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Ungewisse Zukunft für Landesbühnen Sachsen. Foto: SMWK
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Novellierung des Kulturraumgesetzes = Ungewisse Zukunft für Landesbühnen Sachsen

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Die Landesbühnen Sachsen in Radebeul stehen vor einer ungewissen Zukunft: Sie sollen noch mehr Vorstellungen spielen als bisher, dafür aber mit deutlich weniger Geld auskommen. Schon jetzt spielt die Bühne quer durch Sachsen viel mehr Vorstellungen als das Jahr Tage hat, soll sich nun aber weitere Gastspielorte suchen. So sieht es die Novellierung des Kulturraumgesetzes vor, die der Sächsische Landtag kurz vor Weihnachten beschlossen hat.

Zweite wichtige Änderung: Die Stadt Radebeul soll sich, anders als bisher, an der Finanzierung der Landesbühnen beteiligen. Die Kommune aber verweist auf leere Kassen. 650 Vorstellungen geben die Landesbühnen pro Jahr: Oper, Operette, Musical, Ballett, Schauspiel und Konzert. Das sind rein statistisch 1,8 Vorstellungen pro Tag, von Torgau bis Sebnitz, von Bad Elster bis Hoyerswerda. Und das Angebot reicht vom Klassenzimmerstück mit einer Schauspielerin bis zu Beethovens «Fidelio» mit 115 Beteiligten. Bislang wurden die Landesbühnen mit 14 Millionen Euro allein aus dem Etat des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst finanziert. Nun plant das Land seinen Rückzug. Künftig soll die Bühne auch von den Kulturräumen mitfinanziert werden. Die sind darüber alles andere als glücklich und beklagen, dass ihnen das Geld nun an anderer Stelle fehlt.

Aber auch die Landesbühnen selbst sollen pro Jahr 800.000 Euro einsparen und trotzdem ihren Wirkungskreis noch vergrößern. «Wir sind ein sehr wirtschaftlich geführtes Theater, jede Karte wird mit nur 67 Euro bezuschusst, das muss man erst mal hinkriegen», betont Till Wanschura, geschäftsführender Direktor. Nach den Plänen sind die Landesbühnen schon jetzt in etwa 68 Orten des Freistaates unterwegs. Künftig sollen es noch mehr sein. Ob das qualitativ zu schaffen sei, müsse man sehen, so Wanschura. Möglicherweise werde dann die Zahl der Vorstellungen im Stammhaus in Radebeul und auf der Felsenbühne Rathen sinken.

Radebeul sieht sich nicht als Trittbrettfahrer
So oder so wird es nicht einfach. Denn bei der Suche nach neuen Gastspielorten stehen die Theatermacher in Radebeul in Konkurrenz zu anderen, reisenden Landesbühnen, zu privaten Tourneetheatern und Gastspielangeboten aus Tschechien und Polen. Vor allem aber müssen die Kommunen, die das Landestheater buchen sollen, erst mal das Geld haben, solche Gastspiele zu bezahlen.

Die Stadt Radebeul, Stammsitz der Landesbühnen, musste sich anders als andere Kommunen bislang nicht an der Finanzierung des Theaters beteiligen. Das soll sich nun ändern. Das Kunstministerium in Dresden fordert bis zum 30. April 2011 ein Bekenntnis zu den Landesbühnen. Zu deren Etat soll die Stadt Radebeul 300.000 Euro in diesem Jahr und von 2012 an jährlich 600.000 Euro beisteuern. Oberbürgermeister Bert Wendsche sieht dies kritisch. «Landes-Bühnen sind Landes-Einrichtungen» und müssten auch von dort finanziert werden. «Wir sind durch die Änderung des Gesetzes doppelt beladen: Als Mitglied des Kulturraums treffen uns die Einsparungen genauso wie alle anderen, auch bei den von uns geförderten Institutionen wird gekürzt.»

Wendsche tritt zugleich dem Eindruck entgegen, Radebeul nutze als «Trittbrettfahrer» die Vorteile des Kulturraums und verweist auf die finanzielle Beteiligung an der Traditionsbahn, am Karl-May-Museum und am historischen Weingut Hof Lößnitz, einem bedeutenden Baudenkmal. Schon jetzt gebe die Stadt Radebeul mit ihren 33.000 Einwohnern 1,9 Millionen Euro für Kultur aus. Im Etatentwurf für 2011 steht demnach für alle Investitionen beispielsweise in Schulen, Straßen und Kitas insgesamt gerade mal eine Million an Eigenmitteln zur Verfügung. Davon 600.000 Euro für die Landesbühnen auszugeben, sprenge «jeden Rahmen».

 

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