Berlin/Frankfurt/Main - Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. «Mit der diesjährigen Wahl will der Börsenverein ein Zeichen setzen für die Demokratiebewegung in Nordafrika», sagte Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder am Donnerstag in Berlin. Der 61 Jahre alte Sansal gehöre «zu den wenigen in Algerien verbliebenen Intellektuellen, die offen Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen üben».
Boualem Sansal promovierte in Industrieller Ökonomie und arbeitete ab 1992 als Berater des Handelsministeriums und ab 1996 als Generaldirektor im Ministerium für Industrie und Umstrukturierung. Unter dem Eindruck der Ermordung des algerischen Präsidenten Muhammad Boudiaf 1992 und dem Bürgerkrieg in seinem Land schrieb er seinen ersten Roman «Der Schwur des Barbaren». Darin wird offen Kritik an den Verhältnissen in Algerien geäußert, trotzdem veröffentlichte Sansal das Buch unter eigenem Namen. Er wurde daraufhin von seiner Arbeit im Ministerium beurlaubt.
Nach dem Erscheinen des politischen Tagebuchs «Journal intime et politique» 2003 wurde Sansal endgültig aus dem Staatsdienst entlassen. Nach der Veröffentlichung eines offenen Briefes an seine Landsleute («Postlagernd: Algier. Zorniger und hoffnungsvoller Brief an meine Landsleute») setzte der Staat alle Bücher Sansals auf den Index. Der Schriftsteller entschied sich dennoch, im Land zu bleiben.
Sein jüngster Roman «Das Dorf des Deutschen» erschien nach Angaben des Börsenvereins außer in Französisch und Deutsch erstmals in weiteren Sprachen. Für seine Bücher bekam Boualem Sansal mehrere Auszeichnungen, darunter den Prix Edouard Glissant, den Prix Louis-Guilloux und den Prix du Premier Roman.
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Das ist in diesem Jahr der 16. Oktober.