In der Nacht zum 30. Dezember 2025 ist Ulrich Eckhardt, langjähriger Intendant der Berliner Festspiele (1973 – 2000) nach kurzer Krankheit im Alter von 91 Jahren verstorben.
Ulrich Eckhardt (*28. Mai 1934, Rheine/Westfalen) war ein herausragender Kulturmanager, Musiker, Jurist und über Jahrzehnte hinweg prägende Persönlichkeit der internationalen und Berliner Kulturszene. Die Berliner Festspiele trauern um Ulrich Eckhardt. Zugleich danken wir ihm für sein außergewöhnliches Engagement, das untrennbar mit der Geschichte der Festspiele und der Stadt Berlin verbunden ist.
Nach einem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg und Münster, einer künstlerischen Ausbildung in Klavier und Dirigieren, Tätigkeiten als Korrepetitor und Kapellmeister am Stadttheater Münster sowie als Kulturreferent der Stadt Bonn, übernahm Eckhardt 1973 die Intendanz der Berliner Festspiele GmbH, die er bis Ende 2000 mit visionärer Kraft leitete. In diesen fast 28 Jahren öffnete er die Institution auch für alle Sparten der darstellenden und bildenden Kunst und prägte damit nachhaltig das Profil Berlins als internationale Kulturmetropole.
Unter seiner Intendanz entwickelten sich zentrale Festivalformate wie die Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale), die Berliner Festwochen, das Theatertreffen, das Jazzfest Berlin, die Musik-Biennale sowie die Gesprächsreihe Berliner Lektionen im Renaissance-Theater. Seine Programme verstanden sich stets als Schnittstellen zwischen politischer Zeitdiagnose, künstlerischer Innovation und internationalem Dialog.
Höhepunkte unter seiner Leitung waren etwa die thematischen Festwochen mit Kulturhistorischen Ausstellungen wie Preußen – Versuch einer Bilanz im Martin Gropius Bau, die Koordination der Festlichkeiten in der Stadt mit großformatigen Festspielbeiträgen zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 und die Verantwortung für zahlreiche künstlerische Schwerpunkte zur Wiedervereinigung, zum 50. Jahrestag des Kriegsendes oder zur Jahrtausendwende.
Eckhardt war bekannt für seine weltoffene Programmierung und sein unermüdliches Engagement, Ost- und Westkünstler*innen im geteilten und wiedervereinigten Berlin ein Forum zu bieten. In seiner Zeit als Intendant wurde die Rolle der Festspiele als Ort des Austauschs und der künstlerischen Begegnung immer wieder neu definiert – als ein Ort, der über Grenzen hinweg Denken, Diskurs und Dialog ermöglicht.
„Ulrich Eckhardt hat nicht nur kulturpolitische Stadtgeschichte geschrieben, sondern für ganz Deutschland wie international richtungsweisende, mutige künstlerische Programme entworfen und gesellschaftlich relevante Themen gesetzt. Er war ein genialer Netzwerker, ob vor der Wende als ‚geheimer‘ kulturpolitischer Gesprächskanal zwischen dem Westberliner Senat und dem Ostberliner Magistrat oder, als er nach der Wende die Politik von der Notwendigkeit zu überzeugen wusste, dass auf die politische auch eine kulturelle Wiedervereinigung folgen müsse. Jahr für Jahr überzeugte er zahlreiche Kulturschaffende der Stadt als Kooperationspartner von den Themen, die er mit den Berliner Festwochen prominent und stadtweit künstlerisch wie diskursiv zu setzen verstand. Er prägte das Kulturleben Berlins ebenso wie ein modernes, erinnerungsbewusstes und zukunftsoffenes Kulturverständnis in Deutschland so lange und nachhaltig wie kaum ein Zweiter.“
– Matthias Pees, Intendant der Berliner Festspiele
Nach Beendigung seiner Zeit als Intendant war Ulrich Eckhardt als konzertierender Musiker zu erleben, u.a. als Organist in der Jesus-Christus- und St.-Annen-Kirche in Berlin-Dahlem. Außerdem eröffnete und leitete er die Galerie/Edition Abakus Jo Eckhardt (2008 – 2016).
Die Berliner Festspiele verneigen sich vor ihrem wichtigsten und wirkungsmächtigsten Intendanten. Die Kunst- und Kulturwelt verliert mit Ulrich Eckhardt einen prägenden Impulsgeber und einen wahren Kulturvisionär. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seinen Angehörigen, Weggefährt*innen und allen, die ihn als Mentor, Partner und Freund geschätzt haben.