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Norah Jones sollte man nicht mehr vorstellen müssen. Ihr jazziger, ganz allgemein friedfertiger Klang ist inzwischen auch schon seit Jahrzehnten bekannt. „Visions“, das neue Album, rückt den Jazz wieder etwas mehr in den Vordergrund. Hatte ja alles schon mal poppigere Anstriche. Hier nun überragendes Songwriting und manch liebreizende Songidee (hier ein paar Takte für alle, da ein paar Takte für Kenner). Das Titelstück selbst ist eher verschlossen, entwickelt sich langsam, bietet kaum rote Fäden und weicht deshalb ein klein wenig ab vom Rest der Songs. Die haben selbstverständlich musikalisch absolutes Grammy-Potenzial. Norah Jones eben. Flüsternd, bedächtig und partiell herzergreifend (Running, On my way). Kann man so machen. (Blue Note)
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Komplett in die andere Richtung geht es mit der britischen Heavy Metal Band Judas Priest. Seit 50 Jahren sind sie bereits im Geschäft, immer noch auf Tour und offenbar immer noch ziemlich klar im Kopf. Mit „Invincible Shield“ präsentieren Judas Priest ein mehr als gediegenes Metal Album. Natürlich stehen die Gitarrenriffs und Rob Halfords Gesang prominent im Mittelpunkt. Und gewiss fällt es Fans mit zunehmendem Alter schwerer, den Kopf zu den Songs der Briten zu schütteln. Auch Headbanging genannt. Obwohl es jeder einzelne Song des Albums hergeben würde. Die sind nämlich im antiken Judas Priest Gewand und brauchen (bis auf den Opener) genau zwei Sekunden um auf 180 zu beschleunigen. Diese Art des Heavy Metal hat auch 2024 seine Berechtigung. Ohne Zweifel. (Sony)
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Es bleibt britisch, wenngleich weniger laut. Liam Gallagher & John Squire arbeiten nun zusammen und geben ihrem Album den Titel „Liam Gallagher & John Squire“. Spannend. Auch dass ein vornehmlich für seine psychedelischen Sounds bekannter John Squire und ein für seine psychedelische Wirkung bekannter Liam Gallagher musizieren. So richtig hält das Album diesen Erwartungen allerdings nicht stand. Irgendwie geht es um Britpop der behaglicheren Sorte, irgendwie geht es um Rock’n’Blues und irgendwie findet das Ganze keinen durchschlagenden gemeinsamen Nenner. Ab und an entdeckt man eine nette Harmonie, zuweilen gar ein schönes Riff. Doch letztendlich findet nie zusammen, was man dachte, dass es zusammengehörte. Schade, aber unveränderlich. Da helfen selbst mehrmalige Hördurchgänge wenig. (Warner)
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Trotzdem bleibt es sehr britisch. Mit den Kaiser Chiefs. Die im Gegensatz zu den Kollegen Gallagher & Squire wenigstens einen ordentlichen Albumtitel haben: „Kaiser Chiefs´ Easy Eighth Album“. Na also. Geht doch. Auch im Album. Denn das ist ein Klassiker der Band. Jetzt schon. Es ist nichts Anderes als die perfekte Definition der Schublade Indie-Rock. Aufgeräumte Songs, sparsam instrumentiert. Wunderbare wiedererkennbare Refrains und Gesangszeilen. Nie die Handbremse angezogen. Deshalb funktioniert „Kaiser Chiefs´ Easy Eighth Album“ zu jeder Tageszeit. Und nachts. Besonders charmant gelungen sind die beiden Eröffnungsstücke „Feeling Alright“ und „Beautiful Girl“. Beide rangieren jedoch knapp unter dem Highlight „Noel Groove“. Ein unfassbar gutes Stück. (V2)