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„Lieder ohne Worte“

Untertitel
Konzert mit Studentinnen und Studenten der Klasse Prof. Sheila Arnold im „Musikstudio und Galerie Gabriele Paqué“
Publikationsdatum
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Der Titel verrät schon eindeutig, welches Projekt sich die Klasse von Prof. Sheila Arnold zum Thema genommen hatte. Einige „Lieder ohne Worte“ aus den acht Zyklen von Felix Mendelssohn-Bartholdy standen auf dem Programm. Aber auch seine Schwester Fanny Hensel konnte mit ihrem Kompositionszyklus „Vier Lieder ohne Worte“ op. 8 dem großen Namen ihres Bruders etwas Gleichwertiges entgegensetzen. Umrahmt wurde das Programm mit zwei Balladen von Johannes Brahms, die aber sehr gut in ihrer kompositorischen Aussage auch den Liedern ohne Worte zuzurechnen sind.

So eröffnete Seif El-Din Sherif das Konzert mit der Ballade op. 10 Nr. 1 von Johannes Brahms. Dunkle, tiefe Töne empfangen die Zuhörer mit einem vollen, runden Klavierklang. Versonnen und nachdenklich ist der Anfang dieser Ballade, sehr inniglich, einfühlsam, klanglich und musikalisch sehr stark gespielt vom Interpreten Seif El-Din Sherif. Das Klare und Deutliche in der Tonsprache von Brahms wird hervorragend auch in der nächsten Ballade op. 10 Nr. 2 in D-Dur offensichtlich. Auch hier kann Seif el din Sherif den Zuhörer ganz und gar in seinen Bann des Spielens mit sich ziehen. Von Anfang an nimmt er alle sowohl mit in die tiefgründige Geschichte dieses Werkes als auch in die formale Struktur des Stückes. Die Komposition vermittelt unglaubliche Ruhe und verleitet zum Träumen, um dann wenig später durch die Akkorde, magische Momente und neue Impulse zu vermitteln oder  Emotionen der Unruhe und gleichzeitig des Aufbegehrens zu setzen. Auch am Ende der Ballade meint der Zuhörer Fragen in der Musik zu hören. Neue musikalische Gedanken führen ihn zu weiteren magischen Momenten der Ruhe und der inniglichen Verbundenheit mit dieser wunderbaren Musik, die Seif el din Sherif prachtvoll zum Ausdruck brachte. Es war ein großer Genuss, ihm zuzuhören. Auch die „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn op. 38 Nr. 6 und op. 53 Nr. 3 trug er ganz überragend in seiner Spielqualität, technischen Kraft und musikalischen Ausdruck vor.
Viktoria Kleymann begann mit „Lie-der ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy op. 19 Nr. 6 „Venetianisches Gondellied“ sehr einfühlsam und versetzte mit ihrem klaren und deutlichen Spiel der Tonsprache das Publikum in eine gedankliche Gondelfahrt. Sehr schön hat sie die Oberstimme musikalisch heraus gearbeitet und dieses Werk vollendet gespielt vorgetragen.

Nicolas Kierdorf trug das Stück op. 53 Nr. 4 vor und zeigte bei diesem Adagio sein Können in der klaren Artikulation der Komposition, dem ausdrucksstarkem Spiel sowie der tonalen Klanggebung. Auch das „Lied für Frau Doris Loewe“ wurde von ihm sehr einfühlsam im Vortrag sowie nachdenklich gespielt und erzählt. Wunderschön interpretiert, kombiniert mit einer brillanten Technik.

Wei Lee spielte op. 67 Nr. 4 Presto, das sogenannte „Spinnerlied“. Eine technische Herausforderung an jeden Spieler,  glänzte Wei Lee jedoch mit ihrer Leichtigkeit des Spielens. Eindringlich und intensiv in allen Lagen auf der Tastatur und mit einer  besonderen Klangschönheit auf allen Ebenen des Spielens. Ein kokettes und witziges Stück, das den Zuhörern puren Spaß vermittelte. Op. 5 Moderato wurde klanglich und auch in der Dynamik sehr herausragend ausgearbeitet. Ein intensiver und gefühlvoller Vortrag. Sie brachte den Flügel zum Singen. Ein introvertiertes Lied, welches hier für den Zuhörer zu einem „Ohrenschmaus“ wurde.
Knut Hanßen war es, der dieses Projekt zusammen mit Prof. Sheila Arnold zum Leben verhalf. Es sollte schließlich zwei Jahre dauern, bis das Projekt reif zur Aufführung war und damit uns Zuhörern diese besondere Freude zuteil wurde. Einige Konzerte wurden auch mit diesen Zyklen von Mendelssohn-Bartholdy in Köln, Stuttgart, Aachen und anderen Orten aufgeführt. Knut Hanßen, der im Juli sein Konzertexamen an der Kölner Musikhochschule macht, spielte aus op. 67 die Nr. 1 das Andante und Nr. 2 das Allegro leggiero. Das Andante lädt den Zuhörer sofort zum Träumen ein und entführt ihn in die Zeit der reinsten Romantik. Sehr eindringliche Gefühle werden in diesem Lied erzählt. Man hätte sich sofort einen Text zu dieser Musik vorstellen können. Wahrlich ein Lied ohne Worte, welches uns durch seine Klangsprache und musikalischen Verlauf tief im Innern bewegt. Feinsinnig und mit viel Einfühlsamkeit durch Knut Hanßen in seiner schönsten Art wiedergegeben. Nr. 2 Allegro leggiero, komponierte Mendelssohn mit viel Leidenschaft und Temperament. Ein Stück, das trotz seiner Aufgeregtheit doch immer wieder zu Ruhe kommt und ein Weggleiten der Gedanken zur Folge hat. Großartig vorgetragen von Knut Hanßen durch sein filigranes, klares Spiel und sauber artikulierten Vortrag. Alle Stimmen, ob im Bass oder Diskant, waren deutlich zu hören. Ein meisterlicher Vortrag auf klanglich und technisch höchstem Niveau. Die meisten Spieler dieses Abends zogen es vor auf dem Kaps-Flügel von 1875 zu spielen, der demnach schon fast ein Zeitgenosse der Komponisten war.

Clara Flaksmann hatte sich für „Vier Lieder ohne Worte“ op. 8 von Fanny Hensel entschieden. Dies spielte sie auf einem Pleyel-Konzertflügel von 1937, der ein ganz anderes Klangspektrum umfasst und somit der Interpretin die Gelegenheit gab, eine andere Klanglichkeit der Stücke auf diesem Instrument hörbar zu machen. Fanny Hensel steht als Komponistin leider auch heute noch im Schatten ihres großen Bruders Felix, dies aber ganz zu Unrecht, wie man dann in diesem Konzert auch hören sollte. Das Allegretto moderato ist ein leidenschaftliches Werk mit durchdringender Kraft. Technisch ganz hervorragend gespielt mit einem starken musikalischem Ausdruck und einem runden warmen Ton. Auch das nachfolgende Lento stand dem nicht nach. Zwei Stimmen, so hatte man als Zuhörer den Eindruck, die sich im ruhigen Ton, aber doch intensiv vom Gefühl miteinander unterhalten, mal fragend und manchmal leidend in der Aussage und den Emotionen. Dies wurde prachtvoll im Spiel von Clara Flaksmann wiedergegeben. Ganz anders Nr. 3, ein Allegretto und Nr. 4 Wanderlied. Ein feinsinnig klares Spiel, eher melancholisch in dem Erzählstil – wunderbar anrührend. Sowohl Läufe und Melodie als auch die Stimmungswechsel der einzelnen formal unterschiedlichen Teile, wurden sehr schön herausgearbeitet, die Melodie, singend und sprechend erzählt und sorgfältig von der Interpretin artikuliert. Clara Flaksmann bestach durch ihr sehr souveränes, technisch versiertes und ausdrucksstarkes Spiel mit diesem Vortrag der Stücke von Fanny Hensel.

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