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Begrenzte Ausdrucksmittel: Cécile Verny. Foto: Ssirus W. Pakzad
Begrenzte Ausdrucksmittel: Cécile Verny. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Charme allein reicht nicht: Cécile Verny beim BMW Jazz Welt Award

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Mehrere Hundert Hörwillige waren beim dritten Matinee-Konzert des zweiten, „Voices In Jazz“ überschriebenen BMW Welt Jazz Awards gezwungen, sich den Auftritt via „public viewing“ im Hauptgebäude anzuschauen. Der Doppelkegel war hoffnungslos überfüllt – ein schöner, ein überwältigender Erfolg für die Kulturabteilung des Autobauers. Nach zwei Männern (Theo Bleckmann, Michael Schiefel) griff Cécile Verny als erste von vier Frauen, die bis in den März hinein um einen Pokal und ein stattliches Preisgeld singen, an diesem grauen Februarmorgen ins Wettbewerb-Geschehen ein.

Die in der Elfenbeinküste aufgewachsene Tochter eines Togolesen und einer Französin hatte ihr Publikum schnell im Griff: mit Charme, sonnigem Gemüt, einer einnehmenden Ausstrahlung, sanftem Witz und ihrem Hang zur Poesie. Diese Eigenschaften verdeckten schnell, dass musikalisch nicht alles zum Besten bestellt war. Sicher hat die seit über zwanzig Jahren in Freiburg lebende Sängerin ein angenehmes Timbre und stattet ihre Songs mit viel Feeling und Liebe aus – stimmlich aber sind ihr Grenzen gesetzt. Die Zahl ihrer Ausdrucksmittel bleibt überschaubar; in leisen Passagen oder in den Lagenwechseln sind immer wieder Intonationsungenauigkeiten auszumachen, und ihren Scat-Ausbrüchen fehlt eine gewisse Ordnung.

Hinzu kommt, dass Cécile Verny von ihrem recht harmlosen Trio nicht genug Anreize erhält. Auch wenn die weit über sechshundert Zuhörer im Saal es anders hörten – zwei ganze Sets kommen kritischen Ohren dann doch arg lang vor. Cécile Verny macht mit ihrer fraglos vorhandenen Aura über die volle Distanz eines Konzerts einfach nicht genug wett. Sie wird es schwer haben im direkten Vergleich mit ihren Konkurrentinnen. Wer Aufnahmen von ihren Mittstreiterinnen Maria de Fatima, Efrat Alony und Youn Sun Nah gehört hat, weiß, dass die sich stimmlich in einer anderen Liga aufhalten. Und Charme besitzen sie zu allem Überfluss auch noch. Auf das Votum der Jury kann man gespannt sein.

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