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Albert Mangelsdorff gestorben

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Der Jazz-Musiker Albert Mangelsdorff ist tot. Der Posaunist starb gestern im Alter von 76 Jahren nach längerer schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Frankfurt/Main.

Frankfurt/Main (ddp). Seine Onkels spielten Geige, sein Bruder Saxophon, sein Vater liebte Mozart. Doch für Albert Mangelsdorff sollte es die Posaune sein. Und der Jazz natürlich. «Der Jazz hat mich fasziniert und gepackt», erzählte Mangelsdorff vor zwei Jahren in einem Interview.

Am 5. September 1928 war Mangelsdorff in Frankfurt am Main zur Welt gekommen. Im Alter von zwölf Jahren brachte ihn sein älterer Bruder Emil erstmals mit dem Jazz in Kontakt. Einen besonderen Reiz übte dieser Musikstil auf den jungen Albert schon deshalb aus, weil Jazz beim NS-Regime verpönt war. Das Gitarre spielen brachte Albert sich selbst bei. Später studierte er Violine, Harmonielehre und allgemeine Musiktheorie.

Seine Karriere als Berufsmusiker startete er 1947 mit 19 Jahren als Rhythmusgitarrist in der Otto-Laufner-Bigband. Nach weiteren Engagements übernahm er Mitte der 50er Jahre die Leitung des Jazz Ensembles des Hessischen Rundfunks. Seinen internationalen Durchbruch schaffte Mangelsdorff 1958 mit dem Auftritt beim bedeutenden Newport Jazz Festival in den USA.

Es folgten Tourneen durch Westeuropa und Asien und viele Auszeichnungen. so der Deutsche Schallplattenpreis (1976), die Auszeichnung als weltbester Jazzposaunist durch das Fachmagazin «Downbeat» (1980), das Bundesverdienstkreuz (1982) und gleich mehrfach die Auszeichnung zum Europäischen Jazzmusiker des Jahres. Wichtiger aber noch als die Ehrungen war der Einfluss, den Mangelsdorff auf den Jazz nahm. Die «FAZ» nannte ihn bereits Ende der 70er Jahre «einen kulturellen Botschafter für eine Emanzipation des Jazz».

Mangelsdorff, nach dem auch der seit 1994 alle zwei Jahre von der Union Deutscher Jazzmusiker verliehene Deutsche Jazzpreis benannt ist, wusste um den Einfluss und die Reputation, die er in der Musikwelt inne hat, ohne darüber zu sprechen. Auf die Frage, wen er als Jazzmusiker besonders schätze, sagte er vor zwei Jahren, er wolle ungern Namen nennen, sich nicht als Schiedsrichter aufspielen und Noten verteilen.

«Mit Albert Mangelsdorff verlieren nicht nur Frankfurt und Hessen, sondern verliert die gesamte Jazzwelt einen der profiliertesten und innovativsten Posaunisten», sagte Hessens Kunstminister Udo Corts (CDU) in einer ersten Reaktion auf die Nachricht vom Tod des berühmten Musikers am Montag.

Oliver Teutsch und Guido Heisner

Mehr Infos zu Mangelsdorff s.: http://www.jazzpages.com/Mangelsdorff/