Franz Schubert: Sinfonie C-Dur D 944. KlangVerwaltung, Ennoch zu Guttenberg. Farao Classics +++ Mario Castelnuovo-Tedesco: Piano Works. Alfonso Soldano. Divine art +++ Twentieth-Century Masterpieces – Bartók, Strawinsky, Kodaly. Concertgebouworkest Amsterdam, Eduard van Beinum. Decca Eloquence +++ Luís Tinoco: The Blue Voice of the Water. Orquestra Gulbenkian u.a., Susanna Mälkki u.a. Odradek Records +++ Lili Boulanger: Hymne au Soleil, Œuvres chorales. Antonii Baryshevskyi, Klavier, Orpheus Vokalensemble, Michael Alber. Carus
Franz Schubert: Sinfonie C-Dur D 944. KlangVerwaltung, Ennoch zu Guttenberg. Farao Classics
Wer mit einem Orchesterlogo nach Art der KlangVerwaltung antritt, muss sich nicht wundern über verwirrte Reaktionen. Musik ist doch kreativ und nichts, was mit Verwaltung zuerst zu tun hätte? Zuallererst. Was aber machen die Musiker rund um Ennoch zu Guttenberg? Musik. Historisch informiert und entsprechend aufgeklärt. Und das mit barocker Pracht-und-Dramen-Dramaturgie genauso wie mit Schuberts großer C-Dur-Sinfonie. Der Komponist hatte hier kompromisslos vollen Zugriff auf die Darstellung menschlicher Gewalt(tätigkeit) und die darauf aufbauende Realität. Inmitten von wahrhaft unsagbarer Schönheit samt all ihrer Hoffnung innerhalb von Hoffnungslosigkeit. Können das Verwaltungssachbearbeiter darstellen? Guttenberg und seine Musiker packen das. Sie packen uns. [Wolf Loeckle]
Mario Castelnuovo-Tedesco: Piano Works. Alfonso Soldano. Divine art
Als Komponisten für die Gitarre und den klassischen Hollywood-Film kennt man ihn womöglich, als Schöpfer geistreicher Klavier-Miniaturen eher nicht. Ein Versäumnis: Seine impressionistischen Anfänge, seine mediterrane Herkunft und die Traditionslinie Liszts stets im Blick behaltend, erweist sich der vor fünfzig Jahren verstorbene Castelnuovo-Tedesco als begnadeter Lyriker und Humorist, der etwa in der späten Sonatina Zoologica dem Schwirren der Libellen, der Langsamkeit der Schnecken, der Schnelligkeit der Eidechse und dem Wuseln der Ameisen Tribut zollt, darin kongenial sekundiert von den unfehlbaren Fingern seines Landsmannes, des jungen Virtuosen Soldano. [Mátyás Kiss]
Twentieth-Century Masterpieces – Bartók, Strawinsky, Kodaly. Concertgebouworkest Amsterdam, Eduard van Beinum. Decca Eloquence
Eduard van Beinum überzeugte mit der Anmutung eines Herren. Seine fast nur einkanalig erhaltenen Aufnahmen (die Stereophonie existierte bis dato nicht) bestätigen dieses Charakteristikum. Beinum, kein Pultvirtuose, der die Werke an sich riss, überzeugte als feinnerviger Vermittler von Notentexten. Um deren organisch fließende und klanglich differenzierte Umsetzung ging es ihm. Seine Dirigate wurden zu unaufgeregten, aber eindringlichen Hörerlebnissen. Was er vortrug, ordnend gelenkt, sprach aus sich selbst. Aufgesetzte Hinweise mied er, behauptete nichts von oben herab. Er wollte das So-und-nicht-anders jeder Musik authentisch darlegen. Die vorliegende Doppel-CD (mit Aufnahmen aus den 1940er- und 50er-Jahren) beweist seine durch nichts zu irritierende Persönlichkeit. Der Dirigent Beinum – immer unanfechtbar, immer Herr van Beinum. [Hanspeter Krellmann]
Luís Tinoco: The Blue Voice of the Water. Orquestra Gulbenkian u.a., Susanna Mälkki u.a. Odradek Records
Dem von Künstlern gegründeten, demokratisch organisierten Non-Profit-Label Odradek aus den USA verdanken wir diese Einspielung mit Werken des portugiesischen Komponisten Luís Tinoco. In ausgezeichneten Interpretationen überzeugt seine Orchestermusik durch klare Formenproportionen und eine eigenständige, fein orchestrierte Klangsprache. Seinen weiten stilistischen Horizont beweist er unter anderem mit seiner Bill-Frisell-Hommage „Frisland“. Filipe Quaresma ist ein exzellenter Solist im Cellokonzert von 2016/17. [Juan Martin Koch]
Lili Boulanger: Hymne au Soleil, Œuvres chorales. Antonii Baryshevskyi, Klavier, Orpheus Vokalensemble, Michael Alber. Carus
Beinahe noch pünktlich zum 100. Todestag feiert das hervorragende Orpheus Vokalensemble die Komponistin Lili Boulanger. Mit homogener Durchsichtigkeit bringen die auch in den solistischen Passagen überzeugenden Sänger die kristalline Farbigkeit der stets den Kern der Texte erfassenden Werke zum Leuchten. Ebenso exquisit ist die pianistische Unterstützung. [Juan Martin Koch]