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Prof. Dr. phil. Lukas Bugiel. Foto: Stefanie Pilz

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Haftbefehl im Musikunterricht

Untertitel
Musikdidaktik und Musikpädagogik – Vorstellung Prof. Dr. phil. Lukas Bugiel
Vorspann / Teaser

Prof. Dr. phil. Lukas Bugiel lehrt seit dem Winter­semester 2025/26 Musikdidaktik und Musikpäda­gogik an der HfM Dresden. Im Interview berichtet er, was für ihn den Beruf als Musiklehrkraft aus­macht und wie er seinen Unterricht an der HfM gestalten möchte. 

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In zwei Seminaren unterrichten Sie Hip-Hop und Deutschrap sowie Techno und Sachsentrance. Es gibt bereits lange Wartelisten für die Lehrveran­staltungen. Wie erklären Sie sich das? 

Ich würde sagen, Techno und Rap sind die meist­gestreamten und am weitesten verbreiteten Mu­sikkulturen überhaupt, und ich habe den Eindruck, die Studierenden – insbesondere im Lehramt Musik – warten darauf, dass sich Lehrende professionell mit Gegenwartskulturen auseinandersetzen. 

Was macht eine gute Ausbildung für Musiklehre­rinnen und Musiklehrer aus? 

Ich finde es wichtig, dass es an den Hochschulen Lehrende gibt, die den Lehramtsstudierenden helfen, die entscheidenden Fragen zu beantworten: Warum wird Musik in der Schule unterrichtet? Was sollte das Ziel des schulischen Musikunterrichts sein? Welche Inhalte sollten vermittelt werden? Und daraus ergibt sich auch die Frage: Sollten wir Rap und Techno unterrichten – und wenn ja, warum? Dafür gibt es gute Argumente und ebenso schlüssige Einwände. Herauszufinden, welche Argumentation am stand­festesten ist – dazu sollte eine Hochschule da sein. 

Mit welcher Motivation sind Sie Musiklehrer ge­worden? 

Es gibt Musikkulturen, die jede:r kennen sollte, weil sie einen künstlerischen Wert haben. Diese an Schulen zu unterrichten, ist ein guter Weg dorthin. Außerdem ist es faszinierend, was man mit Musik bei jungen Menschen bewirken kann. Als Lehrer in Offenbach – mit einer Schülerschaft, die zu 68 Prozent Migrationsgeschichten aufweist – habe ich erlebt, wie Schüler:innen aufblühen, wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie nicht dumm, sondern kreativ und wertvoll sind. Sie sollten einmal einen Pachelbel-Kanon nachkomponieren und haben anschließend gar nicht mehr aufgehört, sich Alte Musik zu erschließen und sich als Komponist:innen zu fühlen. Das war großartig! 
Der Lehrerberuf bringt Freude, aber er ist auch anstrengend. Im Gegensatz zu thematisch klar ab­gegrenzten Fächern wie Deutsch oder Mathematik ist Musik sehr vorbereitungsintensiv und offen. Damit muss man umgehen können. 

Sie sind als Wissenschaftler und Hochschullehrer sehr gefragt. Warum haben Sie sich für die HfM Dresden entschieden? 

Die HfM Dresden hat ein tolles, progressives und sehr variantenreiches Angebot an Studiengängen. Ich bemerke hier außerdem eine Aufbruchstimmung und den Mut, Neues zu wagen und zu entwickeln. Auf dieses Abenteuer habe ich große Lust. 

Was haben Sie mit den Studierenden in Dresden vor? 

Mir ist es wichtig, dass mein Unterricht nah am aktuellen Zeitgeschehen orientiert ist und dass wir dieses gemeinsam auf eine interessante und relevante Art und Weise reflektieren. Ich möchte mit den Musikschaffenden in Dresden in Kontakt kommen und die aktuellen Musikkulturen hier ver­stehen lernen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Studierenden unterschiedlicher Fachrich­tungen sowie mit Akteur:innen und Institutionen außerhalb der Hochschule Forschungsfragen kritisch zu diskutieren und durch kontroverse und öffentliche Debatten zu neuen Antworten zu gelangen. Mit Studierenden habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass wir gemeinsam auf tolle Ideen für Texte, Vorträge oder Seminarformate gekommen sind. 
Um Musik sowie die wissenschaftliche und künst­lerische Auseinandersetzung damit auch für die folgenden Generationen attraktiv zu halten, müs­sen wir daran arbeiten, den elitären Ruf der Mu­sikhochschulen abzubauen. Ich glaube, im Lehramt sind wir diesem Ziel bereits am nächsten. 

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Zur Person:

Prof. Dr. phil. Lukas Bugiel ist in Rheinhessen aufgewachsen. Der Pädagoge studierte zwischen 2005 und 2011 Musik, Deutsch und Erziehungs­wissenschaft auf Lehramt an Gymnasien in Leipzig und promovierte 2020 im Fach Erziehungswis­senschaft in Hamburg über die Theorie trans­formatorischer musikalischer Bildungsprozesse. Als Lehrer unterrichtete er an Gymnasien in Ber­lin, Mainz, Leipzig und Offenbach. Zudem lehrte er ab 2021 an den Hochschulen unter anderem in Leipzig, Wien, Köln und Stuttgart. 

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