musica viva – Forum der Gegenwartsmusik: Folge 10: Steve Reich *** Berlioz: Benvenuto Cellini
musica viva – Forum der Gegenwartsmusik
Folge 10: Steve Reich
Wergo NZ 72
Dass sich die Überlagerungen präzisest gespielter Patterns von einem großen Orchesterapparat nur schwer realisieren lassen und im Ergebnis auch nicht wirklich überzeugen, dafür ist der 2009 entstandene musica-viva-Mitschnitt der „Three Movements“ ein interessantes Zeugnis (wacker schlägt sich das Symphonieorchester des BR unter Kristjan Järvi). Steve Reich gesteht das im Interview auch ein und begründet so seine Abkehr von dieser Besetzung. Aufschlussreich ist auch sein Plaudern über die anderen hier im Porträt wie als Gesamtaufnahme vorliegenden Werke, wobei die neueren mit leicht süßlichem Vokalanteil („You are“, „Daniel Variations“) nicht an die Klarheit und Kraft der auf das Oktett zurückgehenden „Eight lines“ heranreichen. Trennscharf und sinnlich: das Ensemble Modern.
Berlioz: Benvenuto Cellini
Naxos 2.110271
Philipp Stölzls bonbonbunte, kurzweilige, aber auch ein wenig einfältige Salzburger Benvenuto-Cellini-Inszenierung von 2007 liegt nun auf DVD vor.
Das ist angesichts des nach wie vor vernachlässigten Berlioz’schen Geniestreichs erfreulich, zumal sich die gesanglichen Leistungen durchaus auf Augenhöhe mit der Partitur bewegen: Burkhard Fritz ist ein beachtlicher, wenn auch etwas zu kompakter Cellini, der am Ende an seine Kraftreserven gehen muss; ausgezeichnet singen Maija Kovalevska als Teresa und Kate Aldrich als Replikant Ascanio; der gut disponierte Chor wuselt mit sichtlichem Spaß durch das überdrehte Großstadtszenario. Valery Gergiev, der sich im Graben rein optisch wie eine Kapellmeisterkarikatur ausnimmt, hat den Apparat gut im Griff, verteilt die Klangfarben allerdings nicht immer subtil.