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nmz 4/2025 - Seite 40

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Partizip Präsens

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Uraufführungen 2025/04
Vorspann / Teaser

Die Zauberworte der darstellenden Künste lauten Präsenz und Partizipation. Schon seit einigen Jahren geht es in Musik, Tanz und Theater um Erscheinung, Aktualität, Teilhabe, Mitmachen, Drinstecken. Das Publikum soll umgeben, einbezogen und aktiviert werden, damit neue Zugänge, Perspektiven und Erfahrungen entstehen. Wie beim Partizip Präsens der deutschen Grammatik soll das Publikum nicht einfach nur sehen, hören, lachen, weinen, sondern in leibhaftigem Mitvollzug ganz und gar selber sehend, hörend, lachend, weinend sein.

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Intendant Florian Lutz und Bühnenbildner Sebastian Hannak kreierten am Theater Halle und dann am Staatstheater Kassel – auch weil dort die marode Bühnenmaschinerie keine Betriebsgenehmigung mehr bekam – anstelle der üblichen Guckkastenbühne sogenannte „Raumbühnen“, welche die Besucherinnen und Besucher wie die Statisterie mitten im Geschehen von „Carmen“ oder „Wozzeck“ platzierten und durch Live-Video-Projektionen immersiv umschlossen. Am Staatstheater Wiesbaden wurden jüngst Besuchsgruppen beim Musik-Theater-Walk „Fassaden“ auf verschiedenen Routen vom Keller bis aufs Dach durch den labyrinthischen Prachtbau mit allen seinen Gewölben, Türen, Gängen, Stiegen und Sälen gelotst. Auf dem Weg verflüssigten diverse Ereignisse, Objekte und Klänge die Grenzen von Inszenierung und Alltag, Illusion und Entzauberung, Reflexion des Opernapparats und Selbstbegegnung des Publikums.

Auch im April macht die Oper was sie will. Im Rahmen einer Koproduktion der Kinderoper Köln mit dem COMEDIA Theater und der Rheinischen Musikschule Köln beteiligten sich rund hundert Kinder und Jugendliche zwischen zehn und achtzehn Jahren bei verschiedenen Workshops. Unter professioneller künstlerischer und pädagogischer Anleitung entwickelten sie Thema, Text, Komposition, Bühnenbild und Kostüme einer „Community Opera“ über Identitätssuche, Ängste, Wünsche und Hoffnungen mit dem ebenso fantastischen wie alltäglichen Titel „Superheldennormalos“. Die Uraufführung findet am 25. April im Kölner Staatenhaus statt. Tags darauf wird beim Familljefestival der Philharmonie Luxembourg die Kindermärchenoper „Lene fliegt ins Zirkusland“ mit Musik von Elena Kats-Chernin auf ein Libretto von Susanne F. Wolf uraufgeführt.

Der 27. April hält gleich zwei Weltpremieren bereit. Das Theater Duisburg präsentiert die Kinderoper „Pinocchio: Eskapaden, Lügen und noch mehr“ von Marius Schötz und Marthe Meinhold unter Mitwirkung des Kinderchors am Rhein, der Akademie für Chor und Musiktheater sowie Mitgliedern des Opernensembles. Am gleichen Tag zeigt die Tischlerei der Deutschen Oper Berlin im Rahmen des siebten Kompositionswettbewerbs „Neue Szenen“ in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin die drei neuen Kammeropern „Cave“ von Haukur Þór Harðarson und Sophie Fetokaki, „What Joy“ von Zara Ali und Hannah Dübgen sowie „Desert of Water“ von Huihui Cheng und Giuliana Kiersz. All diese Produktionen geben reichlich Gelegenheit, durch Partizipation im Präsens hier und jetzt hörend, sehend, lachend oder weinend zu werden.

Weitere Uraufführungen:

  • 02.04.: Stefan Heucke, Il Cenacolo für Violoncello solo und 12 Violinen, Anneliese Brost Musikforum Ruhr Bochum
  • 13.04.: Lanquing Ding, neues Klarinetten-Solowerk, Kölner Philharmonie
  • 23.–27.04.: Electronic, Hip Hop, Indie von Newcomern und etablierten Künstlern, c/o pop Festival Köln
  • 29.04.: Chaya Czernowin, NO! A Lament for the Innocent, Walt Disney Concert Hall Los Angeles
  • 30.04.: Hannah Eisendle, neues Orchesterwerk, Musikverein Wien; Steffen Schleiermacher, Gesänge zu Morgenstern, Gewandhaus Leipzig
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