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Europa Cantat junior 2 in Wolfenbüttel

Untertitel
Großer Erfolg eines Internationalen Kinderchorfestivals des Arbeitskreises Musik in der Jugend
Publikationsdatum
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Wolfenbüttel, diese liebliche, geschichtsträchtige Stadt in Niedersachsen, beherbergte in ihren Mauern vom 23. Juli bis 1. August die singende Jugend Europas. Schließlich waren 14 Chöre mit insgesamt etwa 550 Kindern gekommen, um an den Workshops und anderen Aktivitäten teilzunehmen, die mit großer Sorgfalt für sie ausgewählt und ausgearbeitet worden waren. Die Chöre kamen aus Belgien, Bulgarien, der Tschechischen Republik, Deutschland, Griechenland, Lettland, Polen, Rumänien, Russland und der Slowakei. Es handelte sich um ein Festival, wo dem Chorleiter nur träumen können: Begegnungen und Lernen neuer, für Teenager geeignete Stücke mit hervorragenden Fachkräften, Teilnahme an hochinteressanten kleinen Workshops an den Nachmittagen, Ausflüge, kleine oder größere Konzerte in der Stadt und der Umgebung, und all das in einer entspannten, freundlichen und fröhlichen Atmosphäre mit viel Spaß! Der Tagesablauf unterschied sich von dem eines Europa Cantats für Erwachsene. Er war auf die die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten, jedoch die zugrundeliegenden Prinzipien – wie Workshoparbeit, Offenes Singen, kleine Konzerte und Abendkonzerte – waren die gleichen. Workshopproben gab es nur vormittags, die Nachmittage waren im Allgemeinen frei für sonstige Aktivitäten. Der Ablauf war so gestaltet, dass die Chöre zusätzlich an kleinen Ateliers teilnehmen konnten: Instrumentenbau mit Prof. Ernst Wieblitz (Orff-Institut, Salzburg), Folklore und Klezmermusik mit Wolfram Wallrabenstein alias András Farkas (Ungarn/Hannover), Bewegung und Tanz mit Seraina Stoffel (Akademie für Musik und Theater, Saarbrücken) und Offenes Singen mit Helmut Steger (Halle) und Gerhart Roth (Frankfurt). Die Nachmittagsprogramme waren höchst erfolgreich. Es machte den Kindern enormen Spaß, verschiedene Instrumente aus Holz, Plastikröhrchen, Karton oder Joghurtbechern zu bauen, und sogar die nicht so vom Volkstanz begeisterten Jungen hatten viel Spaß beim Kettentanz mit Klezmermusik. Sie genossen es, sich in Tanz und Bewegung auszudrücken, ihren Körper als Instrument einzusetzen, oder den Gesang mit – für uns Erwachsene – komplizierten Bewegungen zu verbinden (bei der Einübung des lustigen Stücks „Goli Goggoli!!!“ von Wolfram Buchenberg, einer Welturaufführung). Herzstück der Woche war natürlich die Workshoparbeit. Die Workshopleiter hatten eine gute Auswahl getroffen und gute und zugängliche Musik für gleiche Stimmen aus ihrem Heimatland ausgewählt. Auch wenn es sich dann im Verlauf der Woche herausstellte, dass einige Werke im Schlusskonzert nicht gesungen werden konnten, so bekamen die Teilnehmer doch eine gute Idee dieser natürlich nicht leichten Stücke, so dass sie später zu Hause daran weiterarbeiten können. Es ist nicht einfach, in einem Satz die Leistung der einzelnen Workshops zu würdigen, denn die Konzerte waren, wie bereits gesagt, nur ein Teil der „Show“. Die Kinder haben großartige Stücke erarbeitet, die wir dann hören durften (unter den Workshopleitern Bob Chilcott aus Großbritannien, Marijke Coghe aus Belgien, Catherine Fender aus Frankreich, Venno Laul aus Estland, Karola Marckardt aus Deutschland und Zsuzsánna Mindszenty aus Ungarn). Keiner wird die atemberaubende Aufführung von „Can you hear me“ (über Liebe und Verständnis für diejenigen, die nicht hören können) oder das virtuose Glo-ckenspiel aus dem „Uhrmacherladen“, das farbige „Chantefleurs“, die herrliche Sammlung der baltischen Volkslieder mit Orchesterbegleitung, die Botschaft für die Rettung unserer Welt und Umwelt in „Wie soll ich Antwort geben?“ oder auch die launische Zweiheit einer faulen Katze und eines vitalen Hundes so schnell vergessen. Für mich jedoch war der Höhepunkt dieser Woche der ganz besondere Sprech- oder eher Schrei-Chor am Ende, in dem die vielen Hundert Kinder skandierten: „Wir lieben Dich, Zsuzsánna“, „Bob-Bob-Bob“, „Catherine ist die Beste“, „Karola, unsere Karola“, „Venno-Venno“, „Marijke, du wirst uns fehlen“, und dann spontan in der Halle auf die Melodie „Niska Banja“ tanzten. Die Chöre gaben natürlich auch Konzerte aus ihrem eigenen Repertoire. Sie zeigten die große Bandbreite und den hohen Leistungsstand der Kinderchöre in Europa. Das großartige Wolfenbütteler Publikum hörte die Chöre und alle Konzerte mit großem Interesse und feierte sie enthusiastisch. Es ließ sich ohne Aufforderung mitreißen und tanzte mit durch die Lindenhalle, als die Stimmung beim „Niska Banja“ überschwappte. Die rundum begeisterte Atmosphäre der Schlusskonzerte spiegelte die freundschaftliche Atmosphäre des ganzen Festivals, seiner Workshoparbeit und sogar seiner Organisation! Natürlich gab es Unterschiedliches zu hören und zu sehen, aber eines war allen klar klar: Liebe zur Musik und liebevolle Sorge für Kinder waren die eine Seite des Erfolgs – hohe Professionalität in Pädagogik und Organisation die andere! Bleibt zu fragen: Was werden die Teilnehmer an Erinnerungen mit nach Hause nehmen? Den Spaß, den sie zusammen hatten, Clemens, den fantastischen Festival-Clown, die warme Gastfreundschaft der Stadt und ihrer Menschen – im Konzertsaal und auf den Straßen – und vor allem die persönliche Erfahrung, dass die Musik wirklich Bande schaffen kann, da wo die Sprache versagt. Mögen noch viel mehr Kinder in drei Jahren bei Europa Cantat junior 3 diese Erfahrung machen!
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