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Foto: Van den Valentyn Architektur
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Leere Stadtkassen: Planungen für Bochumer Symphonie stocken

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Neue Konzerthäuser sind in den vergangenen Jahren unter anderem in Dortmund und Essen entstanden. 2010 wollte auch die Nachbarstadt Bochum nachziehen und mit den Bauarbeiten zu ihrer Symphonie beginnen. Doch nun droht das Vorhaben an der klammen Kassenlage der Stadt zu scheitern. Der Arnsberger Regierungspräsident Helmut Diegel (CDU) erklärt ausdrücklich, dass die Stadt für den Bau eines Konzerthauses kein Geld hat. Nun hofft die Kommune auf finanzielle Hilfe vom Land.

Trotz der Finanzprobleme und der Notwendigkeit, ein Haushaltssicherungskonzept auf die Beine zu stellen, bleibe ein Konzerthaus für Bochum eine wichtige Einrichtung, sagt dagegen ein Sprecher der Stadtverwaltung. Schließlich habe Bochum zwar ein symphonisches Orchester, aber keine Spielstätte. Derzeit spielen die Bochumer Symphoniker vor allem im Audi-Max der Ruhr-Uni, bisweilen auch in der Jahrhunderthalle oder dem Schauspielhaus.

«Wenn wir uns ein Orchester mit sechs bis sieben Millionen Euro pro Jahr leisten, braucht es eine Spielstätte. Zudem erwarten wir uns einen Schub für die Stadtentwicklung», sagte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) unlängst einer Zeitung.

Das Projekt ist zudem ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Über die Stiftung Bochumer Symphonie wurden bei den Bürgern schon 12,3 Millionen Euro für den Bau der Konzerthalle gesammelt - wobei allein der aus Bochum stammende Lotto-Unternehmer Norman Faber das Vorhaben mit fünf Millionen Euro unterstützt. Hinzu kommen zwei Millionen Euro Zuwendungen aus einem Werbe- und Marketingetat. Überdies gab es in Bochum ein Benefiz-Konzert mit Herbert Grönemeyer, bei dem ebenfalls für das Vorhaben gesammelt worden war.

Doch während der 29,3 Millionen Euro teure Bau in der Öffentlichkeit viele Unterstützer findet, schlagen die Finanzprobleme bei der Stadt Bochum voll durch. Die von der Stadt zugesagten 15 Millionen Euro können derzeit nicht gewährt werden. In einem Gespräch mit Oberbürgermeisterin Scholz hatte Regierungspräsident Diegel Einsparungen von jährlich 140 Millionen Euro eingefordert. Angesichts der Verschuldung könne sich die Stadt weder den Bau noch den Betrieb des Konzerthauses leisten, da der Gesundheitscampus in Bochum Vorrang habe. Diese Aussage gelte ohne «Wenn und Aber», heißt es.

Dabei sind die Planungen für die Kultureinrichtung an der Marienkirche - nahe dem Schauspielhaus - schon weit fortgeschritten. Die Ausschreibung für das Konzerthaus, das Platz für rund 1000 Zuschauer bieten soll, ist bereits abgeschlossen. Doch wegen der Haushaltsprobleme scheinen die Planungen nun Makulatur. Bei den Symphonikern kompensiert man die aktuelle Lage mit Galgenhumor. «Totgesagte leben länger», sagt Generalmusikdirektor Steven Sloane.

Stadt und Symphoniker geben den Kampf nicht verloren. Nun hoffen sie auf finanzielle Unterstützung des Landes. Das Geld soll aus einem Topf stammen, der ursprünglich für den Ausbau des Museums Küppersmühle in Duisburg vorgesehen war. Da dieses Geld aufgrund von höheren Sponsorengeldern nicht benötigt wurde, könnte es möglicherweise für das Bochumer Konzerthaus verwendet werden. Entsprechende Gespräche sind im Gange. «Die Chancen liegen bei 50 zu 50», sagt der Marketing-Manager der Stiftung Bochumer Symphonie, Dirk Mertens. Sollte das Geld nicht fließen, könne man in Bochum wohl nur noch auf die «reiche Erbtante aus Amerika» hoffen, sagt Mertens. Falls das Konzerthaus überhaupt nicht realisiert wird, erhalten die Spender das Geld zurückgezahlt.
 

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