Im Rahmen des 8. Tags der Archive lud das Archiv Frau und Musik in Frankfurt zu zwei Repertoiresessions ein. Neben akustischen Einblicken für Gitarre solo und Klavier solo führten die Repertoireleiterinnen Heike Matthiesen und Elisabeth Stäblein-Beinlich durch die Geschichte der jeweiligen Instrumentengattung. Sie zeigten, wie viele Komponistinnen Musik für Gitarre und Klavier schrieben und berichteten von den Hürden, die Frauen überwinden mussten, um das jeweilige Instrument spielen oder dafür komponieren zu dürfen.
Heike Matthiesen, Konzertgitarristin und Vorstandsmitglied des Frankfurter Tonkünstlerbundes, verband historische Fakten mit Hörbeispielen. Technisch eindrucksvoll stellte sie dabei den Unterschied zwischen Kompositionen von Gitarristinnen und Kompositionen von Nicht-Gitarristen dar. „Leider sind Frauen, die ausschließlich als Konzertgitarristin überleben können, noch immer selten“, erinnert sie das Publikum. Unterricht zu bekommen sei kein Problem, doch weltweit anerkannt zu werden, stellt sich für die meisten als eine unüberwindbare Hürde dar. Heike Matthiesen hat es geschafft und versucht, die unbekannten Gitarren-Komponistinnen weltweit mit auf die Bühne zu bringen.
„Wenn ich kann, versuche ich immer auch eine Komposition einer Frau im Programm aufzunehmen“, schildert sie dem Publikum. „Doch mehrere oder sehr moderne Stücke werden häufig nicht von den Veranstaltern akzeptiert.“
Und doch schrieben und schreiben Frauen Gitarrenstücke. Eines Tages werden sie hoffentlich gleichberechtigt auf der Bühne zu hören sein – gespielt von Gitarristen und von Gitarristinnen. Heike Matthiesen ebnet den Weg mit, indem sie in Zukunft als Gitarren- Expertin im Archiv Frau und Musik die Aufgabe eines Brückenkopfes übernimmt: Künstler/-innen und Wissenschaftlerinnen werden auf Basis von Heike Matthiesens praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen von ihr in Bezug auf Gitarrenkompositionen von Frauen beraten werden. Hierzu zählen Fragen nach Gitarren-Programmen, -Kompositionen, -Komponistinnen und Einschätzungen der Schwierigkeitsgrade.