Body
Der Südflügel des Schlosses Sondershausen empfängt seine Untermieter für eine ganze Woche. Groß – monumental – luftig – unendlich viele Probenräume für Registerproben – Raum für unendlich viel Musik. Große Werke stehen in dieser Woche an: Antonín Dvorák „Slawischer Tanz“, Wolfgang Amadeus Mozart „Sinfonie concertante“ für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur (mit Solisten aus den eigenen Orchesterreihen), Jean Sibelius „Finlandia“, Georges Bizet „L’Arlésienne-Suite Nr. 2“ und, als Zugabe und Gastgeschenk für die Kalibergbauregion um Bleicherode, Edvard Grieg „In der Halle des Bergkönigs“ aus der Peer-Gynt-Suite Nr. 1.
Gleichzeitig erreicht uns die Hiobsbotschaft, daß unsere Oboensolistin für Mozarts Concertante aus Krankheitsgründen absagen muß. Die fieberhafte Suche nach einem geeigneten „Ersatzmusiker“ beginnt, der möglichst schnell kommen kann und sich dann auch noch nahtlos in das übrige „Solistentrio“ einfügt. In Weimar werden wir „fündig“. Falk Stolzenburg übernimmt kurzfristig den Solopart und wichtige Stellen im Orchester – wir sind gerettet!
Die Registerdozenten der Staatskapelle Weimar kommen am nächsten Tag und nun ist kein Plätzchen im Südflügel mehr ohne Musik – aus allen Räumen dringt Mozart, Dvorák, Grieg, Bizet oder Sibelius – und diese Klänge mischen sich mit völlig anderem, denn einzelne Mitglieder üben zusätzlich für ihren Instrumentalunterricht! Das Solistenquartett ist auch heute noch nicht vollständig, kann aber als Trio bereits in separate Proben gehen. Der Dirigent und die organisatorische Betreuerin nutzen diese Zeit, um sich im nahegelegenen Bleicherode einen möglichen Konzertraum anzusehen und akustisch zu prüfen – unter Tage in zirka 640 Meter Tiefe! Hier, im glitzernden Steinsalz, wäre Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ an richtiger Stelle! Schade, schade, denn die Transportmöglichkeiten, um unter Tage zu kommen, sind leider nicht ausreichend. Damit muß der Konzertraum unter Tage leider erst einmal auf „Salz“ gelegt werden.
Konzert – das ist das Stichwort für das Wochenende! Am Samstag kommt es zu einem Wiedersehen mit dem Publikum der ersten öffentlichen Probe von 1993 in Sondershausen. Das Konzert des LJO im Haus der Kunst wird vom Südharzfernsehen aufgezeichnet. Am Sonntag steht der Bus nach Gotha bereit und im Kulturhaus der Fürstenresidenz zeigen die jungen Musiker/innen, daß sie eine ganze Woche am Klang gefeilt haben, dynamisch gereift sind und daß sich Repertoirekenntnis, Podiumssicherheit und das so wichtige Aufeinanderhören zu einer guten Mischung gefunden haben.
Die Kritik lobt die unverbrauchte Frische des Musizierens, das jugendliche Feuer im „Furiant“ Dvoráks, die Heiterkeit und dynamische Ausgewogenheit der „Concertante“ Mozarts, das reiche Kolorit in Bizets Suite und die begeistert aufgenommene „Halle des Bergkönigs“ als Zugabe.
70 junge Menschen haben eine ganze Woche ihrer Ferien (bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr) genutzt, um gemeinsame Zeit mit Musik und darüber hinaus mit viel Spaß zu verbringen. Sie konnten diese Woche mit zwei sehr erfolgreichen Konzerten beenden. Das Publikum war begeistert, und das zählt! Zu beiden Konzerten konnte das LJO seine erste CD und seine Jubiläumsbroschüre präsentieren.