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Symbolbild - bringt Farbe ins Netz. Foto: Hufner
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Flammenzeichen – Younghi Pagh-Paan im Komponistenporträt der Stuttgarter Konzertreihe „Musik am 13.“

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„Ich schreibe weder koreanische noch europäische Musik, sondern einfach meine eigene“, bekennt Younghi Pagh-Paan, die seit 1974 in Deutschland lebt. Im 8. Komponistenporträt, das Kirchenkreiskantor Jörg-Hannes Hahn der 65-jährigen Südkoreanerin jetzt im Rahmen seiner ambitionierten Konzertreihe „Musik am 13.“ in der Stuttgarter Stadtkirche Bad Cannstatt widmete, konnte man das anhand einer kleinen, aber feinen Auswahl an Werken hörend nachvollziehen.

Kraftvoll sei ihre Musik, aber nicht wegen der Lautstärke, sondern wegen des Flusses, dem sie sich hingebe – so charakterisierte Ewald Liska in seiner Einleitung treffend die Kunst Pagh-Paans. Der These folgte auch sogleich der Beweis. Ein kraftvoller Sog ging von „Flammenzeichen“ aus, einem langen Trauergesang für Frauenstimme, in dem Pagh-Paan 1983 Fragmente aus Flugblättern, Aussagen und Briefen der Widerstandsgruppe Weiße Rose vertont hat. „Flammenzeichen“ setzt aber nicht auf Larmoyanz, sondern auf Stärke und Aufbegehren. Sie seien „Licht für das deutsche Volk“ gewesen, sagte Pagh-Paan im Gespräch mit Ewald Liska über die jungen Widerstandskämpfer der Weißen Rose. Klagen, Anklagen, Flüstern, atemloses Skandieren sind die stimmlichen Ausdrucksmittel in „Flammenzeichen“. Aber auch kleine Schlaginstrumente brachte Sopranistin Barbara Stein während ihres aufwühlenden Vortrags zum Klingen. Ein Mittel, das der koreanischen Tradition der epischen Pansori-Gesänge entstammt, in denen die Solosänger von einem Trommelspieler begleitet werden. Sie wolle koreanische Musik aber keinesfalls nachahmen, erklärte Pagh-Paan, wenngleich der „lange Atemzug der asiatischen Musik“ alle ihre Kompositionen präge.

Dass ihre Musik vor allem aus einer großen emotionalen Tiefe schöpft, brachte das klangmagische „NE MA-UM“ (Mein Herz) für Akkordeon solo von 1996 an den Tag, fantastisch interpretiert von Katjana Sedelmayr, die neben den virtuosen Aufgaben ebenfalls kleine Schlaginstrumente einzusetzen hatte. Dasselbe Stück erfuhr dann in der Bearbeitung „Bleibt in mir und ich in euch“ von 2007 für Orgel (Jörg-Hannes Hahn) und Schlagzeug (Klaus Sebastian Dreher) eine immense räumliche Weitung. Die an- und abschwellende feine Klanglichkeit des Akkordeons wurde jetzt in ein mächtiges, sakrales Universum überführt. „Hin-Nun II/Weißer Schnee“ von 2005 für sechs Vokalsolisten (Leitung: Johannes Knecht) schließlich offenbarte Pagh-Paans Affinität auch zu satter, farbig-vibrierender Vokalpolyphonie.

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