Die landschaftlich reizvolle Uckermark verbinden die meisten sicher nicht unbedingt mit einem pulsierenden kulturellen Leben. Manchmal entstehen jedoch gerade in ländlichen Gebieten besonders interessante Projekte. So hat die Uckermärkische Kulturagentur in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule Uckermark in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Kinderoper herausgebracht. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren stehen als Solisten, im Chor und als Tänzer auf der Bühne, helfen hinter der Bühne tatkräftig mit oder spielen – gemeinsam mit dem Preußischen Kammerorchester – im Orchester.
Die Initialzündung ging 2006 vom Rotary Club Prenzlau aus, der die Kinderoper zu seinem Jahresprojekt machte. Unter der Projektleitung von Frauke Kuhfuß-Knauer wurde im April 2007 die Kinderoper „Cinderella“ von Peter Maxwell Davies mit 70 Kindern und Jugendlichen herausgebracht. Was an sich nicht spektakulär klingt, bedeutet ein riesiges Unternehmen in einem strukturschwachen Flächenkreis. Da die Kulturagentur und die Musikschule nicht auf die Infrastruktur eines Theaters zurückgreifen können, erfordert das von allen Beteiligten einen enormen Kraft- und Zeitaufwand und Idealismus.
Die durchweg positive Resonanz veranlasste die Kulturagentur für 2009, eine neue Produktion in Angriff zu nehmen. Dieses Mal fiel nach langer Stücksuche die Wahl auf die lustige Operette „Die Idee“ von Gustav Holst aus dem Jahr 1898, die so in der Übersetzung von Ralf Nürnberger am 18. April in Prenzlau ihre deutschsprachige Erstaufführung erfuhr. Das charmante Stück sprüht vor englischem Humor und leicht beschwingter und dennoch anspruchsvoller Musik. Chöre, Couplets, Songs, Ensembles und Tänze sind von originellen Dialogen verbunden. Die künstlerische Umsetzung des Stoffes von Gustav Holst und seinem Librettist Fritz B. Hart ist zeitlos treffend und sehr unterhaltsam.
Der Schwerpunkt dieses Musiktheater-Projektes liegt auf der professionellen künstlerischen Betreuung in allen Bereichen. Ulla Theißen, freischaffende Regisseurin aus Berlin, hat in einer schlüssigen und fantasievollen Inszenierung für alle Darsteller Rollen geschaffen, mit denen sie sich identifizieren können. Der Chefdirigent des Preußischen Kammerorchesters, Frank Zacher, hat in intensiven Proben mit Solisten, Chor und Orchester ein sicheres musikalisches Fundament gelegt. Von den Lehrern der Musikschule wurden die Kinder zusätzlich individuell und in Gruppen (Ballett) vorbereitet, die Darsteller erhielten Körper- und Schauspieltraining. Für die Kinder ist nicht nur Oper als Form ein Novum, sondern auch die Intensität der Arbeit mit bis zu sechs Stunden Proben täglich. Da muss jeder erst einmal über den eigenen Schatten springen. Umso größer ist nachher die Begeisterung der Kinder, wenn sie merken, wie viel sie über sich selbst hinaus gewachsen sind.
Im diesjährigen bundesweiten Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp!“ ist die Kinderoper „Die Idee“ Gewinner in der Sparte Musiktheater/altersübergreifend.