-Clara-Schumann-Verein in Leipzig an den großen deutschen Komponisten der leisen Klänge erinnern, an seine hoffnungsvollen Leipziger Jahre des Aufbruchs.

Bis zu seiner Heirat lebte Schumann in der kleinen Wohnung im Roten Colleg mit Blick auf den Schwanenteich. Hier entstanden nicht nur zahlreiche weltberühmte Klavierwerke, sondern auch die großen Liederzyklen. Hier verfasste er mitreißende Artikel für die von ihm gegründete Zeitschrift für Neue Musik, kämpfte er jahrelang um Clara, die er 1840 endlich heiraten konnte.

Direkt neben dem Schwanenteich, wo heute die Oper steht, lud der bewaldete Schneckenberg zum Spazieren ein. Wenn Schumann aus dem Fenster sah, schaute er in die Natur; sie war ihm Quelle der Inspiration. Gerade hier, an dem Ort, der für ihn Leben bedeutete, wollen wir mit einer musikalisch-szenischen Aktion zum Jahrestag seines Todes an ihn erinnern:

In "ZeitSehnen" versetzen wir die Konzertsituation in die Natur: Sängerin und Konzertflügel stehen am Ufer des Wassers in der kleinen Oase, die die expansive Stadtentwicklung übrig ließ. Hier wird Schumanns Musik dem Lärm der Großstadt ausgesetzt. (Großstadt gebiert Sehnsucht.)

Ein Bewegungschor symbolisiert die Stadt, es sind Menschen von heute, die Schumanns Musik hören. Andererseits versinnbildlichen sie die Wahrnehmungen Schumanns: Geräusche, Bilder, Gerüche, Eindrücke aus der Natur, die seine Kompositionen direkt beeinflusst zu haben scheinen.

Der Gedanke, der sich in dem Schumann-Lied "Mit Myrten und Rosen" ausdrückt, ist visionär: der Natur und ihrem Gesetz der Vergänglichkeit zum Trotz mit Menschen über Jahrhunderte hinweg durch die Kunst verbunden zu sein. Es geht um eine zeitunabhängige potenzielle Energie, die jenen Werken innewohnt und die sich wandelt in Schwingung und Erregung, sobald sie auf offene Sinne trifft. Gelingt es, überwindet dann Kunst die Zeit? Erhebt sich dann die Kunst über die Natur?

Die strebende Hand des romantischen Künstlers greift nach Sternen und anderen Zeitaltern, weil sie in die eigene Zeit einzugreifen die Kraft verloren zu haben glaubt.

Mareike Schellenberger (Gesang)
Markus Zugehör (Klavier)
Bewegungschor
Jana Ressel (Choreografie)
Anja-Christin Winkler (Künstlerische Leitung)

29. Juli 2006
16.00 Uhr
Am Schwanenteich, Leipzig


http://www.schumann-verein.de/

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