Hauptbild
Elisabeth Starzinger als Blumenfrau und der Kinderchor der Komische Oper in Pierangelo Valtinonis „Schneekönigin“. Foto: Iko Freese/Drama-berlin.de
Elisabeth Starzinger als Blumenfrau und der Kinderchor der Komische Oper in Pierangelo Valtinonis „Schneekönigin“. Foto: Iko Freese/Drama-berlin.de
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Kinderoper, ernst genommen: Pierangelo Valtinonis „Die Schneekönigin“ an der Komischen Oper Berlin

Publikationsdatum
Body

Für eine Kinderoper waren bemerkenswert wenige Kinder im Publikum – bei der Uraufführung der „Schneekönigin“ von Pierangelo Valtinoni in der Komischen Oper in Berlin. Da hat sich zumindest in Teilen wohl doch das übliche Premierenpublikum durchgesetzt – durchmischt vermutlich durch die Großfamilien der jungen und ganz jungen Beteiligten.

Denn auf der Bühne spielten die Kinder eine Hauptrolle: In der eigentlichen Geschichte von Kay und Gerda (diese gespielt und gesungen von „Profis“: Matthias Siddhartha Otto und Anna Borchers), vor allem aber auch in Gestalt des Kinderchors der Komischen Oper Berlin. In fast jeder Szene hatte der Komponist diesem eine wesentliche Rolle zugedacht, und die jungen Sänger sangen und spielten, dass es eine Freude war.

Nicht nur stimmlich waren sie offenbar von Christoph Rosiny und Jane Richter hervorragend vorbereitet worden. Auch die Bewegungs-Arbeit, die hier geleistet wurde, ist nicht zu unterschätzen. Ob als Kinder auf dem Rummel, als seltsame Vögel, Blumen, Künstler und Akrobaten am Hof der Prinzessin oder Soldaten der „Schneekönigin“: Stets gingen sie auf in ihrer Rolle und gestalteten das Geschehen bunt und lebendig. Nicht immer tut man jungen Stimmen unbedingt einen Gefallen, wenn man sie noch dazu in einem solchen Haus (zu früh?) als Solisten heraushebt. In zwei Fällen ist es hier mehr als gelungen: Charlotte Schetelich als Gerdas Freundin und Sophia Duwensee als Räubertochter wurden den Anforderungen an eine solistische Darstellung mehr als gerecht und entsprechend mit Beifall belohnt.

Die Geschichte ist jedem bekannt, der Andersens Märchen liebt: Die Freunde Kay und Gerda sind unzertrennlich – bis Kays Herz vom Splitter eines bösen Zauberspiegels getroffen wird, der Herzen zu Eis gefrieren lässt. Er lässt sich von der „Schneekönigin“ verlocken und verschwindet. Gerda aber macht sich auf ihn zu suchen. Dabei trifft sie auf teils böse, teils skurrile, teils hilfsbereite Wesen, besteht alle Gefahren und schafft es schließlich, den Freund zu finden und sein bereits gefrorenes Herz mit ihren Tränen zu schmelzen.

Dem Komponisten ist es gelungen, die Geschichte musikalisch treffend zu illustrieren. Die Mischung aus Zauber, Emotion und Witz kommt in der durchweg eingängigen Musik gelungen zum Ausdruck. Die Grenzen zum Musical-Klang sind teilweise fließend; die Tatsache, dass durchweg verstärkt gesungen und gesprochen wird, vertieft diesen Eindruck der Genre-Vermischung. Die anfängliche Unverständlichkeit des gesungenen wie des gesprochenen Textes (Empfehlung an kleine und große Zuschauer: Das Märchen sollte vorbereitend zu Hause gelesen werden) verliert sich im Lauf der Handlung, die neben der anrührenden Geschichte einer Freundschaft durchaus auch Szenen mit Witz aufweist: zum Beispiel, wenn die durchgeknallte Blumenverkäuferin (herrlich: Elisabeth Starzinger) alles daran setzt, Gerda von der Weiterreise abzuhalten, wenn der harmlose, aber letztendlich feige Herr Rabe (Mirko Janiska) seine Stelz-Bewegungen vollzieht oder wenn das motorisierte Rentier (Carsten Sabrowski) voller Verlangen nach einer heißen Suppe giert…

Lebhaft und kindgerecht von Anisha Bondy inszeniert, kommt der Aufführung vor allem im Bereich Ausstattung höchstes Lob zu. Das Bühnenbild (Henrik Ahr) und besonders alle Kostüme (Miriam Draxl, Cristina Nyffeler) sind liebevoll und aufwändig gestaltet, die Licht-Inszenierung (Franck Evin) untermalt wirkungsvoll die emotional berührenden oder auch die unheimlichen Szenen des Stücks.
Insgesamt hat die Komische Oper mit dieser Uraufführung bewiesen, dass das Genre Kinderoper für sie keinesfalls eine „Oper zweiten Ranges“ ist.

Weitere Termine: 31.10./1., 8., 21., 22.11.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!