Alle Jahre wieder ... – und so war es in der Hochschule für Musik Köln am 4. Dezember 2009 auch schon wieder soweit, die nun bereits neunte Cologne Jazz Night in Folge zu bespielen. Das internationale Festival für Jazz und Populäre Musik wurde im Jahr 2000 als einmaliger Präsentationsabend der Jazzabteilung im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums der Hochschule veranstaltet und hat sich wegen seines großen Erfolges als jährliches Event etablieren können. Die insgesamt aufwendig zu organisierende Jazz Night – auf zwei Bühnen spielten im ständigen Wechsel unterschiedliche Bands – ist damit ein einmaliges Projekt einer Hochschule für Musik. Ziel sind Begegnung und Austausch junger Musiker untereinander sowie mit international renommierten Künstlern, auch auf internationaler Ebene, und die erarbeiteten Stücke vor einem breiten Publikum auf der Bühne zu präsentieren. Der große Andrang, vor allem auch von nicht hochschulzugehörigen Besuchern wird dem Anspruch gerecht, eine professionelle Plattform zu bieten und gleichzeitig die Institution nach außen zu öffnen.
Das Jens Böckamp Quintett, das im großen Konzertsaal den Auftakt gab, besteht aus jungen Kölner Musikern, die bis auf den Bassisten Jakob Kühnemann alle am Conversatorium von Amsterdam studierten. So der Komponist und Saxophonist Jens Böckamp, Matthias Bergmann am Flügelhorn, Riaz Khabirpour, Gitarre und Oliver Rehmann, Schlagzeug. Ihr frischer Sound ist tief verwurzelt im traditionellen europäischen und amerikanischen Jazz, ohne langweilig zu werden. Lyrisch romantische Teile wechselten mit einem expressiven Rhythmus, Melodien überkreuzten sich, wobei die Musiker eine hohe Präzision auf die Bühne brachten. Ganz anders das Oirtrio, das sich aus drei starken wie exzentrischen Musikerpersönlichkeiten zusammensetzt und seinem Publikum akustisch und visuell ein einzigartiges 45-minütiges Improvisationserlebnis bescherte. Ihr vehementes Zusammenspiel war gekennzeichnet von Raum nehmen und Raum geben, alles im fliegenden Wechsel. Während Frank Gratkowski sein Saxophon schnattern, zum wütenden Gänserich anschwellen ließ, beharrte Sebastian Gramss auf seinem dunklen Rhythmus und Tatsuya Nakatani schuf mit tänzerisch fließenden Bewegungen einen dicht gewebten Klangteppich mit Gongs, Percussion und eigens entwickelten Instrumenten. Erstaunlich waren die schnellen Reaktionen aufeinander. „When you listen too much, then it’s to late”, lächelte Nakatani.
Eine weitere Kölner Band des Abends war das Ensemble 4,8, das erst im Mai diesen Jahres von Leonhard Huhn und Stefan Karl Schmid, beide Saxophon, Stefan Berger: Kontrabass, Rafael Calman: Schlagzeug und Percussion sowie Dierck Peters: Vibraphon, gegründet wurde. Ihr Repertoire von Eigenkompositionen der Bandmitglieder lebt von Experimentierfreude und einem harmonischen Miteinander. Ihr Bandname „4,8“ ist Programm, bezieht er sich doch auf ihre gemeinsame Dioptrienstärke! Ein popiges Kontrastprogramm bot die für ihren „deutschen Indie-Pop“ (FAZ) bekannte Band Erdmöbel. Mit ihren eingängigen Hits und einer aufgedrehten Performance füllten sie den Konzertsaal. Ihre Fans warten schon auf das 8. Album.
Eine Fan-Gemeinde hat bereits auch die frische Absolventin der Kölner Hochschule, die Sängerin Lisa Ruhland mit ihrer Band (Axel Lindner: Violine, Keys, Raphael Hansen: Gitarre, Madalena Graca: Bass und Simon Kuttnick: Bass). Sie balancierten mit ihrem eigenwilligen, von der „Independent-Bewegung“ Anfang der 80er Jahre beeinflussten Programm „Bird on a wire“ zwischen den Extremen von Leichtigkeit und Schwere, Geflüster und Geschrei. Parallel dazu faszinierte der als Pianist, Improvisator und Komponist bekannte Simon Nabatov im Konzertsaal seine Zuhörer durch seinen souveränen Umgang mit Jazz gespickt mit Zitaten aus der klassischen Pianoliteratur. Ebenso leichthändig wechselte er zwischen verschachtelten Klavierläufen, stillen Passagen und starken Rhythmen. Mit allen vier Musikern (Matthias Schubert: Saxophon, Tom Rainey: Schlagzeug, Ernst Reijseger: Cello und Nils Wogram: Posaune) hat er eine ausgeprägte Duo-Erfahrung, als „Roundup“ erlebte man eine fantastische Premiere.
Klassischer Jazz und kraftvolle Grooves kennzeichnen das Trio Kim 3. Der Gitarist Kim Efert ist mehr dem Rocksound zugetan, während der Saxophonist Peter Ehwald sich als überzeugter Jazzer präsentiert. Zwei Extreme, die doch gut zueinander passen können, zumal wenn sie so einen einfühlsamen Vermittler wie den Schlagzeuger Samuel Rohrer haben. Im Februar ist von ihnen die CD „Beamer“ erschienen. Last, not least, die Big Band am Ende der Jazz Night hat schon Tradition. Das diesjährige Programm studierte der Komponist, Arrangeur, Pianist und seit 2004 Chefdirigent der WDR Big Band Köln als „Artist in Residance“ mit den Studenten der Hochschule für Musik Köln ein. Das eigens für diesen Abend arrangierte Repertoire bot neben einer hohen Anforderung an präzises Zusammenspiel auch einzelnen Interpreten die Möglichkeit ihr Können zu zeigen. Während hier noch applaudiert wurde, spielte im Foyer schon das Duo Bug Spencer, bestehend aus Mischa Ruhr (und Ina Hagenau (Gesang). Eingängige Melodien, Klangcollagen und Beatrhythmen paarten sich mit einer experimentierfreudigen Stimme. – Ein vollmundiger Jazzabend für Augen und Ohren, da kann man nur gespannt sein auf die Cologne Jazz Night 2010!
INFO: www.colognejazznight.com
Und als Hinweis für 2010: Die Jazz- und Popabteilung der HfMT Köln veranstaltet ihr Festival „jazz against the maschine“ vom 26.-28. Januar 2010 im ARTtheater, Ehrenfeldgürtel 127, 50823 Köln, ab 20.00 Uhr. www.myspace.com/sakkoeln