Hauptrubrik
Banner Full-Size

Paul Müller übernimmt Intendanz der Münchner Philharmoniker

Publikationsdatum
Body

Karrieresprung von Bamberg nach München +++ Paul Müller wird Nachfolger von Wouter Hoekstra +++ Amtsantritt am 1. März


München (ddp). Der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) versüßte sich den Abschied mit einem kleinen Seitenhieb auf die Landeshauptstadt. «Die Münchner klauen uns die besten Sachen. Erst vor 200 Jahren den Domschatz, und der vorläufige Höhepunkt ist jetzt mit Paul Müller erreicht.» Paul Müller ist, oder vielmehr war, der Intendant des Bamberger Symphoniker. Ab Samstag wird er in gleicher Funktion bei den Münchner Philharmonikern arbeiten. Ein Karrieresprung. Die Bamberger Symphoniker, nach dem Krieg gegründet von ehemaligen Mitgliedern der Deutschen Philharmonie in Prag, gelten zwar als erstklassiges Ensemble. Doch die Münchner, die unter Pultstars wie Sergiu Celibidache und James Levine gespielt haben, sind wohl doch eine ganze Nummer besser.

Müller wird Nachfolger von Wouter Hoekstra, dessen Vertrag aufgrund interner Streitigkeiten vorzeitig aufgelöst wurde. Der Holländer hatte zum 1. September 2004 sein Amt angetreten, sich aber bald mit Generalmusikdirektor Christian Thielemann zerstritten. Auch seine Personal- und Programmpolitik galten als wenig ambitioniert. Houkstra wurde unter anderem vorgeworfen, zu viele Gastdirigenten der «zweiten Garnitur» verpflichtet zu haben.

Jetzt soll es also Müller richten. Einige Vorschusslorbeeren hat er schon eingeheimst. Münchens neuer Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) nannte Müller einen «hochqualifizierten und international anerkannten Mann». Und der bayerische Kunstminister Thomas Goppel (CSU), dessen Ministerium für die «Bayerische Staatsphilharmonie» in Bamberg zuständig ist, attestierte ihm, an der Regnitz «exzellente Arbeit» geleistet zu haben. Als Beispiele nannte er eine Chinareise des Orchesters und das Konzert für Papst Benedikt in dessen Sommerresidenz Castelgandolfo.

Was das Papstkonzert anbelangt, waren Müller allerdings ausgerechnet die Münchner Philharmoniker zuvorgekommen. Sie konnten sich auf die Fahne schreiben, überhaupt das erste Konzert eines deutschen Orchesters für den deutschen Papst gegeben zu haben.

Müller war seit Februar 2002 Intendant der Bamberger Symphoniker. Er hatte das Orchester wirtschaftlich wieder auf Kurs gebracht und dazu auch ein externes Beratungsunternehmen engagiert. Besonderen Wert legt er auf eine gute Jugendarbeit. Müller und Chefdirigent Jonathan Nott hätten ein «kongeniales Duo» abgegeben, sagte OB Starke. Die Symphoniker hätten sich zum «internationalen Markenzeichen» für Bamberg gemausert.

Seine Karriere hat der gebürtige Westfale zielstrebig gestaltet. Müller studierte Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und untersuchte im Auftrag des Landes Brandenburg, wie öffentlich rechtliche Orchester in private Trägerschaft überführt werden können. Danach sammelte er internationale Erfahrungen als Assistent von Ernest Fleischmann, dem Managing Director des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Zurück in Deutschland verdiente er sich seine Sporen als Intendant des Staatsorchesters Frankfurt (Oder), um schließlich in Hamburg die Position eines Leitenden Redakteurs (Managers) des NDR-Sinfonieorchesters anzunehmen.

Mit den Münchner Philharmoniker übernimmt Müller ein Orchester, das sich unter Generalmusikdirektor Tielemann in Bestform präsentiert. Vor allem die Konzerte des Chefs werden von Publikum und Kritik fast einhellig bejubelt. Zuletzt dirigierte Thielemann Anton Bruckners 4. Symphonie und bewies wieder einmal, dass die Bruckner-Tradition des Münchner Renommierorchesters quicklebendig ist.

Georg Etscheit