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Foto: Ssirus W. Pakzad
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Ein motorstarker Hybrid – 10. BMW Welt Jazz Award tankt mit dem Trio „LBT“ Techno-Kraftstoff auf

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Welche Musik zum Auftakt des 10. BMW Welt Jazz Awards gespielt werden würde, deuteten schon die deutlich dezimierten Stuhlreihen im Doppelkegel an: solche, für die der Zuhörer einfach Bewegungsfreiheit braucht. Es wurde vereinzelt auch tatsächlich getanzt, zumindest aber heftig gewippt, als sich das Münchner Trio „LBT“ mit einem motorstarken Hybriden aus Jazz und wuchtigem Techno um eine Teilnahme am Wettbewerbs-Finale im Juni bemühte.

„Jazz Moves“ ist der diesjährige „BMW Welt Jazz Award“ übertitelt. Das Motto passt gut zum Münchner Autobauer, der ja mit Mobilität wirbt. Der 10. Jahrgang des Wettbewerbs ist gleichzeitig der Versuch, sich ein jüngeres Publikum zu erschließen, eines, das vielleicht nicht in erster Linie intellektuell, sondern auch körperlich angesprochen werden will.

Allerdings fuhr nicht nur jungen Menschen die Musik des Trios „LBT“ in die Gliedmaßen. Die baut sich subtil über einem wummernden, stampfenden Rave-Beat auf. Die eigentlich furchtbar simple Rhythmik reicht Pianist und Bandleader Leo Betzl, Bassist Maximilian Hirning und Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber, die aus dem Pool der so hippen wie kultigen „Jazzrausch Bigband“ stammen, allerdings nicht – sie umspielen den Groove gekonnt. Über lange Passagen setzt er zumindest im hörbaren Bereich aus, weicht Lautmalerischem, Atmosphärischem, zartem Rubatieren, klassischen Einschüben, swingenden Improvisationen – und läuft doch schnurstracks immer weiter – die drei Musiker bekommen den gleichmäßigen Puls ihrer Musik in Form eines elektronischen Metronoms namens „Click Track“ auf ihre Kopfhörer gespielt und bleiben somit während der zwei durchgehenden Sets immer dran am roten Faden.

Spannung verliert der coole Club-Sound von LBT nicht, weil dauernd variiert wird, sich Betzl und die Seinen nie ermüdend lange bei einem Segment aufhalten und munter zwischen den Polen pendeln – zwischen laut und leise, konkret und abstrakt, Auf und Ab, Techno und Jazz. Sie beherrschen das „Tension and Release“-Spielchen perfekt.

Der Jubel nach beiden Sets: gewaltig. Doch einigen Stamm-Besuchern des BMW Welt Jazz Awards war das musikalische Treiben durchaus suspekt. Es war abzusehen, dass Musik wie die im ersten Konzert nicht jedermanns Sache sein würde.  

Die Jury, die beim BMW Welt Jazz Award in einer Blindverkostung die Künstler-Auswahl für den Wettbewerb bestimmt, hat das diesjährige Motto – wie in anderen Jahrgängen auch schon – übrigens sehr weit ausgelegt. Das stilistische Spektrum reicht in den sechs Sonntagskonzerten vom Soul-Jazz bis zum Tango.   

Der „BMW Welt Jazz Award“ wird am kommenden Sonntag mit einem Matinee-Konzert (11 Uhr) des „Soul Trios“ um den finnischen Trompeter Jukka Eskola fortgesetzt.

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